Gestaendnis im Palazzo der Traeume
Nur der Gedanke an Timothy hielt sie zurück.
Max Quintano leistete sich keine Fehler, jedenfalls nicht im Geschäft. Von daher wäre es dumm, einfach abzutun, was er über ihren Vater gesagt hatte. Zunächst einmal musste sie die Fakten kennen.
Max, der den unentschlossenen Ausdruck auf ihrem schönen Gesicht beobachtete, ahnte, was sie dachte. „Wenn du mir nicht glaubst, ruf ruhig deinen Vater an, und frag ihn selbst.“ Dabei deutete er auf ein Telefon in der Eingangshalle.
Er begehrte Sophie mehr als alle Frauen, die er je gekannt hatte. Gestern Abend, als das Schicksal ihre Wege wieder gekreuzt hatte, hatte er es sich endlich eingestanden. Allein sie mit Asamov zu sehen, hatte sein Blut in Wallung gebracht, und die Vorstellung, dass dieser Kerl sich an ihrem hinreißenden Körper erfreute, den er, Max, in die Kunst der Liebe eingeführt hatte, weckte in ihm den überwältigenden Wunsch, sie wieder für sich zu haben.
Nach wie vor war Sophie die einzige Frau, der er jemals einen Heiratsantrag gemacht hatte, glücklicherweise hatte er noch rechtzeitig entdeckt, dass sie in diesem Punkt mehr als pragmatisch eingestellt war. Die wirtschaftlichen Vorteile einer Ehe hätte sie liebend gern in Kauf genommen, doch von dem Gedanken, ihm auch im Krankheitsfall zur Seite zu stehen, hielt sie nicht sehr viel. Wie eine heiße Kartoffel hatte sie ihn fallen lassen, nachdem sie damals belauscht hatte, dass er möglicherweise an Krebs erkrankt war.
Segensreicherweise hatte sich die Diagnose letztlich als Irrtum erwiesen. Doch es hatte eine quälend lange Weile gedauert, bis die nötigen Untersuchungen abgeschlossen waren und er von der nagenden Ungewissheit befreit worden war. Diese schreckliche Erfahrung hatte ihn gelehrt, sein Leben bewusster zu leben, aber auch, in seinem Liebesleben vorsichtiger zu sein. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, Sophie jetzt wieder auf die elementarste Weise zu begehren.
Sieben Jahre lang hatte er diese Gefühle verleugnet, nicht zuletzt, weil er damals dringendere Sorgen im Kopf gehabt hatte als Sophies Verrat. Nun aber wollte er seine Vergeltung. Er würde seine Leidenschaft ausleben, bis sie sich erschöpft hatte, und Sophie dann mit der ganzen Verachtung, die sie verdiente, in die Wüste schicken.
„Ich werde meinen Vater mit meinem Handy anrufen“, erklärte sie entschlossen. „Und dabei wäre ich gern ungestört.“
„Ich warte im Esszimmer auf dich“, entgegnete Max und ließ sie allein.
Als Sophie einige Zeit später ihr Handy wieder ausschaltete, war es wie ein Schlussstrich unter ihr bisheriges Leben – jedenfalls für eine absehbare Zukunft.
Sie hatte ihren Vater zu Hause erreicht. Als sie ihm erzählte, dass sie von Max Quintano auf einem Galadinner gehört habe, dass die „Elite Agentur“ in finanziellen Schwierigkeiten stecke, redete er sich nicht heraus und bestätigte im Wesentlichen Max’ Angaben.
Wie es aussah, hatte Nigel Rutherford schon seit geraumer Zeit die Rechnungen seiner Klienten nicht mehr beglichen. Da die Banken ihm kein Geld mehr geben wollten, hatte Margot vergangene Woche endlich eingewilligt, das große Haus zu verkaufen und etwas Kleineres zu mieten. Auf diese Weise hoffte er, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Deshalb war er auch tagsüber zu Hause – er wartete auf den Immobilienmakler.
Damit hatte Sophie auch eine Erklärung für die angespannte Atmosphäre zwischen ihrem Vater und Margot bei ihrem letzten Besuch. Nachdenklich folgte Sophie Max ins Esszimmer. Die abschließenden Worte ihres Vaters klangen ihr noch im Ohr: „Ich hoffe, dass ich die Gläubiger hinhalten kann, bis ich das Haus verkauft habe. Aber bitte tu nichts, was Max Quintano verärgern könnte. Sein Vater ist vor einigen Monaten gestorben, und erst als Max sich intensiver mit dem Familiengeschäft beschäftigt hat, sind die Außenstände überhaupt aufgefallen. Wenn er das alles seiner Mutter überlassen hätte, die in den letzten Jahren das Hotelgeschäft mit seinem Vater geführt hat, wäre die Sache nicht so schnell aufgeflogen.“
Ihr Vater hatte noch nie eine hohe Meinung von berufstätigen Frauen gehabt. Eigentlich ein Wunder, dass ein Chauvinist wie er sich derart von Margot tyrannisieren ließ.
Max saß am Kopf der langen Tafel. Erneut fiel Sophie auf, wie sehr er sich verändert hatte. Wo war der lachende, humorvolle Mann geblieben, dessen strahlendes Lächeln sie noch lange in ihren Träumen verfolgt hatte? Der Max Quintano von heute war schmaler,
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