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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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Abend.«
    »Da bin ich verabredet, sorry.«
    »Kenne ich sie?«, fragte Jules.
    »Nein.« Colin lachte und verschwand in seinem Zimmer.
     
    Lucy musste eingeschlafen sein. Der Vormittag hatte sie mehr erschöpft, als sie zugeben wollte. Der Anblick des zerstörten Archivs, die vielen Bücher, die ihretwegen ihr Leben gelassen hatten, und die Begegnung mit Nathan, das war alles ein bisschen viel gewesen. Der Schlaf hatte ihr gutgetan. Die Kopfschmerzen waren endgültig verschwunden.
    Lucy ging in die Küche. Es war niemand dort. Jules hatte Vorlesungen, das wusste sie. Marie war sicher noch in der Bibliothek. Aber wo war Colin? Sie ging zu seinem Zimmer und öffnete die Tür. Colin lag auf seinem Bett und schlief tief und fest. Lucy lächelte. Er war die letzte Nacht wach geblieben, um sicherzugehen, dass niemand in die Wohnung eindrang. Leise schloss Lucy die Tür und lief in ihr Zimmer zurück. Sie setzte sie sich an ihren Rechner und fuhr ihn hoch. Sie tippte de Tremaine als Suchbegriff ein. Über zwei Millionen Einträge wurden ihr angezeigt. Das konnte sie niemals alles lesen. Lucy tippte Katharer und Montségur dazu und reduzierte das Ergebnis damit auf fünfundzwanzig. Sie klickte auf den ersten Eintrag. Viel Neues erfuhr sie nicht.
    Kurz darauf hörte sie das vertraute Klappen der Eingangstür.
    »Ich bin hier«, rief sie.
    Sie bekam keine Antwort.
    Sekunden später spürte sie, dass jemand hinter ihr stand. Die Angst, die ihren Rücken hochkroch, hatte keine Chance, sich auszubreiten. Eine Hand drückte ihr ein übel riechendes Tuch vor den Mund und sie wurde ohnmächtig.
     
    *********
     
    »Wo ist Lucy, Colin?« Jules rüttelte an seiner Schulter. Colin brummte etwas Unverständliches.
    »Ist sie nicht in ihrem Zimmer?«, fragte Colin verschlafen. »Nein.«
    »Wo soll sie sonst sein?«
    »Das frage ich dich.« Jules verdrehte die Augen.
    »Sie hat geschlafen und ich wollte einen Film anschauen. Dabei muss ich eingeschlafen sein. Ich war hundemüde.«
    »Du hast nichts gehört?«, fragte Jules.
    Colin rappelte sich auf. Die Decke rutschte von seiner muskulösen Brust und Jules wandte sich verlegen ab.
    »Sie wird nicht allein aus dem Haus gegangen sein«, formulierte sie vorsichtig. Sie traute sich nicht auszusprechen, was sie befürchtete.
    Colin sprang auf und raste aus seinem Zimmer. In Lucys Raum angekommen, sah er sich um. Das Bett war nicht gemacht. Neben dem Rechner stand eine benutzte Tasse. Lucy hatte den Rechner hochgefahren, bevor sie verschwunden war. Colin drückte auf die Entertaste und eine Infoseite über die Katharer öffnete sich. Ein feuchtes Handtuch lag auf dem Boden.
    Er drehte sich zu Jules um. »Was denkst du?«
    »Ich glaube nicht, dass sie gegangen wäre, ohne uns eine Nachricht zu hinterlassen.«
    »Vielleicht hat sie sich überlegt, dass wir, wenn sie geht, nicht in Gefahr sind«, dachte Colin laut. »Das sähe ihr ähnlich. Bestimmt hat sie bereut, dass sie uns alles erzählt hat. Nathan hat ihr gestern ein ziemlich schlechtes Gewissen gemacht.«
    Jules tat zwei Schritte und öffnete das Schubfach des Nachtschrankes. Lucys Handy und ihre Geldbörse lagen an ihrem Platz. »Glaubst du, sie wäre ohne das hier gegangen?«
    Colin ließ sich auf das Bett fallen. »Ich habe nicht gut genug auf sie aufgepasst.« Stöhnend vergrub er das Gesicht in seinen Händen.
    »Mach die keine Vorwürfe.« Jules setzte sich neben ihn und legte tröstend eine Hand auf seine Schulter. »Ich hätte nie gedacht, dass sie in die Wohnung kommen.«
    »Wir hätten damit rechnen müssen.«
    »Meinst du, wir sollten die Polizei einschalten?«, fragte Jules.
    »Was sollen wir denen erzählen?«
    »Ich weiß nicht. Dass sie entführt wurde. Dass Batiste de Tremaine das Feuer in der Bibliothek gelegt hat, um sie zu töten.«
    »Welchen Grund willst du dafür angeben?«
    Jules stampfte mit dem Fuß auf. »Ich habe keine Ahnung. Aber sie werden ihr etwas antun. Wir können hier nicht so tatenlos rumsitzen.«
    »Ich rufe Nathan an«, sagte Colin. »Er muss mir sagen, ob sie Lucy in ihrer Gewalt haben.«
    »Du hast seine Nummer?«, fragte Jules verwundert.
    »Er hat sie mir im Krankenhaus gegeben, ja.«
    »Denkst du, dass er dir die Wahrheit sagt?«
    »Ich weiß es doch auch nicht, Jules.« Colin raufte sich die Haare. »Aber ich weiß eins: Wenn Lucy etwas zustößt, bringe ich den Kerl um.«
    »Wenn ihr nicht schon was zugestoßen ist.« Die Angst in Jules’ Stimme war überdeutlich. »Wir hätten sie gleich

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