Gespenster um Al Wheeler
tschuldigung !« Und dann hüpfte sie
wieder geradewegs ins Schlafzimmer zurück.
»Frauenzimmer !« sagte Martinelli mürrisch. »Sie macht mich halb
verrückt. Sie redet und redet die ganze Zeit über, und sie redet pures Blech .«
»Ich sehe, sie hat noch alle
Zähne«, bemerkte ich. »Das ist wirklich ein Glück nach der Hinterhand, die Sie
ihr heute morgen verpaßt haben .«
»Irgendwann dieser Tage werde
ich einen Stuhl nehmen und ihn auf ihrem Kopf zu Kleinholz schlagen, wenn sie
nicht mit diesem dauernden Geschwätz aufhört! Dabei fällt mir ein — Sie haben
bereits fünf von den zehn Minuten hinter sich, Polyp !«
»Ich habe im allgemeinen nicht
die geringste Lust, mit kleinkarierten Halunken Abmachungen zu treffen«, sagte
ich. »Aber in Ihrem Fall mache ich eine Ausnahme. Ich rede Sie nicht mit
>Gabe< an, und Sie hören auf, mich >Polyp< zu nennen — . Okay?«
Er zuckte gereizt die
Schultern. »Sind Sie extra deshalb hergekommen, um mir das zu sagen ?«
»Nein«, knurrte ich. »Ich
möchte etwas über Tino wissen .«
»Noch mehr?« Er rieb sich
energisch mit den Handflächen das Gesicht. »Was wollen Sie also noch wissen ?«
»Was hatte er in Südkalifornien
zu suchen, als er umgebracht wurde ?«
»Glauben Sie, ich würde noch
immer hier in diesem Kuhnest herumsitzen, wenn ich
das wüßte ?« Er warf mit einem Ruck den Kopf zurück und
glotzte mich bösartig an. »Haben Sie wegen dieser Sumners schon etwas
unternommen ?«
»Wir sind eben dabei«, sagte
ich geduldig. »Es braucht eben alles seine Zeit, Gabriele .«
»Hoffentlich braucht es nicht zuviel Zeit«, knurrte er. »Alles, was ich möchte, ist, daß
der, der Tino umgebracht hat, bekommt, was ihm zusteht. Wenn Sie nicht dafür
sorgen — dann tu ich’s !«
»Es gibt Zeiten, in denen Sie
mich schlicht faszinieren, Gabriele«, sagte ich ehrlich. »Reden Sie nur in
meiner Anwesenheit so weiter. Nehmen wir einmal an, Sie fahren heute nacht ins Valley hinaus und
bringen Sumner um. Wie, glauben Sie, würden Sie dann heil davonkommen? Was für
ein Alibi hätten Sie dann ?«
»Alibi ?« schnaubte er verächtlich. »Wann immer Sie ein Alibi brauchen, Lieutenant,
kommen Sie nur zu mir. Für einen Tausender kann ich den Telefonhörer abnehmen,
und morgen früh stehen vierzig Burschen bereit, um zu schwören, daß Sie die
ganze letzte Woche mit ihnen in Detroit zugebracht haben. Da ist noch was. — Augenblick
mal .«
Er ging schnell zur
Schlafzimmertür und schrie wild: »Ich habe nicht vor, den Rest dieser
verdammten Nacht hier zuzubringen. Du hast noch fünf Minuten Zeit, und dann
gehen wir. Verstanden? Wenn du bis dahin kein Kleid anhast, gehst du eben, wie
du bist. Verstanden?«
»Ich bin gleich fertig, Gabe — ehrlich !« Georgies Stimme zitterte
nervös.
Er kam wieder auf mich zu in
die Mitte des Zimmers.
»Vielleicht sollte ich schlau
werden und ihr alle Kleider vom Leib reißen, bevor ich sie mit in die Halle
hinunternehme«, murmelte er. »Vielleicht würde ich hier in diesem Kaff einen
guten Preis für sie bekommen — hier sind die Leute blöde genug, um zu glauben, Georgie wäre irgendwas Erstklassiges .«
»Treiben Sie Mädchenhandel,
soviel Sie wollen, Gabriele — innerhalb der Stadtgrenzen interessiert mich das
nicht«, sagte ich gelangweilt. »Sie müssen doch noch etwas über Tino wissen. Er
war doch Ihr jüngerer Bruder, nicht wahr ?«
»Ja«, sagte er leise. »Das
stimmt .«
Seine leblosen schwarzen Augen
bohrten sich für eine ganze Weile in meine Schädeldecke. »Hören Sie zu — .« Seine Stimme hatte einen weichen, beinahe samtigen
Unterton. »Sie haben mir heute morgen einen kleinen Gefallen getan, als Sie uns so schnell hinaus in dieses
Leichenschauhaus brachten. Sie haben mich außerdem mit einer Pistole bedroht,
und das lasse ich mir von niemandem gefallen. Aber hier spielt das keine solche
Rolle — wie ich schon gesagt habe, ist das hier ein Kuhnest ,
und Sie sind ein Kuhnestkriminaler. Ich werde Ihnen keinen Fatz über Tino erzählen. Was gibt es da überhaupt zu erzählen? Er ist schließlich
seit fünf Jahren tot !«
»Na schön, Gabriele«, sagte
ich. »Wenn Sie nicht mit mir reden wollen, dann tut es vielleicht Ed. Wo kann
ich ihn finden ?«
»Gleich nebenan links«, sagte
er. »Ich bin gerade zu dem Schluß gekommen, Lieutenant, daß ich von dem ganzen Quatsch die Nase voll habe. Sie haben vierundzwanzig Stunden
Zeit, um die Sache einwandfrei in Ordnung zu bringen. Wenn Sie bis dahin diese
Sumners
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