Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
verfügst du über gewisse Talente. ACRO ist an deinem Computer-Genie interessiert. Und ich müsste mich nicht mehr sorgen, während du in der Welt herumgondelst.«
»Aber – Interpol?«
»Darum kümmert sich ACRO, falls du das Angebot annimmst.«
»So einflussreich sind die?« Meg strich über den verschmierten Tisch, und ihre Finger juckten, weil sie den sofortigen Kontakt mit der Tastatur eines Computers vermisste, wie sie es sonst gewohnt war.
»Allerdings.«
»Ich weiß nicht, Mose … Hier zu leben – genauso gut könnte ich wieder bei Mom und Dad wohnen. Einer Gruppe will ich eigentlich nicht angehören«, log sie, denn sie wünschte sich nichts mehr als hierzubleiben, in Ryans Nähe. Aber er hatte seine Entscheidung getroffen. Nun musste sie ihren Entschluss fassen und weiterziehen. Sie hatte Buße getan und seinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen. Also waren sie quitt.
»Dann kommst du mit mir nach Hause.«
»Ein solches Ultimatum darfst du mir nicht stellen.«
»Meine Güte, Meg, dieser Zeitpunkt eignet sich nicht für deine Sturheit.«
»Das ist es ja – ich habe keine Ahnung, wofür jetzt die richtige Zeit ist.«
»Meinst du vielleicht, du willst nicht rumhängen und ein Beach Bunny mimen?«, witzelte er. Doch er wurde sofort wieder ernst. »Bist du sicher, dass dieser Ryan dich nicht verletzt hat?«
»Völlig sicher«, betonte sie und weigerte sich zu gestehen, wie furchtbar dumm sie gewesen war. »Ich war es, die sich selber verletzt hat.«
TRANCE GING ZUR HALB OFFENEN TÜR von Riks Zimmer. Da sie sich gerade über das Bett beugte, die Kissen aufschüttelte und das Laken glättete, hatte sie ihm den Rücken zugewandt.
Als er sich räusperte, drehte sie sich um. »Hi«, war alles, was er hervorbrachte.
»Hi«, begrüßte sie ihn leise. Aber sie sah etwas kräftiger aus, nicht mehr so verunsichert wie an dem Tag, wo er sie ins Quartier gebracht hatte und nur widerstrebend dort zurückließ.
Seit damals versuchte er zu trainieren und sich auf seinen nächsten Auftrag vorzubereiten. Was immer der sein mochte. Die ganze Zeit hatte er sich bemüht, nicht alle fünf Sekunden an Rik zu denken. Es funktionierte nicht. Deshalb stand er jetzt mit einem vermaledeiten Picknickkorb in ihrem Zimmer,
»Frauen mögen Picknicks, so was finden sie romantisch«, hatte Kira vorhin behauptet und ihm den Korb in die Hand gedrückt. Prompt brach Ender in gellendes Gelächter aus, und Trance musste seine Fäuste schwingen. Ineinander verkeilt waren die Männer zu Boden gestürzt, und Kira hatte gedroht, sie würde beide mit dem Gartenschlauch auseinanderbringen.
»Vielleicht möchtest du mit mir spazieren gehen, Rik. Um diese Jahreszeit ist der See sehr schön … Und ich habe was zu essen dabei.« Wie ein Trottel klammerte er sich an den Korb und wartete, bis sie nickte.
»Klingt nett, und ich würde sehr gern frische Luft schnappen.« Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Geht das denn in Ordnung? Habe ich die Erlaubnis?«
»Klar, Rik. Innerhalb des ACRO-Geländes kannst du gehen, wohin du willst, solange dich jemand begleitet – und das ist nur eine vorläufige Regel, zu deiner eigenen Sicherheit. Bald wirst du niemanden mehr brauchen.« Noch während er die Worte aussprach, spürte er einen seltsamen Druck in seiner Brust. Würde sie keinen Wert mehr auf seine Gesellschaft legen, wenn sie frei war und zusammen sein konnte, mit wem immer sie wollte?
Darüber mochte er jetzt nicht nachdenken, und so öffnete er die Tür und ließ ihr den Vortritt. Seite an Seite wanderten sie die halbe Meile zum See. Unterwegs zeigte er auf verschiedene Gebäude und erklärte ihr, wozu welches diente.
Am Ufer angekommen, nahm er eine Decke aus dem Korb, breitete sie aus, und Rik setzte sich. Wie er es vorausgesehen hatte, begann sie ihm Fragen zu stellen. Darauf war er vorbereitet. Schon immer hatte er nur widerwillig über seine Vergangenheit geredet. Aber wenn sie ihm eine Chance geben sollte, musste er ihr reinen Wein einschenken.
Im Indianerstil saß sie da, die Hände auf den Knien. »Wie viel stimmt denn von alldem, was du mir erzählt hast? Zum Beispiel – warst du wirklich bei der Polizei?«
»Bei der Militärpolizei, also kam ich der Wahrheit ziemlich nahe.« Er reichte ihr ein Sandwich. »Keine Ahnung, was das ist. Kira hat das gemacht. Also wird’s was Vegetarisches sein.«
»War das Picknick etwa Kiras Idee?«
»Nein, meine. Aber sie hat es vorbereitet, damit ich dir was Genießbares anbieten
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