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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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Sie würde verschwinden. Keine Minute länger blieb sie mit dem Verrückten in einem Haus.
    Den Schwindel, der in ihr aufstieg, kaum dass sie stand versuchte sie zu ignorieren.
    Nathans Hände legten sich auf ihre Taille und hielten sie fest. Damit kam er ihr eindeutig zu nahe.
    »Lass mich los«, zischte sie.
    »Wenn du meinst, dass du allein stehen kannst.«
    Er ließ sie los. Halt suchend griff sie nach einem Bettpfosten.
    »Wo sind wir hier?«, fragte sie, als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Sie sah sich um. Was sie erblickte, war nicht vertrauenerweckend. Es hatte sie aus einem Palast in eine Besenkammer verschlagen. Was war das für eine neue Masche?
    »Meinst du, du schaffst es bis zur Tür?«, fragte er mit hochgezogenen Brauen.
    Lucy nickte stumm.
    Nathan wollte ihr behilflich sein, doch sie stieß seine Hände weg und tastete sich hinter ihm durch das Zimmer hinaus und den Flur entlang. Sie ertrug seine Berührungen nicht. Das Kribbeln, das sie jedes Mal auf ihrer Haut auslösten, war unerträglich. Aufmerksam blickte sie sich um. Sie fragte sich, weshalb es so eiskalt in dem Haus war und warum nur einige Kerzen Licht spendeten. Noch größer wurde ihre Verwirrung, als Nathan eine Kommode zur Seite rückte, mit der er die Eingangstür verrammelt hatte, eine Kette löste und die Tür aufschloss.
    Was war das hier? Alcatraz?
    Als Nathan die Tür aufstieß, prallte sie unwillkürlich zurück. Ein Schwall eiskalter Luft strömte in den Raum und mit ihr graues kaltes Licht. Schritt für Schritt tastete sie sich nach draußen. Kälte kletterte von ihren Fußsohlen aufwärts und machte sie darauf aufmerksam, dass sie nur Strümpfe an den Füßen trug. Nathan hinter ihr schwieg, während sie Blicke in jede Himmelsrichtung warf. Sie sah Bäume, Berge und einen sturmgrauen Himmel über sich. Sie war im Nirgendwo gelandet. Völlig allein mit einem Wahnsinnigen.
    »Ich wollte dir nur zeigen, dass du ohne mich hier nicht wegkommst«, sagte Nathan hinter ihr. »Also versuche es erst gar nicht.«
    Ohne ein Wort wandte sie sich um und ging zurück in das Zimmer. Sie legte sich in das Bett, wickelte sich in die Decke und wandte ihr Gesicht zur Wand. Sie wusste weder, was sie sagen, noch was sie tun sollte.
    »Magst du etwas essen?«, fragte Nathan, der ihr gefolgt war. Seine Stimme klang deutlich versöhnlicher. »Ich habe Tee gekocht. Er wird dir guttun und eine Aspirin hätte ich auch.«
    War es Wunschdenken, oder klang er tatsächlich besorgt?
    »Ich möchte nichts von dir«, erwiderte sie.
    Trotz der Absage hörte sie kurze Zeit später, wie er einen Teller und ein Glas auf dem Nachtschrank platzierte.
    Lucy reagierte nicht. Fieberhaft überlegte sie, wie sie aus diesem Schlamassel entkommen konnte. Womit auch immer Nathan sie betäubt hatte, es machte sie ganz schwummerig. Vielleicht war es keine schlechte Idee, etwas zu essen und die Schmerztablette zu schlucken. Nachdem sie die Sandwiches gegessen und den Tee getrunken hatte, fühlte sie sich besser.
    Nathan hatte sie hergebracht, überlegte sie. Was immer er damit bezweckt hatte und wo auch immer sie waren. Getragen hatte er sie kaum. Also musste ein Auto hier sein. Wenn sie ihm die Schlüssel stahl, konnte sie zurück in die Zivilisation und Colin anrufen. Lange sollte sie damit nicht warten, wer wusste schon, wann Batiste de Tremaine auftauchte. Wahrscheinlich war ihnen die Polizei so dicht auf den Fersen, dass es zu gefährlich gewesen war, sie in dem Landsitz zu lassen. Wenn die Luft wieder rein war, würde Nathan sie zurückbringen. So musste es sein. Deshalb hatte Nathan sie hergebracht. Hier würde kein Mensch nach ihr suchen. Ob er einen dieser Hunde bei sich hatte? Bisher hatte sie keinen gesehen. Wenn sie allein waren, musste sie nur warten, bis Nathan einschlief. Er sah müde aus, das hatte sie sogar in dem Kerzenlicht erkannt. Sie überlegte, wo sie sein konnten. Sie hatte Berge gesehen, viele Bäume und sonst nichts. Der Morgen graute soeben. Nathan hatte sie irgendwann in der Nacht aus ihrem Zimmer geholt. Er konnte von Cornwall nicht weiter als nach Wales gekommen sein, mutmaßte sie.
    Nathan trat mit einer Kerze in der Hand ins Zimmer und schloss die Tür.
    Lucy sah ihn an. »Was willst du?«, fragte sie.
    »Ich muss schlafen. Ich bin die halbe Nacht gefahren. Meinst du, du hältst es einige Stunden mit mir in einem Raum aus?«
    »Wohl kaum«, antwortete sie.
    Nathan ließ sich in aller Seelenruhe auf der Bettkante nieder. »Wir müssen

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