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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Himmel!« Sie
lächelte bedauernd. »Sie haben heute Pech, Lieutenant! Er ist im Augenblick in
einem der Orangenhaine auf der anderen Seite des Valley. Aber ich glaube nicht,
daß er allzu lange wegbleiben wird. Wenn Sie vielleicht warten wollen... ?«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Ich
werde draußen auf ihn warten, wenn ich darf. Ein kleiner Spaziergang wird mir
guttun .«
    »Natürlich.« Sie zögerte einen
Augenblick. »Lieutenant — würden Sie es für sehr anmaßend halten, wenn ich Sie
frage, ob ich Sie begleiten darf ?«
    »Das würde mich freuen«,
antwortete ich aufrichtig.
    Wir bogen um die Ecke des massiven, weitläufigen Hauses, bis wir schließlich zu der
großen Rasenfläche an seiner Hinterseite kamen. Gut dreißig Meter weiter
hinten, genau wie Charity gesagt hatte, stand das
untersetzte häßliche Mausoleum.
    »Die Familiengruft,
Lieutenant«, sagte Jessica Sumner leichthin. »Ich finde es gräßlich, sie so
nahe beim Haus zu haben, aber es ist Familientradition — und die ist bei den
Sumners geheiligt .«
    »Sie ist wenigstens ausreichend
groß«, murmelte ich.
    »Großvater Sumner hat für die
nächsten drei oder vier Generationen nach ihm vorgesorgt — und das gehört
ebenso zur Familientradition .« Sie verzog das Gesicht.
»Sie haben keine Ahnung, wie es mich an einem Regenmorgen aufheitert, zur
Familiengruft hinüberzusehen und mir vorzustellen, daß ich mich eines Tages zu
den übrigen bereits dort Schlummernden gesellen werde .«
    »Wie viele sind es denn bis
jetzt ?« fragte ich beiläufig.
    »Genau vier«, sagte sie.
»Crispins Eltern und die Sumner-Großeltern.«
    »Sind Sie jemals drinnen
gewesen ?«
    Sie schauderte leicht. »Nein,
vielen Dank. Dazu ist noch Zeit genug, wenn mir nichts mehr anderes
übrigbleibt. Außerdem wäre es unmöglich, selbst wenn ich wollte .«
    »Wieso?«
    »Eine weitere Familientradition
— was sonst?« Sie seufzte. »Die Sumners sind einfach vollgestopft mit
Tradition. Das Mausoleum hat eine Bronzetür — es ist wirklich absurd — wie eine
Festung. Die Tradition erfordert, daß diese Tür nur geöffnet wird, wenn eines
der Familienmitglieder so weit ist, um dort seinen Daueraufenthalt zu beziehen .«
    »Es würde die Dinge wohl
erheblich erschweren, wenn der Schlüssel einmal verlorenginge ?« Ich grinste sie leicht an.
    »Oh, das Ganze ist viel
komplizierter !« Sie lächelte zurück. »Sie
unterschätzen die Sumners, Lieutenant. Die Tür hat ein Kombinationsschloß wie ein Safe .« Sie begann weiterzugehen. »Ich finde,
wir haben uns nun genügend über dieses Mausoleum unterhalten. Lassen Sie uns
auf die andere Seite des Hauses gehen. Ja? Von dort kann man das ganze Valley
überblicken; es liegt geradewegs zu Ihren Füßen. Ich kann mich an der Aussicht
nie satt sehen .«
    Zwei Minuten später standen wir
da und bewunderten die Aussicht. Jessica Sumner hatte recht, sie war prächtig —
aber ich war schließlich nicht gekommen, um sie zu bewundern, und sie ebensowenig , vermutete ich.
    »Als ich gestern Ihr Haus
verließ, Mrs. Sumner«, sagte ich leichthin, »hatte
ich den Eindruck, als hätten Sie eigentlich gern über etwas mit mir gesprochen —
oder habe ich mich geirrt ?«
    Sie glättete sachte das
Vorderteil ihrer makellosen Seidenbluse mit der rechten Handfläche und
betrachtete stirnrunzelnd die prächtige Aussicht.
    »Sie haben recht, Lieutenant«,
sagte sie ruhig. »Aber es ist schwierig für mich, zu entscheiden, wo ich
anfangen soll — und noch schwieriger, irgendwelche Logik in die Sache zu
bringen .«
    »Dann versuchen Sie es gar
nicht erst«, schlug ich vor. »Sagen Sie einfach, was Sie auf dem Herzen haben .«
    »Na schön.« Sie wandte mir mit
einer schnellen Bewegung das Gesicht zu, und ihre sorgenvollen grauen Augen
betrachteten mich wieder prüfend. »Was bedeutet das alles, Lieutenant? Ich
verstehe überhaupt nichts. Warum war Crispin gestern so zornig über Ihr
Auftauchen? Er war in diesen letzten beiden Tagen einfach unmöglich. Weshalb?«
    »Sie müssen doch darüber in den
Zeitungen gelesen haben, Mrs. Sumner ?« sagte ich. »Daß wir in einem seit fünf Jahren
unaufgeklärten Mordfall eine neue Spur gefunden haben .«
    Sie schloß eine Sekunde lang
die Augen. »Dieses schauderhafte Bild von dem Männerkopf, der vom Rumpf
getrennt wurde — und er lächelt auch noch !«
    »Was die Angelegenheit erneut
aufgerollt hat, war das Geständnis einer Frau namens Emily Carlew auf dem Totenbett — aber das werden Sie doch wohl auch

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