Gestaendnis im Orchideengarten
Und dabei natürlich verschweigen, dass er im Auftrag der Rizzi-Gruppe arbeitete.
In gewisser Weise täuschte er sie damit zwar, doch er konnte es sich nicht leisten, sentimental zu werden. Außerdem war es für beide eine Win-win-Situation.
Sie durfte nur nie erfahren, dass er im Auftrag seiner Tante in Kingsmede Manor beschäftigt war.
„Ich wollte sowieso noch ein paar Tage bleiben. Wir könnten uns für Morgen verabreden und einige Möglichkeiten durchgehen. Was meinen Sie?“
„Aber es ist mehr als ein Tag nötig, um zu einer guten Lösung zu kommen!“, rief sie fassungslos. „Es geht schließlich um die Rettung meines Familienerbes.“
„Das ist mein Angebot.“
„Was muss ich für mehr Zeit drauflegen? Einen Schnellkurs in Orchideenzüchtung? Kostenlose Orchideen für Ihre Herzdamen weltweit? Frauen lieben Blumen, und meine Kreuzungen duften ganz besonders gut. Sie werden Sie ewig lieben dafür.“
Er grinste. „Danke, kein Bedarf, aber bei Gelegenheit komme ich gerne darauf zurück. Im Augenblick …“ Er zögerte und fühlte sich ein wenig schuldig. „Im Augenblick bin ich an etwas ganz anderem interessiert. Reine Neugier. Wissen Sie, wer Kingsmede Manor konstruieren und erbauen ließ? Geschichte und Architektur finde ich faszinierend, ich könnte mich stundenlang damit beschäftigen.“
Wenigstens stimmte das.
„Nun, wenn ich wirklich anfange, höre ich auch stundenlang nicht mehr auf zu erzählen. Sehen Sie sich vor.“ Sie hatte tatsächlich viel geschichtliches Material über das alte Anwesen geerbt. „Wenn Sie wollen, können Sie es sich ansehen. Aber das wird ein paar Extrastunden Beratung kosten.“
„Wie wäre es mit dreimal vier Stunden bis Mittwoch?“
Sara blieb der Mund offen stehen. Sie riss sich zusammen und reichte ihm die Hand, bevor er es sich anders überlegte. „Abgemacht?“
„Einverstanden.“ Sie besiegelten den Deal. Saras Hand fühlte sich klein und warm an, doch ihr Druck war kräftig und entschlossen. Eine, die zu ihrem Wort stand, das gefiel ihm. Und auch die Vorstellung, Sara in den nächsten Tagen öfter wiederzusehen. Es war definitiv seine beste Entscheidung heute.
„Wie lang brauchen Sie, um sich umzuziehen?“, fragte sie. „Ich bin in etwa einer Stunde hier fertig. Am besten, Sie kommen nicht in Schwarz, das zieht Katzenhaare und Krümel magisch an.“
„Oh nein, meine Liebe“, erwiderte Leo mit samtweicher Stimme. „Ich trage nie etwas anderes als Schwarz, auch nicht Ihnen zuliebe. Und Arbeitsbeginn ist erst morgen, damit müssen Sie leben.“
Er lächelte sie an, und sie errötete. „Ganz klar, ist in Ordnung, dann bis morgen“, sagte sie rasch.
6. KAPITEL
Leo checkte E-Mails auf seinem Smartphone, während er vor dem Hotel auf der Veranda auf und ab ging. Die Projektleiter aus aller Welt hatten über Nacht ihre Berichte geschickt.
Nichts furchtbar Dringendes.
Er steckte das Telefon weg, hob den Kopf und schaute über die Obstgärten, die vor ihm in der Sonne lagen. Erneut fragte er sich, wie er eigentlich dazu kam, täglich vier Stunden seiner kostbaren Zeit in das Unternehmen Cottage Orchids zu stecken.
Er hatte sich fraglos auf einen Kuhhandel eingelassen: Zeit gegen Ring. Wie erniedrigend.
Sara Fenchurch war zwar eine bemerkenswerte Frau, doch mit ein bisschen Druck hätte er den Ring auch so wiederbekommen.
Dann wäre er allerdings als Raubein und Fiesling da gestanden, und mit solchen Typen hatte er selbst immer Probleme. Nie wollte er so werden, unter gar keinen Umständen.
Gestern hatte er bis spät in die Nacht gearbeitet, und noch während des Frühstücks auf seinem Zimmer hatte er die letzten Wünsche eines Topkunden erfüllt, der unbedingt wollte, dass Leo den Beratungsplan am Ende persönlich abnahm. Dafür war er bereit, ein hübsches Sümmchen lockerzumachen.
Noch während er die letzten Zeilen seiner Empfehlung tippte, dachte er an Saras missliche Lage. Das nervte ihn.
Die Einzige in der Familie, die er wirklich schätzte, seine Tante Arabella, hatte Helens Freundin in diese existenziell bedrohliche Lage gebracht. Deshalb war er zwar noch lange nicht verantwortlich, aber dennoch … Er konnte sie nicht hängen lassen.
Irgendwie hatte sie es geschafft, sich in sein Herz zu schleichen und Gefühle zu wecken, die er längst vergessen hatte.
Das musste ein Ende haben, und zwar sofort. Rational betrachtet, standen nun genau zwei Dinge an. Erstens, kurz reinknien in den Job und Sara beraten, dann die
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