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Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Titel: Gestaendnis unter suedlicher Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Lennox
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hatte eine Schar Seeschwalben sie besucht. Möglicherweise war es der letzte Schwarm gewesen, bis sie sich wieder Land näherten. Sie hoffte es sehr, denn die Vögel hatten viel Schmutz hinterlassen.
    Ganz selbstverständlich war Ramón ebenfalls auf allen vieren und beteiligte sich an der Reinigungsaktion. Er kehrte nicht den Skipper heraus und hatte vorgeschlagen, dass sie sich duzten. Sie seien nun ein Team und auf Gedeih und Verderb voneinander abhängig, hatte er erklärt und ihr praktisch jede Argumentationsbasis entzogen. Also hatte sie – nicht ungern – dazu genickt.
    Jenny gönnte sich eine kleine Pause und setzte sich auf die Fersen. Sie trug lediglich Shorts und T-Shirt und hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, damit sie sie nicht behinderten. So glücklich bin ich schon lange nicht mehr gewesen, dachte sie, während sie das Gesicht in die sanfte Brise hielt.
    â€žEigentlich solltest du dich beschweren“, sagte Ramón, der sie beobachtet hatte. „Alle, die ich je angeheuert habe, hätten es inzwischen getan.“
    â€žWorüber, in aller Welt, sollte ich mich beklagen?“
    â€žÃœbers Schrubben vielleicht?“
    â€žIch würde von hier bis China schrubben, um auf diesem Boot zu bleiben“, erwiderte sie heiter, sah dann seinen Gesichtsausdruck und fügte hinzu: „Nein, das ist nicht ernst gemeint. Glaub ruhig weiter, dass ich hart für mein Geld arbeite. Aber ehrlich, Ramón, du hast den besten Job auf Erden. Und ich habe den zweitbesten.“
    â€žDen habe ich – oder?“
    Sein Lächeln verschwand, und Jenny merkte ihm an, dass auch in seinem Leben wohl nicht alles eitel Freude und Sonnenschein war. Sollte sie ihn fragen? Vielleicht lieber nicht.
    Sie kannte ihn jetzt über eine Woche und hatte schon einiges über ihn erfahren. Er war ein ausgezeichneter Segler mit viel Umsicht und Bedacht. In der zweiten Nacht auf See hatte es einen Sturm gegeben. Ein ängstlicher Skipper hätte möglicherweise die Segel gerefft und das Ende abgewartet. Ramón hingegen hatte die Karten studiert, den Kurs geändert und den Klüver gesetzt gelassen.
    Die Marquita war mit unglaublicher Geschwindigkeit über das Wasser gejagt. Als der Sturm im Morgengrauen abflaute, waren sie rund zweihundert Seemeilen näher an Neuseeland, als sie es sonst gewesen wären.
    In jener Nacht hatte sie für eine Weile das Steuer übernommen. Ramón war nach unten verschwunden, hatte aber mit Sicherheit nicht geschlafen. Sie hatte seine Anwesenheit gespürt und gewusst, dass er verfolgte, wie sie das Boot handhabte.
    Was nicht hieß, dass er ihr misstraute. Sie war erst kurz an Bord. Sich in einem solchen Sturm schlafen zu legen, während sie das Ruder führte, hätte gefährlich sein können. Sein Verhalten zeugte von Kompetenz.
    Er hatte ihr jedoch nicht gesagt, dass er sie überwachen würde, was ihr sehr gefiel. Wie dir auch vieles andere an ihm gefällt, gestand sie sich ehrlich ein. Allerdings schien Ramón ein Einzelgänger zu sein. Sollte sie tatsächlich Befürchtungen gehegt haben, dass er sie als Bettgefährtin wollte, hatte sie sich umsonst gesorgt. Seit sie auf See waren, hatte er sich reserviert gegeben, fast schon unnahbar.
    â€žWie lange bist du hier bereits der Skipper?“ Jenny fing wieder zu schrubben an. Sie hatte inzwischen gemerkt, dass sie beim Arbeiten recht leicht miteinander reden konnten. Sobald sie nichts mehr taten, wurde er schweigsam.
    â€žSeit zehn Jahren.“
    â€žWow. Dann musst du bei deiner Erstanstellung fast noch ein Kind gewesen sein.“
    â€žIch hatte Glück“, erwiderte er schroff, und sie wusste sofort, dass sie das Thema besser wechseln sollte. Sie hatte ihn bereits ein paar Dinge über den Eigner gefragt, und jedes Mal hatte Ramón dann die Unterhaltung abrupt beendet.
    â€žWie viele Hilfskräfte hast du im Lauf der Zeit angeheuert?“
    â€žZahllose. Fast in jedem Hafen neue.“
    â€žAber mich hast du ein ganzes Jahr.“
    â€žStimmt.“
    Jenny sah zu ihm hin und meinte, in seinem Gesicht flüchtig einen Ausdruck von Zufriedenheit zu lesen. Sie lächelte und schrubbte seltsam froh weiter. „Das klingt, als hätte dir meine Paella vorhin geschmeckt.“
    â€žSie war klasse. Wo hast du gelernt, dieses spanische Gericht zu kochen?“
    â€žIn meinen Adern fließt spanisches Blut.

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