Gestaendnis im Orchideengarten
sie den funkelnden Diamanten in der Mitte.
Helen hatte erzählt, dass Leo nicht verheiratet war, aber vielleicht war er verwitwet? Oder war das ein Familienerbstück?
Jedenfalls hatte sie eigentlich kein Recht, diesen Ring zurückzuhalten. Sie wollte ihn bei nächster Gelegenheit zurückgeben, Handel hin oder her. Leo bemühte sich wirklich, bei ihr Ordnung zu schaffen, und hielt sich an sein Versprechen.
Wie auf ein Zeichen erscholl ein Klagelaut aus ihrem kleinen Kabuff, und Sara zuckte schuldbewusst zusammen. Nach einer Dreiviertelstunde hektischen Suchens unter viel Generve und Gestöhne hatten sie unter einem Stapel Urlaubskataloge für Orchideenfreunde den alten Pachtvertrag endlich gefunden.
Nachdem sie eine Weile versucht hatten, gemeinsam in dem kleinen Büro zu arbeiten, nach mehreren Papierlawinenunfällen und einem unschönen Zwischenfall, bei dem ein stinkender Flüssigdünger eine tragende Rolle spielte, gaben sie auf, und Sara bot an, Kaffee zu machen.
Wieso hatte sie in den letzten Jahren ihr Büro nur so verkommen lassen?
Immer hatte sie sich vorgenommen, im Winter ordentlich aufzuräumen, doch nie war sie dazu gekommen. Erst mussten Weihnachtslieferungen erledigt werden, dann die für den Valentinstag, schließlich kamen noch Hochzeiten dazu, und plötzlich wusste sie vor Arbeit nicht mehr, wo ihr der Kopf stand.
Allein fühlte sie sich ganz wohl in ihrer Unordnung, es war wie ein kleines, warmes Nest. Doch seit sie das Chaos mit Leo teilen musste, schämte sie sich dafür.
Sie spähte durchs Küchenfenster in Richtung Kabuff.
Er hatte sich noch am Sonntagnachmittag per Internet über Orchideenzucht informiert und schien sogar ein wenig Interesse entwickelt zu haben.
Oder wollte er sie näher kennenlernen?
Was für ein blöder Gedanke. Warum sollte ein Mann wie Leo an ihr Gefallen finden? Sie machte sich nur unglücklich, wenn sie darauf hoffte. Ihre Mutter hatte ihr prophezeit, dass die Männer nur hinter ihrer adligen Herkunft her waren, und je schneller sie das verinnerlichte, desto besser.
Sie schluckte ein paar Tränen des Selbstmitleids hinunter und zog den Ring vom Daumen.
Genau in dem Augenblick raschelte es an der Tür; schnell steckte sie ihn zurück in ihr Portemonnaie.
Eine schlanke, dunkle Gestalt stand im Türrahmen und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Leo.
„Hallo! Brauchen Sie etwas? Der Kaffee ist gleich fertig.“
„Ich brauche einen anständigen Arbeitsplatz. Es tut mir wirklich leid, aber dieser …“ Er suchte nach einem passenden Wort.
„Schuppen?“, half Sara nach. Er antwortete mit einem tiefen Stöhnen.
„Dieser glorreiche Gartenschuppen macht mich krank. Ich verstehe nicht, wie Sie dort arbeiten können. Es gibt kein System, nirgends findet man etwas, es ist einfach unmöglich.“
Sara sah auf die Uhr. „Sie sitzen da schon seit einer Stunde drin, also vierzig Minuten länger, als ich erwartet habe. Brav gemacht. Setzen Sie sich, ich bringe Ihnen etwas zu trinken.“
Mit ein paar großen Schritten hatte Leo den kleinen Wohnbereich durchquert und stand nun in der Küche. Hilflos sah er sich nach einer Sitzgelegenheit um, auf der nicht irgendetwas abgelegt war. Resigniert blieb er beim Ofen stehen. Sara versuchte, eine saubere Tasse zu finden, musste jedoch erst abspülen.
Auch in der Küche herrschte Chaos, was aber daran lag, dass sie heute früh sehr schnell aufbrechen musste, um die Blumenhändler in der Gegend zu beliefern. Auch hier stand eine alte Konsole, auf der stapelweise Prospekte, Werbung, Blumenkataloge, Katzenspielzeug und anderes Gerümpel herumlagen. Es war katastrophal.
Wenigstens hatte sie im Bad noch rasch ihre Unterwäsche abgehängt.
„Ich habe löslichen Kaffee oder Schwarztee. Was ist Ihnen lieber?“, fragte sie, um abzulenken. Er hatte mittlerweile einen wackligen alten Stuhl von Kater und Zeitungen befreit, auf den er sich lässig fallen ließ, als sei es ein Liegestuhl an Bord einer Luxusjacht.
Sie spürte einen Stich im Herzen. Der letzte Mann, der auf diesem Stuhl gesessen hatte, war ihr blöder Exfreund gewesen, der jedes Mal ein sauberes Handtuch verlangte, bevor er Platz nahm.
„Was, Sie haben keine Espressomaschine? Ach, wonniges, einfaches Landleben! Kein Gedöns und Chichi.“ Er grinste breit. „War nur ein Scherz. Ich nehme Tee mit Milch. Keinen Zucker.“
Sie wand sich innerlich, als sie merkte, wie aufmerksam er sich in ihrer unaufgeräumten Küche umsah.
Wenn er das Büro schon nicht
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