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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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und Lucy konnte keine Geräusche ausmachen, die darauf schließen ließen, dass er sich erhob, um ihr zu helfen.
    »Was ist nun?«, fragte sie gereizt.
    »Was soll sein? Ich habe gesagt, dass ich meinen Schlaf brauche. Du bist an dem Schlamassel selbst schuld.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Nathan. Ich bin an gar nichts schuld. Du hast mich entführt und gefesselt, und wenn du nicht willst, dass ich anfange zu schreien, dann machst du mich jetzt los.«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Denk schneller.«
    »Versprichst du, dass du nicht versuchst abzuhauen?«
    »Könnte ich das denn?«
    »Versprichst du es?«, wiederholte Nathan seine Frage.
    Lucy stöhnte. »Ich verspreche es. Machst du mich jetzt los?«
    »Du musst noch das Zauberwort sagen.«
    »Bitte«, presste sie hervor.
    Nathan stand auf und Lucy hörte das Ratschen eines Feuerzeugs. Kurze Zeit später flackerte das schummrige Licht einer Kerze auf. Nathan kam auf sie zu. Dem Zustand seiner verstrubbelten Haare nach zu urteilen hatte wenigstens einer von ihnen gut geschlafen.
    »Ich mache dich los«, erklärte er. »Möchtest du dann sitzen bleiben oder mit ins Bett kommen.«
    »Ich bleibe lieber sitzen«, antwortete Lucy, obwohl ihr der Rücken mörderisch wehtat.
    »Deine Lippen sind ganz blau«, wies Nathan sie auf die Temperatur hin, die irgendwo unterhalb des Gefrierpunktes liegen musste.
    »Eigentlich wäre es mir egal, aber ich habe das Theater nicht veranstaltet, damit du erfrierst.« Er zog Lucy von dem Stuhl hoch und zerrte sie zum Bett.
    .»Stell dich nicht so an«, verlangte er, als sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
    Zähneknirschend gab Lucy ihre Gegenwehr auf. Die Wärme, die aus Nathans Hand strömte, erschien ihr plötzlich unwiderstehlich.
    »Ich bekomme die Decke«, bestimmte sie.
    »Träum weiter.«
    Lucy legte sich ins Bett, rutschte allerdings an den äußersten Rand. Bevor Nathan sich neben sie legen konnte, griff sie nach der Decke und wickelte sich darin ein.
    Ohne ein Wort zu sagen, zerrte er die Decke zu sich zurück. Wenn Lucy einen Teil davon haben wollte, musste sie wohl oder übel an ihn heranrücken. Immerhin war es deutlich bequemer und wärmer, als gefesselt auf einem Stuhl zu sitzen. Nachdem Nathan das Licht gelöscht hatte, starrte Lucy in die Dunkelheit.
    Ungeachtet dessen, was Nathan ihr angetan hatte, konnte sie nicht leugnen, dass seine Präsenz ihr eine Gänsehaut verursachte. Und das war keineswegs ein unangenehmes Gefühl. Sie hoffte, dass er es nicht spürte. Auf keinen Fall durfte er denken, dass er ihr noch etwas bedeutete. Sie musste ihn dafür hassen, was er ihr angetan hatte und was er ihr vermutlich noch antun würde. Sie rückte ein nur winziges Stück näher. Ob er wieder schlief? Sie wandte sich ihm zu. Sie sah die Konturen seines Gesichtes, konnte aber nicht sehen, ob er seine Augen offen oder geschlossen hielt. Batistes Blick schob sich in ihre Erinnerung und trotz der Wärme, die Nathan verströmte, schauderte es sie. Er hatte ihr mit solch einer Bosheit den Tod ihrer Eltern bestätigt. Nathan hatte seine Worte als genauso grausam empfunden wie sie, das hatte sie gespürt.
    Wann er sie wohl zurückbrachte? Wenn die Polizei sie in dem Landhaus nicht fand, wo suchte sie als Nächstes nach ihr? Ob sie überhaupt weitersuchte? Wenn sie es sich recht überlegte, war es ein Wunder, dass die Polizei ihren Freunden geglaubt hatte. Batiste de Tremaine wurde sicherlich nicht oft wegen Entführung angezeigt. Aber das war der einzige Grund, der ihr einfiel, warum Nathan sie in dieses abgelegene Haus gebracht haben musste. Freiwillig hatte er das bestimmt nicht getan. Er hatte schließlich sein Leben lang von goldenen Tellerchen gegessen, dachte sie boshaft.
    Sie sollte versuchen zu entkommen. Morgen konnte es bereits zu spät sein. Wenn sie sich weigerte, ihnen zu helfen, gab es keinen Grund, sie am Leben zu lassen. Ob sie glaubten, sie konnten sie in dem Fall unbemerkt verschwinden lassen? Kein Mensch würde sie je in dieser Einöde suchen. Der perfekte Ort für das perfekte Verbrechen. Lucy schauderte. Je länger sie darüber nachdachte, umso plausibler erschien es ihr. Ob Nathan in der Lage war sie umzubringen? Lucy glaubte das nicht. Batiste schickte für die Drecksarbeit bestimmt seine Büttel.
    Ein Geräusch ließ sie zusammenfahren. Unwillkürlich rutschte sie näher an Nathan heran. Waren sie schon da?
    »Du musst keine Angst haben«, flüsterte er. Lucy spürte seine warmen Finger beruhigend

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