Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Titel: Gestaendnis unter suedlicher Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Lennox
Vom Netzwerk:
so.“
    â€žWarum sollte ich?“
    Sie schaute Ramón an. Er meinte es ehrlich. „Schon gut“, erwiderte sie verwirrt. Er war ihr ein Rätsel.
    Eigentlich hatte sie angenommen, dass er ähnlich wie Kieran wäre. Jemand, der keinen wirklichen Tiefgang hatte und um die Welt segelte, um den Pflichten und der Verantwortung an Land zu entgehen. Aber je näher sie ihn kennenlernte, umso mehr wurde ihr klar, dass sie sich irrte. Kieran hatte nicht dieses zarte Mitgefühl besessen und hätte wohl nicht freiwillig geholfen, das Deck zu schrubben.
    â€žUnd was ist mit deiner Familie?“, erkundigte sie sich spontan, und seine Miene verschloss sich. So reagierte er nicht zum ersten Mal auf eine Frage. Wahrscheinlich hatte er sich dieses Verhalten durch die zahlreichen Hilfskräfte angewöhnt und zeigte so die Grenzen auf, die er respektiert sehen wollte. „Entschuldige. Ich räume die Eimer weg.“
    â€žIch rede nicht gern über meine Familie.“
    â€žDas ist okay und dein gutes Recht.“
    â€žDu hättest mir nicht von deinem Sohn erzählen müssen.“
    â€žNein, doch spreche ich gern über Matty, denn dadurch bleibt er in gewisser Weise lebendig. Wenn ich ihn totschweige, ist er nur in meinem Herzen, und ich habe Angst, dass die Erinnerung dann ein wenig verblasst … Es tut mir leid, ich wollte nicht aufdringlich sein.“
    â€žIch glaube nicht, dass du je aufdringlich sein könntest. Aber meine Geschichte ist nicht gerade erfreulich. Mein Vater starb, als ich sieben war. Er und mein Großvater … sie kamen nicht miteinander klar. Mein Großvater war ein reicher Mistkerl. Er hat meine Großmutter entsetzlich schlecht behandelt. Mein Vater wollte schließlich für Gerechtigkeit sorgen und hat einen Prozess angestrengt. Als es so aussah, als würden meine Großmutter und er das Verfahren gewinnen, hat mein Großvater ihn zusammenschlagen lassen. Er ist an den Verletzungen gestorben.“
    â€žOh, Ramón.“
    â€žEs ist eine Ewigkeit her“, sagte er, doch Jenny hörte an seiner Stimme, dass ihn das Geschehen noch immer schmerzlich berührte. „Es konnte nichts bewiesen werden, und so haben wir weitergemacht, so gut es ging. Meine Großmutter hat es nie verwunden und ist drei Jahre später gestorben. Als ich Mitte zwanzig war, wurden meine Mutter und meine Schwester bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt. So viel zu meiner Familie. Außer einer Tante, die ich sehr liebe, gibt es niemanden mehr.“
    â€žDann hast du kein Zuhause?“
    â€žDas Meer ist eine wunderbare Geliebte.“
    â€žAber nicht gerade zum Kuscheln geeignet“, antwortete sie spontan und hätte sich ohrfeigen mögen. „Das Meer, eine Geliebte? Hättest du nicht lieber eine aus Fleisch und Blut?“
    Ramón verzog amüsiert den Mund. „Du möchtest wissen, warum ich keine Frau habe?“
    â€žNein, so hatte ich es nicht gemeint. Wenn du keine …“ Sie schwieg unvermittelt, denn sie geriet mit jedem Wort mehr ins Schwimmen.
    â€žHältst du dich für geeignet fürs Kuscheln?“ Er lächelte.
    Glückwunsch, Jenny, das hast du gut gemacht, dachte sie und spürte, wie sie errötete. Ramón brachte sie gründlich durcheinander. Er übte eine große Faszination auf sie aus, die sie unbedingt bekämpfen musste. Schließlich würde er ein Jahr lang ihr Boss sein.
    â€žNein, ganz bestimmt nicht. Ich habe mir durch die Geschichte mit Kieran riesige Schwierigkeiten eingebrockt und nicht vor, mich noch einmal in Gefahr zu begeben.“
    â€žDann sollte das Meer vielleicht auch dein Partner sein?“
    â€žIch will und brauche keinen Partner“, erwiderte sie schroff. „Du kannst dich von mir aus gern an dein Meer halten, aber ich bleibe beim Kochen, Segeln und Deckschrubben. Was könnte eine Frau mehr wollen? Wie es scheint, sind Beziehungen für uns beide kein Thema mehr.“ Jenny schwieg und blickte starr über Ramóns Schulter. „Oh.“ Sie schirmte die Augen mit der Hand gegen das Sonnenlicht ab. „Oh, Ramón, schau!“, forderte sie ihn auf, und er wandte sich um.
    Sie waren so aufeinander konzentriert gewesen, dass sie gar nicht auf die Umgebung geachtet hatten. Ein großes schwarzes Ding trieb auf die Marquita zu. Neben ihm befand sich ein viel kleineres Etwas, das durchs Wasser glitt, mal ab- und dann wieder

Weitere Kostenlose Bücher