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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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er vage verletzt drein, als
sie ihm die kleine geballte Faust zwischen die Augen knallte. Ich blickte auf
die Gruppe interessierter Motelgäste, die sich auf der einen Seite des Pools
angesammelt hatte und die Vorgänge mit vor Faszination geöffneten Mündern
beobachtete. Dann sah ich Graham an.
    »Wollen wir das Ganze nicht einmal
besprechen, Harv?« schlug ich schüchtern vor. »Irgendwo, wo’s ruhig ist, wo wir
kein Publikum haben?«
    Fünf Minuten später saßen wir in
Jackies Bungalow und tranken Scotch. Graham trug ein trockenes, gestricktes
Hemd und Bermudashorts, während das Starlet in einen riesigen, zeltartigen
Morgenrock gehüllt war, ein Badetuch turbanartig um den Kopf gewunden. Die
Atmosphäre war nicht ausgesprochen freundschaftlich; Grahams mürrischem
Gesichtsausdruck nach zu schließen, konnte er jeden Augenblick wieder
loszuschlagen beginnen. Ich erklärte ausführlich, daß eine von Sorels Exfrauen
drohe, Sam umzubringen, und daß ich versuchte herauszufinden, welche der drei
das war, bevor seine Todesanzeige in den Zeitungen erschien.
    »Wer immer es ist, sie erwischt ihn
hoffentlich«, sagte Jackie Slater mit gepreßter Stimme. »Ich werde auf seinem Grab tanzen.«
    »Sie sind kein Polyp«, sagte Graham
vorwurfsvoll. »Wer sind Sie dann eigentlich?«
    »Ich heiße Holman«, sagte ich. »Ich
bin eine Art Nothelfer in allen Lebenslagen.«
    »Dann befördern Sie mal Sam ins
Jenseits«, fauchte das Starlet. »Das ist dringend notwendig.«
    »Holman?« überlegte Graham laut. »Von
Ihnen habe ich gehört. Wenn irgendein großes Tier in Hollywood ein Problem hat,
dann bringen Sie das für ihn in Ordnung, stimmt’s?«
    »So ähnlich«, pflichtete ich bei.
    »Hätten Sie das doch gleich gesagt.«
Er zwang sich zu einem Grinsen. »Ich meine, wenn ich das gewußt hätte, dann
wäre es gar nicht erst zu diesem Mißverständnis gekommen. Honey«, er blickte zu
der Silberblonden hinüber, »ein Mann wie Mr. Holman gibt sich nicht mit einem
schlechten Scherz ab. Das muß was Ernstes sein.«
    »Na und?« Sie starrte ihn finster an.
    »Also wollen wir mal sehen, inwiefern
wir Mr. Holman helfen können«, sagte er im Ton der Überredung. »Sorel steht
hier weiß der Himmel in üblem Geruch, aber niemand hat vor, ihn umzubringen.«
    »Aber jemand sollte es tun!« Jackie
Slater ignorierte seinen flehenden Blick. »Er ist nicht mal ein Mann. Wußten
Sie das, Mr. Holman? Zehn Monate waren wir verheiratet, und er hat’s nicht
geschafft. Nicht einmal in unserer Hochzeitsnacht!« Sie lachte verächtlich.
»Dann hatte er den Nerv, wütend auf mich zu werden, als ich mir mein Vergnügen
anderweitig suchte. Mir war bei ihm immer ganz gruselig.« Ein plötzlicher
Schauder durchlief die voluminöse Morgenrobe. »Die meisten Nächte konnte ich
gar nicht bei ihm schlafen, weil er die ganze Zeit weinte. Er hatte immer diese
scheußlichen Alpträume, und dann war er wie ein kleines Kind, halbtot vor
Angst.«
    »Was hat denn die Alpträume verursacht?«
fragte ich.
    Sie zuckte die Schultern. »Was weiß
ich? Er sagte, er habe Angst, irgendwo eingeschlossen zu sein, aber ich glaube,
das war nur sein schlechtes Gewissen.«
    »Haben Sie ihn seit der Scheidung
wieder gesehen?«
    Sie zögerte eine Spur zu lang, bevor
sie den Kopf schüttelte. »Auf keinen Kilometer Entfernung möchte ich wieder an
Sam herankommen.«
    » Erzähl’s ihm, Honey«, sagte Graham.
    »Es gibt Zeiten, Harv, in denen ich
wünschte, du würdest dich um deine eigenen verdammten Angelegenheiten kümmern«,
zischte sie.
    »Vielleicht weiß Mr. Holman bereits
Bescheid«, beharrte er. »Stemple dich nicht selbst zur Lügnerin, Jackie. Denke
daran, was ich gesagt habe; ein Bursche wie er gibt sich nicht mit einem dummen
Scherz ab. Wenn jemand Sorel wirklich umbringt, möchtest du doch wohl kaum als
Hauptverdächtige dastehen, oder?«
    »Vermutlich nicht.« Es klang nicht
allzu überzeugt. Sie schloß für ein paar Sekunden die Augen, und ich nahm an,
sie sah die prachtvolle Jackie Slater vor sich, fälschlich des Mordes an ihrem
Exehemann bezichtigt und tränenreich die phantastischsten Verträge
ausschlagend, bis ihr Name wieder rein von allem Verdacht war. »Es tut mir
leid, Mr. Holman.« Sie öffnete die Augen wieder und klappte mit den langen
Wimpern. »Ich habe Ihnen nicht die Wahrheit erzählt.«
    »Nennen Sie mich Rick«, schlug ich
vor.
    »Danke, Rick.« Ihr Lächeln verriet,
daß wir Freunde waren — ganz dicke. »Ich habe Sam wirklich gesehen,

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