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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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nach ihrem Löffel und tauchte ihn in die Suppe. Solange sie aß, würde er sie kaum töten.
    Die Suppe schmeckte noch besser, als sie duftete. Lucy warf Nathan einen Blick zu. Er lächelte so gönnerhaft, dass sich ihr die Kehle zusammenzog. Augenblicklich verging ihr der Appetit. Vermutlich dachte er, dass er bereits gewonnen hatte. Sie legte ihren Löffel neben dem Teller ab.
    »Es tut uns sehr leid, Lucy, dass wir zu so drastischen Mitteln greifen mussten, um Sie herzuholen. Aber Sie müssen uns verstehen. Wir wollen nur das Beste für die Bücher und das ist sicher auch in Ihrem Interesse«, sagte Batiste so unvermittelt, dass sie zusammenzuckte.
    Lucy lag eine Erwiderung auf den Lippen, die sie klugerweise herunterschluckte. Erst einmal wollte sie hören, was er noch zu sagen hatte. Nathan schwieg, ließ sie aber nicht einen Moment aus den Augen.
    »Wenn Sie mögen, zeigen wir Ihnen später unsere Bibliothek. Sie werden staunen, welche Schätze wir bereits gerettet und in Sicherheit gebracht haben. Und übermorgen erwarten wir Gäste zum Dinner. Ich bin sicher, Sie werden einige interessante Herrschaften kennenlernen. Wie geht es Ihren Händen? Ich hoffe, das Feuer hat sie nicht allzu stark verletzt.« Er musterte die Verbände an ihren Händen.
    »Sobald Sie wieder hergestellt sind, sollten wir mit ihrer Ausbildung beginnen. Was meinst du, Nathan?« Batiste blickte zu seinem Enkel, der nur nickte.
    Lucy wagte nicht, zu ihm zu schauen, spürte jedoch seinen Blick undurchdringlich auf sich ruhen. Er würde sofort erkennen, dass sie bei diesem Spiel niemals mitmachte.
    »Es wird nicht lange dauern, meine Liebe. Glauben Sie mir.«
    »Erzählen Sie mir von meiner Mutter«, platzte es aus Lucy heraus. »Sie haben gesagt, dass Sie sie kennen oder sollte ich lieber kannten sagen?«
    In Batistes Gesicht war keine Regung zu erkennen. Er lächelte Lucy weiterhin höflich an. »Oh ja, ich kannte sie. Sie war eine bezaubernde Frau. Sehr starrköpfig, aber bezaubernd. Wie ich hörte, ist sie tot.« Batiste starrte Lucy durchdringend an. Da war es  – das Monster. »Ein Feuer«, lächelte er. »Was für ein Glück, dass Sie nicht ihr Schicksal geteilt haben, sondern dass Nathan rechtzeitig zur Stelle war, um Sie zu retten.«
    Lucy presste sich unter diesen Worten in den weichen Stuhl, auf dem sie saß. Ihr Blick schnellte zu Nathan. Auch dieser sah seinen Großvater fassungslos an.
    Das Schweigen wurde unerträglich.
    »Ich denke, ich bringe Lucy zurück in ihr Zimmer«, sagte Nathan nach einigen Sekunden, die sich wie die Ewigkeit anfühlten.
    »Ja, ich glaube auch, dass das für eine erste Lektion ausreicht.« Batiste lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Die ältere Dame betrat den Saal mit verschiedenen Schüsseln auf dem Arm.
    Nathan zog Lucy, die unbeweglich dasaß, von ihrem Stuhl hoch. »Lass uns gehen«, befahl er. Er schob sie durch den Raum, vor sich her und zur Tür hinaus.
    »Musste das sein«, zischte er, als sie draußen waren. »Weshalb provozierst du ihn?«
    Lucy antwortete ihm nicht. Willenlos ließ sie sich von Nathan durch die Gänge schieben.
    »Mach einfach, was er sagt. Solange wird dir nichts passieren. Das kann doch nicht so schwer sein, Herrgott noch mal. Hörst du mir überhaupt zu?«
    Er öffnete die Tür zu Lucys Zimmer. Dort setzte er sie in einen Sessel. Er kniete vor ihr nieder, um ihr besser ins Gesicht schauen zu können. Lucy spürte seine Hand an ihrer Wange. Es fühlte sich tröstlich an, aber das durfte sie nicht fühlen. Er war ihr Feind.
    »Alles wird gut. Du wirst sehen«, flüsterte er.
    Als Lucy nicht antwortete, verließ er den Raum. Die Tür schloss er hinter sich ab.
     
    »Das war nicht nötig«, warf Nathan seinem Großvater vor, als er zurückkam.
    »Ich denke doch«, widersprach Batiste. »Jetzt weiß sie genau, woran sie ist.«
    »Das wusste sie vorher schon. Sie ist nicht dumm.«
    »Nein, das ist sie ganz sicher nicht. Sie ist wie ihre Mutter. Die war genauso arrogant.« Batistes Stimme troff vor Hass. Er trank einen Schluck. Danach hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Du spielst das Spiel perfekt, Nathan. Ich bin der Böse und du der Gute.«
    Lauernd blickte Batiste seinen Enkel an. »Tröste sie. Gib weiterhin vor, dass du sie vor mir beschützt und in ein paar Tagen frisst sie dir aus der Hand.« Batiste lachte laut auf.
    »Wenn du das für richtig hältst, Großvater«, antwortete Nathan.
    »Übermorgen kommt Beaufort, spätestens er wird sie gefügig machen. Wenn

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