Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)

wandte. »Hör mal, Rik braucht das Gefühl, sie hätte alles unter Kontrolle. Wegen des Tiers in ihr. Aber laut unserer Kryptozoologen war ihr Volk friedfertig und fürsorglich, und im Grunde ihres Herzens ist sie das wohl immer noch. Vielleicht hat sie eine Schwäche für Leute, die stark sind, dabei aber unfähig, sich zu beherrschen. So etwas versteht sie. Sie kann es nicht leiden, wenn sich jemand fürchtet, will denjenigen aber trotzdem beschützen. Wie eine Bärenmama wird sie dich unter ihre Fittiche nehmen, sofern du es richtig anstellst.«
    »Verdammt«, murmelte er.
    »Alle deine natürlichen Instinkte musst du bezähmen«, fuhr Kira fort. »Wie schwierig das ist, weiß ich. Überleg’s dir. Ein bisschen Angst wäre tatsächlich nicht schlecht für deine Mission …«
    Aus einem ersten Impuls heraus wollte er betonen, dass er sich nicht fürchtete. Die Angst, die er empfand, lag wesentlich tiefer – denn so, wie Kira über Rik sprach, würde die Domina in ihr sein wahres Wesen durchschauen und äußerst intensive Beschützerinstinkte entwickeln.
    »Solange sie weiß, wie stark du bist, wird sie das respektieren«, fügte Kira hinzu.
    Ob Rik wohl wusste, wie sich das anfühlte, wenn man stark war und zugleich ängstlich? Trance hatte sich in seinem früheren Beruf sehr oft mit dieser Kombination von Reaktionen befasst.
    Am Anfang, als Neuling, hatte es ihn nicht sonderlich interessiert, wofür er bei der Army speziell eingeteilt wurde. Aber während der Grundausbildung fiel seine Fähigkeit auf, die Unteroffiziere mit seinem hypnotischen Blick mitten in der Bewegung innehalten zu lassen. Da schickte man ihn zur Militärpolizei. Nach der Grundausbildung und zwölf weiteren Wochen wurde er im Bundesgefängnis Leavenworth stationiert.
    Dort arbeitete er an einem Besserungsprogramm für Straftäter mit. Gleichzeitig schloss er fast alle Kurse ab, in denen es um Spezialmethoden ging, und nahm auch an der Special-Forces-Ausbildung teil. Die Army Ranger School, eines der härtesten Trainings, absolvierte er ebenso wie die Delta- und die BUD/s-Ausbildung, lernte beim Marine Corps Force Reconnaissance die Fernaufklärung in feindlichen Gebieten und bei der Air Force das Rettungsfallschirmspringen. Er eignete sich alle Tricks an, die man brauchte, um dem Feind zu entrinnen. Er war groß und stark, und die meisten Gefangenen respektierten ihn. Die anderen versuchten, sich entweder gegen ihn zu stellen oder aber hatten eine Scheißangst vor ihm.
    Dass Rik Angst vor ihm hatte, das wollte er nicht. Er glaubte, dass er sich allenfalls annähernd vorstellen konnte, wie einem zumute sein musste, wenn man mit einem Tier im Innern lebte, das rastlos auf eine Chance zum Ausbruch wartete. Und gleich darauf schalt er sich einen Lügner. Er kannte das Gefühl ganz genau, denn in seinem Körper hauste eine ähnliche Bestie – eine unmenschliche Kraft, der Fluch seiner Existenz, seit er in seiner Teenagerzeit herausgefunden hatte, wie unbesiegbar – und einsam – er dank seiner Begabung war.
    Was würde er wohl dabei empfinden, wenn er sich Rik an diesem Abend rückhaltlos unterwarf? Er hatte keine Ahnung, hoffte aber, sie würde ihm nicht mehr zumuten, als er ertragen konnte.
    Aber während er dann in der Bar saß und sie bei ihrer Arbeit im Club beobachtete – wobei sie ihm keinerlei Beachtung schenkte –, fand er schon diese Situation kaum zu ertragen.
    Seit seiner Ankunft vor einer ganzen Stunde hatte sie ihn keines Blickes gewürdigt und ließ ihn praktisch in der Warteschleife hängen, sehr ärgerlich. Ringsum weckte alles Erinnerungen in ihm, die ihn ganz nervös machten. Von allen Seiten drangen erotisches Gestöhne und die Geräusche knallender Lederpeitschen auf nackter Haut heran, die Gerüche von heißem Kerzenwachs und Sex … Ihm drehte sich förmlich der Magen um.
    Als er Rik in genietetem Leder umherschlendern sah, bemerkte, wie sie andere Männer anfasste, da wuchs seine Sorge. Inständig sehnte er sich danach, sie unter seinem Körper festzuhalten und ihr zu zeigen, warum er es war, der die Kontrolle übernehmen sollte. Doch eigentlich wusste er, sie würde sich im Bett gegen ihn behaupten, während weder er noch sie gefesselt wären. Und diese innere Stimme wollte so gerne wissen, ob sie recht behalten würde.
    Verdammt, ein ernsthaftes Problem … Rik war im militärischen Kontext ein HVT, ein High-Value Target – ein hochwertiges Ziel. Und sein Auftrag war, eine bestimmte Rolle zu spielen. Nur eine