Gestaendnis im Orchideengarten
Zu Ihren Diensten.“ Er neigte den Kopf würdevoll.
„Reginald. Ach du meine Güte.“ Sie hielt rasch die Hand vor den Mund, um nicht loszuprusten.
„Man wird bei der Namenswahl einfach nicht gefragt“, sagte er schulterzuckend und sah schmunzelnd aus dem Fenster.
„Wohl wahr, Reggie.“
Er wandte sich ihr zu und lachte breit.
„Eloise und Reggies Blumenspezialitäten, das wäre doch ein Name! Könnten Sie nicht zwei oder drei Tage in der Woche herkommen und beim Ausfahren helfen? Ich kann Sie in Orchideentöpfen oder Kuchen aus der Bäckerei auszahlen. Ich sehe da ein großes Entwicklungspotenzial, Sie nicht?“
„Ich werde es mir überlegen und lasse Sie meine Entscheidung wissen.“
„Abgemacht.“ Sie lachte in sich hinein und sah zur Sicherheit noch einmal in den Rückspiegel, ob die Luft wirklich rein war. „Die wissen genau, dass ich keine Lady bin, aber sie ignorieren es stur.“ Dann fügte sie hinzu: „Wie gut, dass ich Beziehungen schon längst abgehakt habe. Das Thema ist durch. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie entlastend das ist.“
„Das Thema ist durch?“ Leo lachte spöttisch. „Das ist nicht Ihr Ernst? Ich verstehe zwar, dass das Angebot in Kingsmede etwas dürftig ist, abgesehen von Mrs Tadleys Sohn. Aber so schlimm kann’s doch nicht sein.“
„Meinen Sie, dass ich mich langweile? Natürlich kann man das Leben hier nicht mit London vergleichen, aber Pasha und ich amüsieren uns prächtig, und dann gibt es auch noch die aufregenden Kostümbälle im Hotel nebenan.“
Leo hüstelte. „Ich habe eine Idee. Angesichts der Tatsache, dass das Vergnügungspotenzial in Kingsmede tatsächlich eher begrenzt ist, schlage ich vor, Sie gehen heute Abend mit mir essen. Sagen wir gegen sieben im Hotel? Ich lade Sie ein, nachdem ich Ihnen gestern die Wochenration vom Bäcker weggegessen habe. Was halten Sie davon?“
„Ein gemeinsames Dinner?“ Sara starrte etwas verkrampft aus dem Fenster, um seinem Blick auszuweichen.
„Ja, Sie haben vielleicht schon davon gehört. Speisen außer Haus. Normalerweise gehören dazu zwei Leute, ein Koch und eine Bedienung. Kann ganz lustig sein. Ich hab’s schon ein paar Mal ausprobiert und kann es nur empfehlen.“
Sara hielt die Unterlagen fest umklammert, während ihr Hirn versuchte, die Botschaft zu verarbeiten. Leo Grainger hatte sie eben zum Abendessen eingeladen. Nur sie und er im Hotelrestaurant.
Posaunen erklangen. Ein Engelschor setzte ein, jauchzte Halleluja und schwenkte kleine Fähnchen, auf denen stand: Sara hat ein Date mit Leo. Sara hat ein Date mit Leo. Die etwas gesetzteren Anteile in ihr saßen stumm auf den hinteren Plätzen und schüttelten ungläubig den Kopf.
Es hörte sich an wie eine Verabredung, es fühlte sich an wie eine Verabredung, und es roch auch nach einer Verabredung.
Andere Frauen würden ihr letztes Hemd dafür geben, mit Leo in einem Raum sein zu dürfen. Sie hingegen würde mit ihm bei Kerzenlicht an einem Tisch sitzen und sündteure Delikatessen kredenzt bekommen, die sie sich nie selbst leisten konnte. Alle würden sie beneiden.
Auf einmal wurde ihr bewusst, wie paradox die Situation war. Eben noch hatte sie Mrs Tadleys Sohn vorgeworfen, er wolle sich nur mit einer Vorzeigefrau schmücken. Und nun tat sie genau dasselbe mit Leo. Für sie war er auch ein Vorzeigemann, so wie sämtliche Exfreunde vor ihm.
Sie hatten sich immer gegenseitig benutzt. Wie seltsam, dass ihr das erst jetzt auffiel.
Natürlich hatte sie Lust, mit Leo auszugehen.
Natürlich genoss sie seine Gesellschaft, mochte sein Lachen und wollte wissen, was er am liebsten aß.
Natürlich war sie bereit, sich von ihm das Herz brechen zu lassen, wenn er dann am nächsten Tag wieder zurück nach London fuhr und nie mehr von sich hören ließ. Er sollte ihr letzter Vorzeigemann für eine Nacht werden, und danach war endgültig Schluss.
Und dann würden sie sich auf Helens Hochzeit wieder begegnen. Oh nein, das ging gar nicht!
Sie strich mit der flachen Hand die mittlerweile völlig zerknitterten Lieferscheine glatt und sah durch die Windschutzscheibe.
„Danke für die Einladung, aber ich bin heute Abend schon vergeben. Sie könnten mir aber eins von diesen köstlichen Schokoladentörtchen an der Rezeption hinterlegen, falls die zufällig auf der Karte stehen.“
„Sie geben mir einen Korb?“ Irritiert sah er sie von der Seite an. „Ist es mein Rasierwasser? Oder klebt mir eine Nudel an der Backe?“
Sie lachte und sah ihn mit
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