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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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Guardian haben?«, fragte der ältere der beiden Männer und Colin hörte deutlich den Unglauben in seiner Stimme.
    »Das ist etwas kompliziert.«
    Der Jüngere nickte. »Möchten Sie Anzeige erstatten?«
    Jules und Colin sahen sich an. »Werden Sie dann nach ihr suchen?«
    »Das kommt darauf an, was Sie uns erzählen.«
    »Es ist wichtig, dass Sie schnell handeln«, sagte Jules. »Wir glauben, dass Batiste de Tremaine mehrere Menschen auf dem Gewissen hat.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich, Miss«, mischte der Ältere sich wieder ein. »Sir de Tremaine ist regelmäßiger Gast beim Polizeiball. Er ist ein enger Freund des Commissioners. Passen Sie besser auf, wen Sie beschuldigen.« Er wandte sich seinem Kollegen zu. »Ich denke, hier gibt es nichts mehr für uns zu tun.«
    Dieser nickte, schaute jedoch noch einmal zu Colin. »Wenn Sie bei Ihrer Anschuldigung bleiben, kommen Sie bitte zum Yard. Die Kollegen werden Ihre Anzeige aufnehmen. Sollte Miss Guardian sich bei Ihnen melden, richten Sie ihr aus, dass wir auf der Suche nach ihr sind.«
    In Colins Ohren klang das wie eine Drohung.
    Er antwortete nicht und Sekunden später klappte die Eingangstür.
    Jules ließ sich auf Lucys Bett fallen. »Schöne Scheiße«, murmelte sie.
    »Da hast du recht«, bestätigte Colin. »Was machen wir jetzt?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
     
    *********
     
    Lucy überlegte fieberhaft, was sie unternehmen sollte. Solange sie in diesem Raum blieb, hatte sie keine Gelegenheit zu entkommen. Nathan hatte gesagt, Orion würde sie in einer halben Stunde abholen. Orion? Was für ein blöder Name.
    Vielleicht war es das Beste herauszufinden, was die Männer mit ihr vorhatten. Im Grunde wollten sie etwas von ihr. Wenn sie tat, als wäre sie bereit, es ihnen zu geben, ließen sie sie womöglich lange genug am Leben, dass sie einen Weg finden konnte zu fliehen. Eine andere Möglichkeit hatte sie momentan nicht. Lucy schob ihre eiskalten Hände zwischen ihre Beine. Das Zittern musste aufhören. Sie sollten nicht sehen, wie sehr sie sich fürchtete. Sie schloss die Augen und atmete langsam ein und aus. Sie versuchte sich zu beruhigen. Ihr Leben hing davon ab, dass die Männer ihr das Manöver abnahmen.
    Viel zu schnell hörte sie den Schlüssel im Schloss.
    »Ich bringe Sie ins Lesezimmer«, erklärte Orion. »Machen Sie keine Dummheiten.«
    Lucy stand auf und folgte ihm. Aufmerksam musterte sie ihre Umgebung.
    Der Flur, den sie entlang liefen, war geschmückt mit riesigen Porträts. Offenbar war dies die Ahnengalerie der de Tremaines. Trotz der unterschiedlichen Kleidung, die die Männer in den unterschiedlichen Epochen getragen hatten, war die Familienähnlichkeit nicht zu leugnen. Vergeblich suchte Lucy Bildnisse von Frauen, doch diese kamen bei den de Tremaines nicht vor. Bestimmt war ihnen ihr Geld zu schade gewesen, um es für Gemälde ihrer Angetrauten zu verschwenden, dachte sie böse. An dem Mobiliar war eindeutig zu erkennen, dass es an Geld nicht mangelte. Das ganze Haus, oder vielleicht war die Bezeichnung Schloss angebrachter, war die Verkörperung von Luxus und Dekadenz. Trotz des Alters, das man dem Anwesen ansah, war es wunderschön, wie Lucy neidlos zugestehen musste. Nur still war es. Unglaublich still und dunkel. Jedes Geräusch wurde durch die dicken Teppiche gedämpft, die die Fußböden bedeckten oder an den steinernen Wänden hingen. Viel Leben gab es nicht, stellte Lucy fest. Es musste einsam gewesen sein, hier als kleiner Junge aufzuwachsen, ohne Geschwister und ohne Eltern.
    Lucy schüttelte den Kopf über sich selbst. Sie würde nicht anfangen, Mitleid mit Nathan zu empfinden.
    Orion öffnete eine der dunklen Holztüren, und bedeutete Lucy einzutreten. » Die Herren sind gleich bei Ihnen. « Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
    Lucy befand sich in einem Raum, dessen vier Wände von mächtigen Bücherregalen verdeckt wurden. Die Regale ragten vom Boden bis zur Decke. Nur die Fenster und ein Kamin waren ausgespart. Die bordeauxroten Vorhänge waren zugezogen und in dem offenen Kamin flackerte ein Feuer. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit drei Sesseln. Der Raum war zauberhaft. Sie trat an eins der Regale heran. Ob sie es versuchen sollte?
    »Hört ihr mich?«, flehte sie. »Redet mit mir, bitte. Ich brauche eure Hilfe.«
    Die Bücher blieben still. Resigniert wandte Lucy sich ab, um sich an den Tisch zu setzen.
    Das Mal an ihrem Handgelenk glomm auf. Sein Licht bahnte sich seinen Weg unter dem Ärmel ihres

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