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Gesprengte Ketten

Gesprengte Ketten

Titel: Gesprengte Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stein
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sich neben der Treppe gegenüber. Man merkte ihnen an, dass sie nicht viel voneinander hielten. Das Gesicht des jungen Mädchens wirkte, als hätte es in eine saure Zitrone gebissen. Jannic bemühte sich krampfhaft, freundlich zu Charlotte zu sein, was seiner Stimme einen unnatürlichen Klang gab. Er atmete sichtlich auf, als Laura auf ihn zukam. Spontan zog er sie in die Arme und küsste sie flüchtig auf den Mund.
    "Viel Spaß", wünschte Charlotte anzüglich, als die jungen Leute das Haus verließen. Kaum hatte sich die Haustür hinter ihnen geschlossen, streckte sie ihnen die Zunge heraus.
    * * *
    "Noch eine Geschichte, Papa." Die fünfjährige Marie Lara schlang die Ärmchen um den Nacken von Dr. Julian Marquard. Flehend blickte sie zu ihm auf. "Ich mag nicht schlafen", bekannte sie und gähnte. "Warum muss ich schon schlafen gehen? Es ist noch gar nicht dunkel."
    "Weil kleine Mädchen wie du spätestens um halb acht im Bett liegen sollten", antwortete Julian Marquard. "Du möchtest sicher ausgeschlafen sein, wenn ihr morgen mit dem Kindergarten in den Zoo geht." Er griff nach dem Buch, das er auf den Nachttisch g elegt hatte. "Nur noch ein kurzes Gedicht, Häschen."
    Marie Lara legte sich in ihrem Bett zurück. Gähnend schloss sie die Augen. "Ich bin wirklich noch gar nicht müde, Papa", b ehauptete sie schläfrig.
    Während Dr. Marquard seiner jüngsten Tochter das Gedicht vorlas, hörte er die Haustürklingel. Seine Frau öffnete. "Guten Abend, Frau Marquard", schallte die Stimme von Anna Eckstein zu ihm herauf.
    "Danke, dass du pünktlich bist, Anna", antwortete Laura Marquard. "Ich habe für dich ein paar Süßigkeiten ins Wohnzimmer gestellt. Mineralwasser und Cola sind im Kühlschrank."
    "Danke, Frau Marquard."
    "Hey, Anna!" Sophie stieg im Schlafanzug die Treppe hinunter. "Ich darf bis um acht Uhr aufbleiben", sagte sie. "Ich bin ja auch nicht mehr so ein kleines Baby wie Marie Lara." Die Siebenjährige stellte sich auf Zehenspitzen, um größer zu erscheinen.
    Anna umfasste sie in der Taille und wirbelte sie herum.
    "Noch! Noch!", verlangte Sophie, als das junge Mädchen sie auf den Boden stellte.
    Laura Marquard wunderte sich immer wieder, wie gut Anna mit den ihr anvertrauten Kindern zurechtkam. Sie war der belie bteste Babysitter in der Umgebung. "Denk daran, Anna, um acht gehört Sophie ins Bett. Lass dich nicht von ihr überreden, ihr noch eine Kinderkassette in den Videorecorder einzulegen."
    "Nein, Sie können sich darauf verlassen, Frau Marquard." A nna legte den Arm um Sophies Schultern.
    Dr. Marquard kam nach unten. "Guten Abend, Anna", grüßte er. " Schön, dass du auf unsere Rasselbande au fpasst."
    "Bald brauche ich keinen Babysitter mehr", erklärte Sophie, "dann kommst du nur noch, um mit uns zu spielen."
    "Nun, bis dahin ist noch Zeit", meinte ihr Vater und umarmte sie zärtlich. "Schlaf gut, Liebes. Sei leise, wenn du nach oben gehst. Marie Lara schläft schon."
    "Sie ist ja auch noch klein", sagte Sophie nachsichtig. "Kleine Kinder müssen viel schlafen."
    Laura Marquard hatte sich inzwischen die Haare gekämmt und andere Schuhe angezogen. Sie griff nach ihrer Handtasche, die sie auf das Garderobenschränkchen gelegt hatte. "Wenn du so weit bist, können wir gehen, Julian", meinte sie.
    Als hätte Amos, der bis dahin in seinem Korb vor sich hin g edöst hatte, nur darauf gewartet, sprang er auf und stellte sich erwartungsvoll vor die Haustür. Er bewegte seinen Schwanz wie einen Propeller. "Wuff!", machte er herausfordernd.
    Dr. Marquard lachte. "Da irrst du dich gewaltig, Bursche", sagte er. "Erinnerst du dich, ich bin nach dem Abendessen mit dir spazieren gegangen." Er nahm Amos beim Halsband und schob ihn zur Seite.
    Amos ließ sich beleidigt auf sein dickes Hinterteil fallen.
    "Ich gehe später mit ihm ein Stückchen spazieren", versprach Anna. "Sie sollten jetzt gehen, sonst verpassen Sie noch den A nfang vom Film."
    "Amos kann gut aushalten, bis wir daheim sind", sagte Dr. Marquard. "Ich möchte nicht, dass du noch mit ihm so spät dra ußen bist." Er bemerkte, wie Anna das Gesicht verzog. "Ich habe mit deinen Eltern ausgemacht, dass du nicht bei Dunkelheit mit Amos spazieren gehst. Und wenn du es auch nicht hören willst, ich bringe dich nachher nach Hause."
    Anna seufzte auf. "Wenn es denn sein muss", erwiderte sie. "Ich weiß nicht, weshalb sich jeder Sorgen um mich macht. Jannic ist genauso. Wenn es nach ihm ginge, dürfte ich keinen Schritt allein tun." Sie legte eine Hand

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