Gespenster Kuesst Man Nicht
schlafen?«
Ich lächelte. »Klar, Babe.« Ich zog die Decke zurück und schlüpfte darunter. »Aber wenn du schnarchst, werf ich dich in hohem Bogen raus.«
»Aber du darfst schnarchen, oder was?«, fragte Gil mit kaum verhohlenem Grinsen.
Ich lachte und versetzte ihm scherzhaft einen Stoß, als er unter die Decke schlüpfte. »Halt die Klappe.«
Aber Gil dachte nicht daran. »Nur eines: Träum bitte nicht von Doc Sahneschnitte. Ich war nicht begeistert, wenn du plötzlich denken würdest, du lägst neben deinem Märchenprinzen.«
Ich kicherte. »Vertrau mir. Wir wissen doch alle genau, dass du der Typ mit dem Zauberstab und den Flügeln bist, der Kürbisse in Kutschen verwandelt.«
»Tja, dann musst du dir bloß noch den gläsernen Schuh anziehen, Prinzessin«, sagte Gilley und drehte sich auf die andere Seite.
Während ich auf Gilleys Atem lauschte, der bald tief und regelmäßig wurde, war mein letzter Gedanke, dass ich irgendetwas übersehen hatte, was uns womöglich einen Riesenschritt vorwärts gebracht hätte. Wäre ich nicht so müde gewesen, wäre ich vielleicht noch dahintergekommen.
11
»Ein süßes Paar, die beiden«, sagte eine Männerstimme.
Ich riss entsetzt die Augen auf. Dicht vor mir sah ich Gilleys Gesicht, auf dem der gleiche Schrecken zu lesen war.
»Wäre eine Schande, sie zu stören«, sagte eine Frauenstimme.
Mit einem Ruck setzten Gilley und ich uns auf und sahen uns den Sprechern gegenüber. Es waren Steven und Karen, die am Fußende des Bettes standen und uns verschmitzt betrachteten.
»Das sieht nur so aus!«, rief ich, als hätten sie uns auf frischer Tat ertappt, und rutschte an den Rand des Bettes, so weit von Gilley entfernt wie möglich.
»Wir sind nicht zusammen!«, fügte Gil hinzu und rutschte an den anderen Rand.
»Er ist schwul«, sagte ich.
»Sie ist hetero«, sagte er im selben Moment, und wir beeilten uns beide aufzustehen. Steven und Karen hielten das Lachen zunächst zurück, platzten dann aber doch heraus und zeigten mit dem Finger auf uns, während Gil und mir jeweils beim Anblick des anderen bewusst wurde, wie zerzaust und aufgescheucht wir aussahen. »Ich geh mal duschen«, brummte Gilley griesgrämig und finster zur Tür hinaus.
»Was hat er für ein Problem?«, fragte Steven, noch immer grinsend.
»Wir hatten eine harte Nacht, und mit nur«, ich warf einen Blick auf den Wecker, »vier Stunden Schlaf kommt er einfach nicht aus.«
Karen staunte. »Ihr seid heute Nacht erst um vier heimgekommen?«
Ich rieb mir die trockenen, juckenden Augen. »Wie gesagt, es war eine harte Nacht.«
»Was ist passiert?« Stevens belustigter Gesichtsausdruck war wie weggewischt. Er kam zu mir und strich mit dem Finger über meine Schramme auf der Stirn.
»Ist eine lange Geschichte«, antwortete ich. »Sagt mal, wollt ihr beide nicht in die Küche gehen, damit ich mich fertig machen kann? In einer Minute komme ich runter und setze euch ins Bild.«
Karen umarmte mich kurz. »Nur keine Eile. Wir gehen schon.«
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, warf ich noch einen sehnsüchtigen Blick auf mein zerknautschtes Bett. Müde seufzend zwang ich mich, ins Bad zu gehen, duschte kurz und zog mir frische Klamotten an.
Aus der Küche schlug mir schon ein herrlicher Duft entgegen, eine Mischung aus Kaffee und etwas Köstlichem, das auf dem Herd stand. »Was machst du da?«, fragte ich Steven beim Eintreten.
»Etwas sehr Leckeres. Blaubeerbinsen«, sagte er. »Oder Blaubeertransen?«
Ich musste grinsen. »Blaubeerplinsen. Binsen oder Transen stell ich mir nicht besonders lecker vor.«
»Okay. Plinsen. Ich nehme an, Binsen oder Transen sind nichts zum Kochen?«
»Nein, ganz bestimmt nicht.«
Karen lehnte am Tresen und sah selbst um diese unchristliche Uhrzeit glänzend aus. »Wie war Europa?«, fragte ich, als sie mir eine Tasse Kaffee in die Hand drückte.
»Ganz nett.« Das war Karensprache für: fantastisch.
Ich bohrte ungeniert weiter. »Seid ihr beide wieder zusammen?«
»Wer weiß?«, meinte sie mit einer vagen Handbewegung.
»John wäre sicher glücklich darüber. Sieht doch so aus, als hätte er dich wirklich vermisst und würde sich sehnlich eine zweite Chance wünschen.«
Karen nippte an ihrem Kaffee, sah mich über den Rand der Tasse hinweg an und schwieg hartnäckig. Hinter uns kam jemand an geschlurft. Wir drehten uns um. Gilley war an den Tisch getreten. Er sah verquollen und übermüdet aus. »Ist das was zu essen?«, fragte er
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