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Gestaendnis im Orchideengarten

Gestaendnis im Orchideengarten

Titel: Gestaendnis im Orchideengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Harrington
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ertragen konnte, wollte sie gar nicht wissen, was er von ihrer Wohnung hielt.
    „Schöner Raum“, sagte er ohne eine Spur von Ironie.
    Sara ließ den Löffel, den sie gerade abtrocknete, fallen. „Oh, danke. Es ist vielleicht nicht die sauberste Küche der Welt, aber es ist alles da, was man braucht.“ Sie sah ihn verstohlen an. „Mr Grainger, ich werde aus Ihnen nicht schlau. Erst meckern Sie über alles, dann finden Sie es reizend. Das verwirrt mich.“
    Er grinste noch breiter, und ihr Herz funkte riesige Wellen der Sympathie zurück. Leo war definitiv der schönste Mann, der je in ihrer Küche gesessen hatte. Sie hatte damals ihren Exfreund auch sehr gut aussehend gefunden, attraktiv und immer tadellos gekleidet. Aber Leo spielte in einer ganz anderen Liga. Er hatte die Art von Charme und Ausstrahlung, die eine Frau in größte Gefahr brachte, wenn sie nicht sehr auf sich aufpasste. Zu dumm nur, dass ihrem Herzen das anscheinend schnuppe war.
    „Pause“, sagte er lachend und streckte die Beine aus. „Also das ist der Ort zum Relaxen, und das da drüben …“, er deutete aufs Gewächshaus, „… ist der Arbeitsplatz, alles klar?“
    Er setzte sich aufrecht hin. Der Stuhl ächzte bedrohlich. „Das ist ein großer Unterschied. Und so reizend ich Ihren … nennen wir es: Boheme-Lebensstil finde, er ist nicht gut fürs Geschäft.“
    Sie reichte ihm den Tee und einen Teller mit Muffins und Kuchenstücken. „Bedienen Sie sich. Ich habe das alles heute Morgen im Tausch für eine Orchidee bei der Bäckerin bekommen.“
    „Aha, Naturalienhandel, das erklärt die marode Kassenlage. Plus der Umstand, dass Sie Ihre Produkte an die Nachbarn verschenken.“
    „Machen Sie sich nicht lustig über mich. Tauschhandel ist bei uns in der Familie eine alte Tradition. Meine Großmutter war eine berüchtigte Tauscherin. Damit hat sie meine Mutter fast in den Wahnsinn getrieben.“
    Sara stand auf, zog ein altes Foto aus der Schublade und reichte es Leo. Staunend betrachtete er es. „Es ist ein Tandemrad für Damen. Das rechts ist meine Mutter, meine Großmutter steht links. Sie erhielt das im Tausch für eine Messingteekanne, um mit ihrer Tochter durch die Gegend zu fahren. Nach dem ersten kleinen Unfall haben sie es nie wieder probiert. Von diesen Frauen stamme ich ab.“
    Leo gab ihr das Bild zurück. „Ich habe meine Großeltern mütterlicherseits erst sehr spät kennengelernt, mein Vater war Waise. Sieht so aus, als hätten die Damen viel Spaß miteinander gehabt.“
    Sie schob die Unterlippe vor. „Na, geht so. Meine Mutter wollte nach ihrer Scheidung eigentlich nicht mehr hierher zurückkehren, weil sie den exzentrischen Lebensstil meiner Großmutter nicht ertragen konnte. Aber sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Außerdem musste sie mich irgendwo unterbringen, sonst hätte es endlose Sorgerechtsstreitigkeiten mit meinem Vater gegeben.“
    Versonnen umklammerte sie ihre Tasse. „Und wenn es mir zu viel wurde, bin ich immer in die Orchideenhäuser geflüchtet, dort hatte ich meine Ruhe. Sie waren und sind mein Zufluchtsort.“
    Sie schob Leo erneut den Gebäckteller hin. „Heute lebt meine Mutter in einem keimfreien, weiß gestrichenen Apartment in London und fühlt sich dort anscheinend pudelwohl.“
    Kopfschüttelnd zuckte sie die Schultern. „Aber ich hab jetzt lange genug von mir geredet, erzählen Sie was von sich. Wie sieht Ihre Designer-Küche denn aus? Ist sie aus Edelstahl? Oder aus Granit? Ich will es ganz genau wissen.“
    „Ich muss Sie leider enttäuschen, denn ich habe keine Küche.“
    Sie ließ den Muffin zurück auf den Teller fallen. „Wie bitte, Sie haben keine Küche?“
    „Nein, ich brauche keine. Ich lebe in einem Hotel mit 24-Stunden-Rundumservice. Und glauben Sie mir, ich vermisse den Abwasch kein bisschen.“
    Herzhaft biss er in ein Stück Apfelkuchen. „Mmmh, lecker“, sagte er mit vollem Mund. Er trank einen Schluck Tee, dann nahm er erneut einen Bissen, und als er aufsah, bemerkte er plötzlich Saras traurigen Blick.
    „Was haben Sie denn?“, fragte er erstaunt.
    „Sie leben in einem Hotel“, murmelte sie leise. Mitfühlend legte sie ihre Hand auf seine, als wollte sie ihn trösten.
    Leo wusste nicht, wie er reagieren sollte. Eigentlich mochte er nicht über sein ambivalentes Verhältnis zu allem, was mit Hotels zu tun hatte, reden, jedenfalls nicht mit einer Frau, die er eben erst kennengelernt hatte. Sonst müsste er zu viel über sich preisgeben.
    Dennoch fühlte

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