Gespenster Kuesst Man Nicht
Gelände von einem Geist mit einem Beil heimgesucht wird, wäre es doch naheliegend, wenn man versuchen würde, den Mord so zu decken, oder?«
»Detective!«, rief da jemand hinter uns. Wir drehten uns um. Einer der Polizisten schob Nicholas Habbernathy vor sich her. Nicholas’ Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, und er ließ den Kopf hängen. Ich bemerkte sofort, dass sein Hemd dunkel verschmiert war und er an den Knien Grasflecke auf der Jeans hatte. »Den hab ich dort hinten gefunden, hinter dem Wohngebäude. Das da hatte er bei sich.« Der Polizist hielt ein blutiges Beil in die Höhe.
»Nein«, sagte ich. »Nicht Nicky!«
Der Polizist bedeutete Nicholas, anzuhalten. Dem strömten die Tränen über die Wangen. »Ich hab nichts getan!«, schluchzte er. »Ich hab nichts getan!«
»Er hatte schon angefangen, ein Loch zu buddeln. Das Beil hatte er bei sich. Sah so aus, als wollte er die Tatwaffe verstecken.«
»Begraben!«, wimmerte Nicky. »Ich muss das Kriegsbeil begraben!«
Ich sah ihn scharf an. Das klang entschieden zu ironisch für Nicky. »Wer hat dir das gesagt?«
»Eric!«, jammerte Nicholas. »Er hat mir gesagt, ich soll das Kriegsbeil begraben. Vergeben und vergessen.«
Muckleroy sah mich an. »Also ist Eric zu Nicky gegangen, nachdem er Sie ins Lehrerzimmer gelotst hatte?«
»Es würde erklären, warum er so schnell verschwand, sobald wir oben waren.«
»Glauben Sie, Eric hat ihn dazu angestiftet?«
»Wozu angestiftet?«
»Na, Skolaris zu töten«, sagte Muckleroy ungeduldig.
Ich wandte mich an Nicholas. »Nicky, hast du Mr Skolaris wehgetan?«
»Nein!«, stieß Nicholas hervor. »Ich hab gesehen, dass dir ein Mann hinterherrennt! Ich bin ihm nachgerannt, und er hat das da fallen lassen. Eric sagt immer, ich soll das Kriegsbeil begraben. Also hab ich’s getan.«
»Was ist mit dem Mann passiert, der mir nachgerannt ist?«
Nicholas schwieg. Er schien sehr genau zu überlegen, was er sagen sollte. »Weiß nicht«, sagte er schließlich.
»Nicky«, sagte ich ernst, »wenn du weißt, wer dieser Mann war oder wohin er verschwunden ist, musst du uns das sagen. Das ist sehr wichtig.«
Nicholas hob die Schultern. »Weiß nicht«, wiederholte er.
Muckleroy seufzte. »Bringen Sie ihn ins Auto«, sagte er zu dem Polizisten. »Nehmen Sie ihn als Mordverdächtigen fest, und rufen Sie seinen Bruder an. Mit dem will ich sowieso reden.«
»Aber er hat doch gerade gesagt, dass ers nicht war!«, protestierte ich.
Muckleroy sah mich an, als wäre ich unwahrscheinlich naiv. »Wenn Sie damit besser leben können, M.J., nehme ich halt den Mann fest, den wir bei der Entsorgung einer Mordwaffe erwischt haben.«
»Detective.« Ich hielt mich mühsam zurück, um ihn nicht anzuschreien. »Ich weiß, dass ers nicht getan hat.«
»Können Sie mir dann eine Beschreibung des tatsächlichen Täters geben?«
Ich zögerte. »Nicht so richtig«, musste ich zugeben. »Es war dunkel, und ich war nicht nahe genug dran, aber ich weiß noch, dass er groß war.«
Muckleroy schenkte Nicholas einen eindringlichen Blick. »Nicholas. Wie groß bist du?«
»Ein Meter fünfundachtzig. Ich bin einen Meter fünfundachtzig groß.«
»Der Mann, den ich gesehen habe, war größer!«, beharrte ich.
»Ach, dann haben wir’s mit einem NBA-Basketballer zu tun, oder was?«, fragte Muckleroy sarkastisch und gab dem Beamten ein Zeichen, Nicholas abzuführen.
»Bob«, flehte ich, »Sie müssen mir glauben. Ich weiß, dass Nicky Skolaris nicht umgebracht hat. Der Junge ist ein herzensguter Mensch. So was hätte er nicht fertiggebracht!«
»Und das wissen Sie, weil …?«, fragte Muckleroy skeptisch.
»Weil wir Zeit mit ihm verbracht haben«, sagte ich abwehrend. »Gil und ich sind in einer Nacht lange bei ihm gewesen. Er ist ein ganz lieber Kerl, der keiner Fliege was zuleide tun könnte!«
»Reden wir da über denselben Mann, der vor ein paar Nächten Gilley mit dem Baseballschläger attackiert hat?«, fragte Muckleroy.
»Das war was anderes!«, beharrte ich.
Aber Muckleroy gab nicht klein bei. »Egal. Ich werde ihn trotzdem vernehmen. Nur der Vollständigkeit halber.«
Inzwischen wimmelte das Gelände von Polizisten und Spurensicherungsleuten. »Detective!«, rief einer. Bob sah sich um. Ein Cop, der blaue Latexhandschuhe trug, kam auf uns zu. Er hielt ein zerknittertes, blutiges Blatt Papier in die Höhe.
»Was ist das?« Muckleroy ging dem Mann entgegen.
»Das hatte das Opfer in der Hand. In seinen Taschen steckt
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