Gespenster um Al Wheeler
Ihre
Berichte nicht ?«
»Nein«, sagte ich entschieden.
»Sie stimmen .«
Er zuckte steif die Schultern. »Dann
muß ich mich geirrt haben. Ich muß mich hinsichtlich des Zeitpunkts geirrt
haben, an dem Barnaby von meinem Vater hinausgeworfen wurde — ich glaube, das
können Sie mir nicht verdenken, Lieutenant. Fünf Jahre ist eine verteufelt
lange Zeit, um sich an genaue Tage und Daten zu erinnern .«
»Klar«, sagte ich gelassen.
»Sie haben Ihren Bruder seit damals nicht wiedergesehen ?«
»Nie«, sagte er kurz.
»Sie haben nicht einmal eine
Postkarte von ihm bekommen ?«
»Ich finde das kein besonders
erfreuliches Gesprächsthema, Lieutenant«, sagte er finster.
»Sie haben nicht die geringste
Ahnung, was er getan hat, nachdem er das Haus verlassen hatte? Wohin er vom
Valley aus gegangen ist ?«
»Ich weiß nicht genau, wie
viele Variationen von Neinsagen es gibt, Lieutenant«,
knurrte er. »Aber der Vorrat muß jetzt bald aufgebraucht sein .«
»Vermutlich«, sagte ich.
»Vielen Dank, Mr. Sumner — und vergessen Sie nicht, an den einschlägigen
Stellen anzurufen und sich wegen Martinelli und Duprez zu erkundigen !«
»Kann ich jetzt gehen ?« knurrte er.
»Auf Wiedersehen, Mr. Sumner«,
sagte ich und blickte wieder auf die prächtige Aussicht. »Machen Sie sich bitte
nicht die Mühe, mir den Eingang zu Ihrem Valley zu zeigen — ich werde selber
dorthin finden .«
SIEBENTES KAPITEL
A m Empfang des Pines Hotels hatte derselbe Angestellte Dienst wie gestern, und seine Brillengläser
beschlugen sich leicht, als ich mich ihm näherte. Er erkannte mich wieder.
»Guten Abend, Lieutenant. Miss
Shoemaker ist in ihrem Appartement .«
»Danke«, sagte ich. »Wie steht
es mit Mr. Martinelli ? Ist er auch in seinem
Appartement ?«
» Martinelli ?«
Er runzelte besorgt die Stirn. »Wir scheinen im Augenblick mehr Gäste zu haben,
für die sich die Polizei interessiert, als normalerweise im ganzen Jahr !«
»Wahrscheinlich hat das etwas
mit den Farbtönungen zu tun«, sagte ich träge. »Haben Sie kürzlich Zimmer
renovieren lassen ?«
Seine Augen weiteten sich in
plötzlicher Bewunderung. »Himmel! Sie haben recht ,
Lieutenant! Erst vor zwei Wochen sind wir mit der Renovierung der Appartements
in den obersten drei Stockwerken fertig geworden .«
»Wirklich ?« sagte ich überrascht.
»Und wo ist Miss Shoemaker ?« fragte er triumphierend. »Im Dachgartenappartement! Mr. Martinelli — Appartement neunzehn-null-eins im Stock
darunter!«
»Danke«, sagte ich.
Er schüttelte bewundernd den
Kopf. »Ich glaube, Kriminalistik ist heutzutage wirklich die reine
Wissenschaft, Lieutenant. Ich wette, es müßte sich schon um ganz gerissene
Burschen handeln, um etwas gegen Sie ausrichten zu können .«
»Da haben Sie verdammt recht«,
pflichtete ich bei. »Übrigens — sind Sie vielleicht an
Golden-Gate-Bridge-Aktien interessiert? Sie könnten Sie fast geschenkt bekommen .«
Diesmal beschlugen sich seine
Brillengläser völlig, und so vertauschte ich den Empfangstisch gegen einen
Aufzug und fuhr zum neunzehnten Stock empor. Martinelli öffnete die Tür seines Appartements und sah bei meinem Anblick nicht übermäßig
erfreut aus. »Was, zum Teufel, wollen Sie denn ?« krächzte er.
»Mit Ihnen sprechen, Gabriele«,
sagte ich geduldig. »Was sonst?«
»Wir sind eben dabei, einen
Nachtbummel in der Stadt zu machen .«
»Dann widmen Sie mir die ersten
zehn Minuten davon .« Ich schob mich sachte an ihm
vorbei in das Appartement.
»Honiglämmchen !« rief eine schrille Stimme aus dem Schlafzimmer. »Meinst
du, ich soll wieder die Perlen tragen, oder sehen vielleicht die Smaragde
besser zu diesem Kleid aus? Ich komme gleich und zeige dir, was ich meine. Wart
auf mich, Zuckerschnuckelchen .«
Fünf Sekunden später kam Georgie fröhlich ins Zimmer gehüpft, eine Perlenkette in
der einen und die Smaragde in der anderen Hand. Georgie war von Natur großzügig angelegt, so daß, als sie zum Halten kam, das meiste an
ihr weiterhüpfte. Sie war offensichtlich noch beim Anziehen, und bis jetzt
hatte sie erst das Büstenhalter- und Höschenstadium erreicht — beides aus schwarzem Satin mit einem großen, aus wild gewordenen
Rosenknospen bestehenden Muster. Das Ganze erinnerte an die Verpackung einer Pralinéschachtel , die mir den Appetit auf Schokolade für
den Rest meines Lebens hätte verderben können.
Plötzlich wurde ihr bewußt, daß
Besuch da war, und sie brach in munteres Gekicher aus. »Oh! ’
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