Gestaendnis unter suedlicher Sonne
Mein Vater war Spanier. Er ist sehr abenteuerlustig gewesen und in jungen Jahren nach Australien gereist. Dort hat er meine ebenfalls spanische GroÃmutter besucht, die eine Freundin seiner Familie war. Dabei hat er meine Mutter kennengelernt und ist dann ihretwegen nach Australien ausgewandert.â
âAha. Sprichst du Spanisch? Hablas espagñol ?â
âSÃ.â
âDas ist unglaublich.â
âIch habe Talente ohne Ende!â Schalkhaft lächelte sie ihn dabei an.
âWarum hast du mir nichts von deinen spanischen Vorfahren gesagt?â
âDu hast mich nicht gefragt.â Sie zögerte einen Moment. âDu hast mich vieles nicht gefragt, sondern mir einfach ein tolles Angebot gemacht. Warum sollte ich es durch belanglose Details ruinieren? Ich hätte dir erzählen können, dass ich das bronzene Lebensrettungsabzeichen habe, auf Bäume klettern und âWaltzing Matildaâ auf einem Gummibaumblatt spielen kann. Aber dann hättest du womöglich gedacht, ich sei eine Aufschneiderin.â
âEine âAufschneiderinâ? Das Wort kenne ich nicht.â
âDas ist jemand, der sich als Miss Wonderful darstellt.â
âDennoch scheine ich eine Miss Wonderful angeheuert zu haben. Allerdings erstaunt mich bei so vielen spanischen Vorfahren der Name âJennyâ.â
âEigentlich heiÃe ich Gianetta.â
âGianetta.â
Es klang wie aus dem Mund ihrer Eltern. Nein, es klang noch schöner. Es klang so sexy, dass ein erregender Schauer sie durchrieselte.
âEr wäre mir bei der Vertragsunterzeichnung aufgefallenâ, fuhr Ramón fort und lächelte dann. âDa wir gerade davon sprechen ⦠Vielleicht ist es an der Zeit, dass du ihn unterschreibst. Ich möchte nicht, dass mir jemand entwischt, der âWaltzing Matildaâ auf einem Gummibaumblatt spielen kann.â
âEs ist eine aussterbende Kunstâ, witzelte Jenny und hatte sich wieder gefangen. Sie hatte sich ohnehin schon gewundert, dass er noch nicht wegen der Unterschrift an sie herangetreten war.
Am Tag, bevor sie losgesegelt waren, hatte er Charlie einen Scheck gegeben. Sie hatte ihn gefragt, woher er wisse, dass er ihr vertrauen könne und sie ihren Teil der Vereinbarung einhalten werde. Ramón hatte sie lange angesehen und schlieÃlich genickt. âIch kann esâ, hatte er geantwortet, und das war es gewesen.
âEine aussterbende Kunst?â
âJa, ich muss es eines Tages meinen Kindern beibringen.â Kaum hatte sie ausgeredet, wurde ihr bewusst, was sie gesagt hatte. Sogleich machte sich in ihr wieder die schmerzliche Leere breit.
âWas ist los?â Besorgt schaute er sie an.
Im nächsten Moment verschwand die schmerzliche Leere, und ein erregender Schauer durchrieselte sie erneut. Ahnte Ramón auch nur ansatzweise, was sein Blick zuweilen bei ihr bewirkte? Gerade hatte es ihr jedoch geholfen. Allerdings sollte sie schnell das Thema wechseln.
âVermute ich richtig, dass du Spanier bist?â
âNein, das bin ich absolut nicht.â
âAber du klingst so.â Nein, nicht ganz. In seinem Akzent schwang möglicherweise noch etwas Französisches mit.
âIch komme aus Cepheus.â
Ja, sie hatte schon von dem Fürstentum am Mittelmeer gehört. Die Bewohner waren sehr stolz und auf ihre Unabhängigkeit bedacht. âMein Papà hat mir von Cepheus erzählt. Er wurde unweit der Grenze geboren und war als Junge oft dort. Er sagte, es sei das herrlichste Land der Welt und gehöre zu Spanien.â
âUnd ein Franzose würde behaupten, dass es zu Frankreich gehörtâ, erwiderte Ramón grimmig. âSie haben sich über Generationen um mein Land wie Adler um einen kleinen Vogel gestritten. Inzwischen mussten sie jedoch erkennen, dass der kleine Vogel Krallen besitzt und sich schützen kann. Momentan lassen sie uns in Ruhe. Wir sind Cepheser, und nichts anderes.â
âAber du sprichst spanisch.â
âDie Franzosen und die Spanier haben sich Teile unserer Sprache angeeignetâ, erklärte er, und Jenny musste lachen. âWas findest du so lustig?â Finster sah er sie an.
âDeinen Patriotismus. Die Australier sagen, dass die Engländer australisch reden, als hätten sie eine heiÃe Kartoffel im Mund.â
âDas ist etwas anderesâ, meinte Ramón und lächelte dann wieder.
Sie lächelte zurück und
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