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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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weiße Himmelbett, auf dem sie gelegen hatte. Es wurde von lindgrünen Vorhängen eingerahmt. Dieselbe Farbe fand sich in dem Teppich, den Fenstervorhängen und in den Sesseln, die um einen nussbaumfarbenen Tisch platziert waren. Lucy ging zurück zum Fenster, um noch einmal nach draußen zu schauen. Wo hatten sie sie hingebracht? Sie war definitiv nicht mehr in London. Der Garten zog sich um ein Gebäude, das riesig und alt aussah. Das musste der Landsitz der de Tremaines sein. Trotz der Dunkelheit arbeiteten zwei Gärtner dort unten. Lucy klopfte an die Scheiben und schrie. Keiner von beiden hob seinen Kopf. Entweder konnten sie sie nicht hören oder sie wollten nicht. Sicher war sie nicht die erste Gefangene in diesem Gemäuer. Immerhin hatten sie sie nicht gleich umgebracht, dachte sie. Damit bestand die Hoffnung, dass sie rechtzeitig gefunden wurde, bevor ihr etwas zustieß.
    Sie ging zum Tisch. Obwohl ihr Durst unerträglich war, beschloss sie, den Tee nicht anzurühren. Sie war nicht sicher, ob nicht irgendwelche Drogen untergemischt waren oder sogar Gift.
    Sie ging ins Bad und kippte das Getränk in den Ausguss. Leitungswasser musste vorerst genügen.

 
    Mehr als die Hälfte unserer heutigen Bildung
     verdanken wir dem, was wir nicht lesen sollten.
     
    Oscar Wilde

6. Kapitel
     
    Jules sah Colin an. »Erwartest du jemanden?«
    »Nein.«
    »Wer kann das sein?«
    »Wir sollten aufmachen und es herausfinden.«
    Jules schlich zur Tür und sah durch den Spion.
    »Polizei«, formten ihre Lippen lautlos.
    »Mach schon auf.«
    Jules öffnete die Tür, vor der zwei zivile Beamte standen, die ihre Ausweise vor das Guckloch hielten.
    »Guten Morgen«, begrüßte der jüngere Beamte Jules. Sie nickte nervös.
    »Wohnt hier Miss Lucy Guardian?«
    »Ja, wieso?«
    »Wir haben die Anweisung bekommen, sie zum New Scotland Yard zu begleiten.«
    »Wieso?« Jules fühlte sich wie ein Papagei, während ihr Herz bis zum Hals schlug.
    »Das besprechen wir mit ihr persönlich.«
    »Sie ist nicht da«, mischte Colin sich ein.
    »Können Sie uns sagen, wo wir sie finden?«, fragte der andere.
    »Sie hat das Haus heute Mittag verlassen«, antwortete Jules.
    »Und Sie wissen nicht, wo sie hin wollte?«
    »Nein.«
    »Gibt es Umstände, die vermuten lassen, dass sie das Haus nicht freiwillig verlassen hat?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Der jüngere Beamte holte Luft, offenbar war er nicht sicher, wie viel er preisgeben durfte. »Letzte Nacht wurden im St. Thomas Hospital zwei Krankenschwestern bewusstlos geschlagen. Die Männer, die dafür verantwortlich sind, waren auf der Suche nach Miss Guardian. Wir wüssten gern, ob Miss Guardian uns etwas über diese Männer sagen kann. Die Schwestern konnten sie in unserer Kartei nicht identifizieren.«
    »Also? Ist Miss Guardian gestern Nacht nach Hause gekommen?«, fragte der ältere und unterbrach die Erklärung seines Kollegen.
    Jules nickte. »Das ist sie, aber jetzt ist sie verschwunden. Wir befürchten, dass die Männer sie geschnappt haben.«
    »Ist Ihre Freundin in irgendwelche Geschäfte verwickelt? Drogen oder Ähnliches?«
    »Nein. Nein, natürlich nicht«, antwortete Colin.
    »Dürfen wir ihr Zimmer sehen?«
    Jules’ Blick glitt zu Colin, der mit den Schultern zuckte. Sie räumte ihren Platz an der Tür und ließ die beiden eintreten.
    Aufmerksam sahen sie sich in Lucys Zimmer um. »Fehlt irgendetwas? Eine Reisetasche? Ihr Handy oder Geld?«
    »Ihr Handy und ihr Geld sind noch da. Auch sonst fehlt nichts«, antwortete Colin.
    »Was hat sie Ihnen erzählt, als sie gestern Nacht herkam? Sie müssen ziemlich überrascht gewesen sein. Den Ärzten zufolge hätte sie noch längere Zeit medizinisch versorgt werden müssen. Kann es sein, dass Ihre Freundin etwas mit dem Brand in der Bibliothek zu tun hat? Womöglich handelt es sich auch um ein Kunstraubdelikt, das damit vertuscht werden sollte. Der Direktor der Bibliothek hat so etwas gegenüber unseren Kollegen angedeutet.«
    »Sind Sie verrückt geworden?«, fuhr Colin die Männer an. »Lucy ist in Lebensgefahr und Sie schwafeln was von Kunstraub?«
    Interessiert wandten sich die beiden ihm zu. »Lebensgefahr?«
    Jules legte Colin beruhigend eine Hand auf den Arm und wandte sich an die Polizisten.
    »Wir glauben, dass sie entführt wurde«, erklärte sie.
    »Wissen Sie auch von wem?«
    »Batiste de Tremaine«, enthob Colin sie einer Antwort.
    »Dem Professor vom King’s College?«
    Colin nickte.
    »Welches Interesse sollte er an Miss

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