Gestaendnis im Orchideengarten
und umschloss sanft ihre Hände.
Sie war so verblüfft, dass es ihr nicht gelang, sich ihm zu entziehen. Mit sanfter Stimme redete er weiter, und seine blauen Augen fixierten sie, sie konnte nicht einmal wegsehen.
„Sie geben kein armseliges Bild ab. Und Sie tun mir auch nicht leid. Im Gegenteil, ich bewundere Ihre Entschlossenheit und Ihren Mut. Sie halten Ihre Versprechen ein und sind loyal den Menschen gegenüber, die Sie lieben, obwohl Sie wissen, dass es schiefgehen kann. Sie sollten stolz auf sich sein.“
Er bewunderte sie? Was sollte das bedeuten? War das ein Witz?
Sie sah ihm tief in die Augen, konnte aber nur aufrichtiges Gefühl erkennen. Ihr Herz schlug schneller, und sie schluckte schwer.
„Eben noch haben Sie mich angesehen, als wäre ich ein Monster mit zwei Köpfen“, sagte sie leise, und ihre Stimme zitterte mehr, als ihr lieb war.
„Sagen wir so: Ich treffe nur selten Menschen, die mich wirklich überraschen“, erwiderte er lächelnd. „Ich schätze Loyalität sehr, umso mehr, wenn sie nicht billig erkauft ist.“ Seine Stimme wurde samtweich. „Okay?“
Sofort löste sich ihre Anspannung. Vielleicht sollte er als Masseur anheuern?
„Okay. Und danke. Ich bin es nicht gewohnt, bewundert zu werden, ich war direkt schockiert. Vor allem, weil ich heute nur schlechte Nachrichten erhalten habe.“
Dann legte sie den Kopf in den Nacken und lachte leise über die paradoxe Situation, in der sie sich befand. Sie stand hier und hielt Händchen mit einem wahnsinnig gut aussehenden Mann, während ihr Betrieb den Bach runterging.
„Wissen Sie, was besonders komisch ist? Cottage Orchids wurde gerade für einen Preis vorgeschlagen. Unglaublich, oder?“ Sie befreite die rechte Hand aus Leos Griff und schrieb mit dem Finger „Regionale Unternehmerin des Jahres“ in die Luft. Dann stemmte sie den Arm in die Hüfte und zuckte mit der Schulter. „Was für ein Witz. Nun bräuchte ich selbst Beratung, wie es weitergehen soll. Wenn das nicht so teuer wäre …“ Sie beendete den Satz nicht.
Leo war ein renommierter Unternehmensberater.
Sie brauchte Beratung.
Und zwar dringend.
Außerdem hatte Helen vielleicht recht, dass sie sich gut verstehen würden.
Doch dann müsste sie diesen Adonis um Hilfe bitten, und das widerstrebte ihr.
Er gehörte selbst zum Rizzi-Clan, seine Beratung wäre niemals objektiv. Nein, es ging nicht.
Aber da ist ja noch dieser Ring, den er unbedingt wiederhaben will.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Sollte sie eine kleine Erpressung wagen? Das wäre unmoralisch und falsch. Außerdem war er Caspars Freund.
Doch in verzweifelten Situationen waren Verzweiflungstaten erlaubt. Seit zwei Stunden überlegte sie, wie sie diese Krise meistern sollte, und ihr fielen nur Lösungsszenarien ein, die extrem langfristig angelegt waren. Das brachte nichts, angesichts der Tatsache, dass sie hier in ein paar Wochen einpacken musste.
Sie brauchte seine professionelle Beratung jetzt, in genau diesem kritischen Moment.
Wahrscheinlich verlangte er Unsummen für seine Dienste, doch wenn sie ihren Stolz und ihre Skrupel nun überwand, könnte es klappen.
Sie nagte an ihrer Unterlippe und wusste, dass er sie beobachtete. Wahrscheinlich wunderte er sich über diese seltsame Frau, die ihn unbedingt loswerden wollte. Das war er sicher nicht gewöhnt. Und nun dieser Umschwung – ja, vielleicht konnte sie es mit extremen Stimmungsschwankungen erklären. Das verunsicherte Männer immer.
„Sehen Sie, Leo, es ist so“, begann sie und holte tief Luft, dann schoss sie die Frage heraus, bevor sie es sich anders überlegen konnte. „Wie wär’s, wenn Sie mich beraten? Das ist doch Ihr Metier, ich brauche dringend eine professionelle Unternehmensberatung.“
Verbindlich lächelnd befreite sie nun auch die andere Hand aus seinem Griff und holte seinen Ring aus der Hosentasche.
„Ich möchte Ihnen einen Deal vorschlagen: den Ring gegen ein paar Stunden Ihrer Arbeitszeit. Höchstens zehn, vielleicht auch weniger, je nachdem wie schnell Sie sich in meine Lage hineindenken können.“
Er wollte gerade protestieren, doch sie hielt den Ring in die Luft und fügte hinzu: „Ich kann nicht verhindern, dass das Grundstück verkauft wird. Der Zug ist abgefahren. Doch Ihrer Familie gehört das Hotel, ich verlange ja nicht, dass sie gegen deren Interessen agieren.“
Sie ließ die Hand sinken und setzte ein Lächeln auf, als sie in sein überraschtes Gesicht blickte. „Ich brauche eine zweite Meinung,
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