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Gesprengte Ketten

Gesprengte Ketten

Titel: Gesprengte Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stein
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Waldsee hatte ihr Jannic versichert, dass er sie mehr liebte, als irgendetwas anderes auf der Welt. Hatten seine Worte wirklich keine Bedeutung gehabt, waren sie nur ein Lippenbekenntnis gewesen?
    "Laura!"
    Die junge Frau blickte auf.
    "Du bist eine Reihe", sagte Celine Barth.
    Laura stand auf und folgte ihr zum Sprechzimmer.
    "Bitte, nimm schon immer Platz. Doktor Marquard kommt s ofort." Die Sprechstundenhilfe zögerte, bevor sie sagte: "Kann ich etwas für dich tun? Möchtest etwas trinken?"
    Laura schüttelte den Kopf. "Danke, Celine." Sie setzte sich wie in Trance auf einen der Stühle, die vor dem Schreibtisch sta nden.
    Celine Barth ließ sie allein und ging in den Behandlungsraum, um einen jungen Mann zu verbinden, der in eine Glasscherbe g etreten war.
    Dr. Julian Marquard trat durch die Verbindungstür. Celine Barth hatte ihn schon gesagt, dass Laura Ravens an diesem Nac hmittag nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Als er die junge Frau sah, konnte er das nur bestätigen. Also hatte sein Gespräch mit Jannic Eckstein nichts gebracht.
    "Wie lange wollen Sie noch so weitermachen, Frau Ravens?", fragte er. "Sie brauchen dringend Urlaub." Auch wenn ihr ein U rlaub nicht ihren Freund zurückgeben konnte, sie würde wenigstens Zeit haben, sich auf sich selbst zu besinnen.
    "Und wie stellen Sie sich das vor, Doktor Marquard?", fragte Laura müde.
    "Ganz einfach", sagte er. "Entweder Sie wenden sich an ein Reisebüro und buchen eine Reise, oder Sie machen eine Fahrt ins Blaue. Vier, fünf Wochen an der Ost- oder an der Nordsee würden Wunder wirken."
    Minutenlang gab sich Laura der Illusion hin, für einige W ochen an die See zu fahren. Sie sah sich auf den Dünen spazieren gehen, am Strand liegen, schwimmen und mit einem Boot hinaus fahren. Jannic würde an ihrer Seite sein. Fern ihrer Familie würden sie einen wundervollen Urlaub verbringen. Sie...
    "Und meine Familie?", fragte sie hoffnungslos. "Ich kann me ine Familie nicht allein lassen, so gern ich es auch würde. Mein Vater hat im Haushalt zwei linke Hände und denkt auch nicht daran, irgendwie zu helfen. Meine Mutter kann kaum noch etwas im Haushalt tun und meine Schwester will es nicht."
    Julian spürte wie Ärger auf die Ravens in ihm aufstieg. "Und warum sollen ausgerechnet Sie für alles verantwortlich sein?"
    Ja, warum? Auch Jannic hatte ihr diese Frage schon gestellt. Laura starrte auf ihre Hände. "Einer muss es ja tun" antwortete sie matt.
    "Für Ihre Familie wird es eine Lösung geben, Frau Ravens", sagte Dr. Marquard bestimmt. "So können Sie jedenfalls nicht weitermachen. Sie sind noch so jung, Sie haben Ihr ganzes Leben noch vor sich. Nicht einmal Ihre Mutter kann von Ihnen verla ngen, dass sie sich ihretwegen aufgeben." Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. Fürsorglich legte er eine Hand auf die Schulter der jungen Frau. "Bitte, Frau Ravens, denken Sie auch etwas an sich selbst."
    Wie lange das dauerte! Gertrud Ravens schaute auf ihre Uhr. Wo blieb Laura nur? Was hatte sie so ewig mit Dr. Marquard zu besprechen? Ihr Knie schmerzte. Sie streckte das Bein aus, um es bequemer zu haben. Sie konnte ihre Tochter nicht verstehen. Wie glücklich wäre sie gewesen, in Lauras Alter nicht ins Geschäft gehen zu müssen. Leider gehörte Laura zu den Leuten, die keine Dankbarkeit kannten.
    "Frau Ravens, bitte!" Annika Herziger trat zu ihr und half ihr beim Aufstehen.
    "Wo ist meine Tochter?", fragte Gertrud Ravens, während sie zum Sprechzimmer gingen.
    "Ihre Tochter ist im Behandlungsraum. Sie bekommt eine Infusion."
    "Eine Infusion?" Frau Ravens hob die Augenbrauen. "Weshalb b ekommt meine Tochter eine Infusion?"
    "Da müssen Sie Doktor Marquard fragen, Frau Ravens", erw iderte Annika und rückte für sie einen Stuhl zurecht.
    Gertrud Ravens musste nicht lange warten. Dr. Marquard kam schon nach fünf Minuten. "Guten Tag, Frau Ravens", grüßte er freun dlich. "Gut sehen Sie aus." Er reichte ihr die Hand.
    "Danke, Doktor Marquard", erwiderte Lauras Mutter g eschmeichelt. "Ich fühle mich heute auch besser, als in der vergangenen Woche."
    "Das freut mich."
    "Mein rechtes Knie macht mir allerdings heute starke Beschwerden", sagte Gertrud Ravens.
    "Wenn mich nicht alles täuscht, haben Sie morgen einen Te rmin bei Doktor Erlenbusch. Ich bin überzeugt, er wird dafür sorgen, dass Ihnen Ihre Arthrose in Zukunft weniger zu schaffen macht." Julian nahm das Blutdruckgerät und bat Gertrud Ravens, ihren linken Arm freizumachen.
    "Weshalb kommt meine

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