Gestaendnis im Orchideengarten
mir Ihr Portfolio angesehen, und es gefällt mir. Sie haben großes Potenzial, junge Frau, ich erkenne Qualität, wenn ich sie sehe. Ich will Ihnen eine Chance geben.“
Sara hielt den Atem an. Das war ja großartig! Nachdem sie seit drei Jahren Tag und Nacht geackert hatte, wollte ihr endlich jemand die Gelegenheit geben, sich mit ihrer Arbeit zu beweisen, mit ihren geliebten Orchideen, den Resultaten ihrer eigenen Hände Arbeit.
Keiner hatte für sie Strippen ziehen müssen, um den Auftrag zu bekommen, oder die Verbindungen zu adligen Kreisen spielen lassen.
Sie allein hatte das geschafft. Ihr Herz schlug wild vor Aufregung.
„Ich will diese Chance nutzen“, sagte sie.
„Bis nächstes Jahr am Valentinstag benötigen wir fast jedes Wochenende neue Gestecke, wir sind restlos ausgebucht. Im Augenblick arbeiten zwei Floristen für uns, die sowohl für die Blumen in den Zimmern als auch für die Gestecke bei Sonderveranstaltungen verantwortlich sind. Sie müssen mich nun überzeugen, dass es möglich ist, bei gleichbleibend hoher Qualität den finanziellen Rahmen nicht zu sprengen. Dann haben Sie den Job.“
Er schob Sara einen blauen Ordner über den Tisch und tippte zur Untermalung seiner Worte mehrmals mit dem Zeigefinger auf den Umschlag.
„Hier sind Unterlagen für die größte Firmenveranstaltung in nächster Zeit. Zeigen Sie mir, dass Sie diesen Großauftrag schaffen, dann unterschreibe ich den Vertrag mit Ihnen.“
Sie blätterte die ersten zwei Seiten durch und hob die Brauen. „Das ist ein ziemlich großes Projekt, aber ich werde Ihnen ein Angebot erstellen und in ein oder zwei Wochen zukommen lassen. In Ordnung, Mr Evans?“
Er schwieg und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück in seinen Sessel.
„Ich fürchte, so lange kann unser Kunde nicht warten. Er erwartet eine Einzelaufstellung der Kosten bis spätestens Freitag, dann muss Ihr Angebot vorliegen.“
Einen Augenblick lang verschlug es Sara die Sprache. „Mr Evans, das ist alles wunderbar und aufregend, aber meinen Sie wirklich nächsten Freitag?“
Er nickte und verschränkte die Arme.
Sie schluckte. „Ich danke Ihnen sehr für Ihr Vertrauen. Aber das sind nur fünf Tage, ich brauche …“
„Die beiden anderen Großfloristen möchten natürlich unbedingt mit uns im Geschäft bleiben. Wie Sie wissen, führen wir zahlreiche Hotels international. Tun Sie mir und sich einen Gefallen, und zeigen Sie ihnen, dass man in der Welt auch als lokaler kleiner Erzeuger mithalten kann.“
Sara blinzelte mehrmals und hätte am liebsten eine Faust in die Luft gereckt. Nur mit Mühe konnte sie einen Triumphschrei unterdrücken. Zahlreiche andere Hotels! Sie würde sie alle beliefern – gar kein Problem!
„Ich habe keinerlei Zweifel, dass Sie mit einem erstklassigen Vorschlag aufwarten werden, Leo Grainger sagt, Sie sind eine der Besten. Und das will etwas heißen …“
Sara sah ihn ungläubig an.
„Leo?“, fragte sie fassungslos und musste sich erst räuspern. „Leo Grainger hat mich empfohlen?“
„Ja, das hat er“, erwiderte Tony Evans und tippte sich mit dem Finger an die Nase. „Mit großem Nachdruck sogar, das macht er sonst selten.“ Er hielt inne und legte die Stirn in Falten. „Natürlich muss man nun sehen, wo Sie neues Land pachten können, so viel ist ja nicht auf dem Markt, das wird ein bisschen Zeit verschlingen. Aber Sie werden uns ja in puncto Standortwechsel auf dem Laufenden halten.“
Jäh schreckte sie aus ihren Träumen und vergaß Leo Grainger sofort wieder. „Standortwechsel?“, fragte sie mit schiefem Lächeln. „Was meinen Sie denn damit? Das muss ein Missverständnis sein, ich habe nicht vor, den Standort zu wechseln.“
Tony Evans klappte der Kiefer herunter, er reckte das Kinn und sagte: „Sie müssten doch das Schreiben von unserem Management bekommen haben. Der Pachtvertrag mit Ihnen wird aufgelöst zum Ende des Jahres. Das ist Teil des Neugestaltungsplans, im Grunde der entscheidende Teil.“
Sara rang mühsam um Fassung und wollte gerade fragen, was das alles zu bedeuten hatte, als das Telefon klingelte. „Tut mir leid, ich muss rangehen“, sagte Tony Evans fast erleichtert. „Ich darf also mit Ihrem Angebot bis Freitag rechnen, Sara? Großartig. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.“
Sie war aufgestanden und wollte schon gehen, doch dann wandte sie sich noch einmal um. „Woher kennen Sie eigentlich Leo Grainger?“
„Leo ist anscheinend mit den Besitzern des Hotels
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