Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
so, denn mit konventionellen Methoden würde er Coco niemals finden.
Nein, seine Coco war ein schlaues kleines Ding. Ihre dunklen Cyberspace-Machenschaften ließen sie ständig auf Achse sein, und das meistens im Untergrund.
Sein Finger strich über das Foto, die kurze schwarze Pixie-Frisur, als könnte er die vom Wind zerzausten Haare glätten. Offenbar war dieses Bild aus einiger Entfernung aufgenommen worden, als sie in einem Straßencafé in Paris saß, ihren Kaffee trank und währenddessen am Laptop arbeitete. Ihre flippige Brille mit dem roten Gestell saß dabei knapp über der Nasenspitze. Und er hätte wetten können, Coco hatte sie bestimmt nach dem Schnappschuss sofort wieder nach oben geschoben.
Falls die Frauen in seinem DVD-Porno irgendwelche Schlüsse zuließen, fühlte er sich zu großen Blondinen mit üppigen Brüsten hingezogen. Aber irgendwas an Coco beflügelte seine Fantasie. So reizvoll war sie, auf eine beknackte Art, die er nicht sexy finden dürfte, wäre er der Bastard aus den Pornos. Andererseits – man hatte sein Gehirn durch und durch geschüttelt und neu verkabelt, und deshalb wusste er wohl nicht mehr, was ihn antörnte.
Laut Itor hatte er vor acht Monaten bei einer Mission eine traumatische Kopfverletzung erlitten. In der Folge litt er unter Amnesie, wodurch von seinem ganzen bisherigen Leben ein großes schwarzes Loch übrigblieb. Seinen Körper hatten die Ärzte wieder hinbekommen. Aber so gewaltig er sich auch anstrengte, sich an seine Vergangenheit zu erinnern – außer dem Namen Coco fiel ihm nichts ein. Und das hatte er besser für sich behalten.
Die Leute bei Itor hatten ihm Dokumente gezeigt, die seine Vergangenheit belegen sollten – gruselige Fotos über Morde, die er angeblich begangen hatte, Videos über sein Sexualleben, anscheinend von ihm selbst aufgezeichnet. Heiliger Himmel, vor der Gehirnverletzung musste er für Folterqualen geschwärmt und total bescheuerte BDSM-Gewohnheiten entwickelt haben, die weit über das Motto sicher, vernünftig und einvernehmlich hinausgegangen waren.
Zum Teil war das wohl der Grund, weshalb man ihm den Auftrag gab, Ulrika zu schnappen. Denn offenkundig hatte diese Gestaltwandlerin Mittel und Wege gefunden, die tierische Hälfte ihres Wesens unter Kontrolle zu bringen. Das gelang ihr mittels Sex, und zwar Sex in extremer Form.
Doch er hatte den Auftrag hauptsächlich aus einem anderen Grund erhalten – wegen seiner speziellen Fähigkeiten. Schon als Ulrika noch Agentin gewesen war – oder Gerüchten zufolge eher so etwas wie eine Kampfhündin, die man an der Leine hielt –, hatte man Ryan zu ihrem Co-Agenten ernannt.
Zu der Zeit hatten männliche und weibliche Manipulatoren Kontrolle über Ulrikas Radar- und Elektroschockhalsband, mit dem man sie aufspüren konnte. Wenn sie auf Mission war, trug sie ein Mikrofon bei sich, um mit ihren Coaches und Ryan zu kommunizieren. Sein besonderes Talent, die Elektrokinese, ermöglichte ihm, durch ihre Augen alles zu erblicken, was sie sah, solange sie mittels eines elektronischen Apparats in Verbindung blieben. Deshalb kannte er sie, aber sie hatte ihn nie zu Gesicht bekommen. Sehr praktisch, denn er musste sie möglichst diskret gefangen nehmen.
Eine der beiden Fernbedienungen hatte Itor verloren, als Ulrikas Manipulator von feindlichen Agenten erwischt worden war. Das hatte zu ihrer Flucht geführt. Aber anscheinend genügte das andere Gerät, um sie aufzustöbern. Nach monatelanger Suche war sie endlich in London geortet worden. Unglücklicherweise konnte Itor ihre genaue Position nicht feststellen, was Ryan seltsam erschien, bis es ihm sein Missionsleiter Miljenko Zoko erklärt hatte.
»Wir haben das Gerät modifiziert, weil es eine größere Fläche als einen Zehn-Meilen-Radius kontrollieren soll. Jetzt überwacht es einen Umkreis von fünfzig Meilen. Bedauerlicherweise ging bei der Veränderung die hohe Zielgenauigkeit verloren.«
»Und ich soll sie jetzt aufspüren?«
»Soviel wir wissen, frequentiert sie BDSM- und Fetisch-Clubs. Und da kommen Sie perfekt ins Spiel, Ryan. Mit diesem Lebensstil und der besonderen Szenesprache sind Sie ja bestens vertraut. Allzu viele einschlägige Clubs kann es in London nicht geben. Bald werden Sie Ulrika schnappen – insbesondere, wenn Sie die Fernbedienung dazu nutzen. Schalten Sie die ein, und Sie müssten dasselbe sehen wie die Frau. Wenn sie auf ein Straßenschild oder in eine Auslage schaut … Sicher verstehen Sie, was ich meine. Sobald
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