Gestaendnis im Orchideengarten
noch eine Orangerie und einen Wintergarten. Es muss ein wundervolles Ensemble gewesen sein.“
„Was ist aus ihnen geworden?“
„Nach dem Krieg wurden sie verkauft. Die Zeiten waren hart, und meine verwitwete Großmutter konnte weder das Personal noch den Unterhalt finanzieren. Aber es gibt noch Bilder davon.“
Sara zeigte ihm noch mehr Fotos, auf denen Dienstboten vor wundervoll verzierten Glasbauten standen und in die Kamera lachten, gleich neben dem Haus, das nun ein Hotel war. Und auf einmal kam ihm eine großartige Idee. Er wurde ganz aufgeregt.
Vielleicht konnte er seine Tante dazu bringen, anhand dieser Fotos die alten Gärten wieder anzulegen?
Sein Auftrag war, ein Alleinstellungsmerkmal für das Hotel zu entwickeln. Eine Idee auszuarbeiten, wie sich dieses Haus von allen anderen absetzte, um es für eine neue Klientel attraktiv zu machen. Möglicherweise hatte ihm Sara Fenchurch eben den Schlüssel zu dieser Idee geliefert und dabei sogar noch ihren Betrieb gerettet.
Allerdings durfte er diese Eingebung nicht mit ihr teilen, sonst hätte sie den wahren Grund für seinen Aufenthalt in Kingsmede Manor erfahren. Er wollte mit seiner Tante sprechen und Sara erst informieren, wenn es schon substanzielle Pläne gab. Bis dahin galt es, Stillschweigen zu wahren und noch mehr in Erfahrung zu bringen.
Schon wieder spürte er dieses Glücksgefühl. Das wurde ja direkt zur Gewohnheit, jedenfalls in Saras Nähe. Wie merkwürdig.
„Sara, dieser Entwurf ist fantastisch. Gibt es noch mehr Pläne, zum Beispiel für die Gartenanlagen und die Wintergärten?“
8. KAPITEL
Dienstagmorgens um halb sieben war Leo normalerweise im Fitnessstudio des Luxushotels, in dem er in London lebte. Dort war es sehr komfortabel, denn er konnte mit seiner VIP-Karte im privaten Lift direkt zurück in seine Suite hochfahren, wo bereits ein ausgiebiges Frühstück auf ihn wartete.
Kingsmede Manor konnte mit solchen Annehmlichkeiten nicht aufwarten, es gab weder einen Fitnessbereich noch Frühstück auf dem Zimmer, jedenfalls nicht um diese Uhrzeit.
Doch das war ihm gleichgültig. Die Sonne schien, und er würde den halben Tag mit einer wundervollen, ganz bemerkenswerten Frau verbringen, die vermutlich schon ungeduldig auf ihn wartete, weil er zu spät dran war.
Sara wollte ihn auf ihre morgendliche Lieferrundfahrt mitnehmen und nebenher weitere Optionen für den Erhalt ihres Betriebs mit ihm besprechen.
Er schlenderte hinüber zu ihrem kleinen Fachwerkhaus, als ihm auf halber Strecke ein altersschwacher Lieferwagen hupend entgegenkam.
Irgendwann war er vermutlich einmal weiß gewesen, doch nun dominierten die Farben Rostrot und Schmutziggelb. Der Schriftzug an der Seite verriet Cottage Orchids , war aber kaum mehr zu entziffern. Das Ganze wirkte so unglaublich unprofessionell, dass er nur entsetzt den Kopf schütteln konnte.
Der Motor wurde abgestellt, und Sara sprang heraus.
Wieder trug sie die blauen Arbeitshosen, dazu jedoch ein neues T-Shirt, auf dem in goldenen Lettern Cottage Orchids prangte. Ihr Haar wurde von einem breiten Band zusammengehalten, und sie sah wie immer umwerfend aus. Sein Herz hüpfte ein wenig vor Freude.
Doch sie schaute ihn finster an und verschränkte die Arme. Sie schien nicht gerade in bester Laune zu sein.
„Sie sind irrsinnig spät dran, das ist nicht komisch. Ich wollte gerade abfahren. Meine heutige Kundenliste ist lang, und gestern sagten Sie noch, dass zufriedene Kunden ein wichtiger Wirtschaftsfaktor seien.“
Leo sah ihr tief in die Augen und sagte ungerührt: „Hübsche Arbeitskluft, aber wir müssen unbedingt über den Wagen reden.“
Sie lockerte die Arme, zuckte mit den Schultern und klopfte liebevoll aufs Autodach. „Das habe ich befürchtet.“ Doch dann grinste sie breit und rief: „Ist sie nicht absolut charmant? Ich habe sie eigenhändig bemalt. Mizzi hat mich noch nie im Stich gelassen.“
„Mizzi. Ist das der Name dieses Klappergestells?“
„Ja. Sie ist klein, leise und hat einen Elektromotor. Sie ist nur ein bisschen langsam, aber das macht mir nichts. Und sehr günstig im Unterhalt. Das ist doch gut fürs Geschäft, nicht wahr?“
Leo sah davon ab, Mizzi oder ihre Besitzerin durch spöttische Kommentare zu provozieren.
„Ich kann Ihnen mit meinem Wagen hinterherfahren. Sagen Sie mir nur, wo der erste Halt auf der Strecke ist. Dann ist auch mehr Platz für die Pflanzen.“
Sara brach in schallendes Gelächter aus. „Ich kann’s mir denken. Sie sind ein
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