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Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Titel: Gestaendnis unter suedlicher Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Lennox
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Jenny nun hier in der zehnten Reihe von vorne direkt am Mittelgang in einem Abendkleid aus purpurroter Seide. Es passte, als wäre es für sie gemacht. Das Oberteil mit den überschnittenen kurzen Ärmeln war tief dekolletiert und auf Figur gearbeitet. Es hatte eine leicht verlängerte Taille, an der ein weiter Rock angesetzt war.
    Von dem großen Anhänger, der ihren Hals schmückte, hoffte sie wohl vergebens, er wäre ein Imitat und kein Diamant. Ihre Locken waren am Hinterkopf zu einem einfachen und doch raffinierten Knoten frisiert worden. Außerdem hatte man sie so gekonnt geschminkt, dass sie sich nur mit Mühe im Spiegel erkannt hatte.
    Sie fühlte sich wie … Gianetta. Zum ersten Mal in ihrem Leben fand sie, dass der von ihrem Vater ausgesuchte Name wirklich zu ihr passte.
    â€žIch bin nur froh, dass mich die Leute aus dem ‚Sailor’s Arms‘ in Auckland nicht so sehen können“, sagte Gordon leise.
    Jenny blickte den älteren Mann mit dem wettergegerbten Gesicht an. Er trug einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug und wirkte genauso vornehm wie sie. Aber offenbar gefiel ihm seine Verwandlung nicht so ganz. Während sie noch überlegte, ob sie lachen sollte, schwoll die Musik an – und dann drehten sich ihre Gedanken nur noch um Ramón.
    Mit angespannter Miene schritt er in Gala-Uniform hinter dem Erzbischof den Mittelgang entlang. Die Gamaschen, die goldfarben unterlegten Schlitze, die Quasten und Abzeichen sowie der umgebundene Zierdegen unterstrichen seine Aura von Macht und Stärke. Er sah aus wie jemand, der wild entschlossen war, es mit der ganzen Welt aufzunehmen.
    Jetzt kam er an ihrer Bank vorbei. Ihre Blicke begegneten sich für den Bruchteil einer Sekunde. Er hatte nicht gelächelt. Doch sein Gesichtsausdruck hatte sich einen flüchtigen Moment leicht erhellt. Oder?
    â€žEr hat dich gesucht“, meinte Gordon ehrfürchtig. „Der Schneider, der mir den Anzug verpasst hat, sagte, er habe die Platzanweiser instruiert, wohin sie uns setzen sollten. Bedeutest du ihm etwas, Mädchen?“
    â€žNicht in einer Million Jahren.“
    Jenny … Gianetta … Sie war da! Die beiden Namen echoten unaufhörlich in Ramóns Kopf – und waren ihm Stab und Stütze.
    â€žKraft meines Amtes …“
    Ramón kniete vor dem Erzbischof, und die Krone wurde ihm aufgesetzt. Sie war unglaublich schwer. Jenny … Gianetta …
    Zwischen ihnen konnte es keine Beziehung geben. Aber sie war heute hier. An dem Tag, an dem er sie am meisten brauchte. Sie war bei ihm, und seine Krone wog längst nicht mehr so viel.
    â€žKommen Sie bitte mit, Miss.“ Ein Adjutant fasste Jenny am Arm, kaum hatten sie und Gordon die Kathedrale verlassen. „Und Sie ebenfalls, Sir. Sie sind offizielle Gäste beim Staatsbankett.“
    â€žIch glaube, ich verziehe mich lieber aufs Boot“, meinte Gordon leise, doch Jenny krallte die Finger in den Ärmel seines Jacketts, als würde sie dringend einen Halt brauchen.
    â€žWir sind zusammen ums Kap Hoorn gesegelt. Wir stellen uns auch dieser Herausforderung gemeinsam.“
    â€žSie ist eindeutig größer.“
    â€žDas kann man wohl sagen.“ Aber eine Flucht war unmöglich, denn der Adjutant geleitete sie beide bereits davon.
    Und so saßen sie schließlich im Festsaal an einem der langen Tische. Gordon schien auf seinem Stuhl immer kleiner zu werden. Jenny war mutiger, wenngleich nur ein wenig. Sie erkannte das eine oder andere Gesicht. Offenbar waren Würdenträger aus aller Welt geladen.
    Natürlich wurden viele Reden gehalten, denen Ramón von der Ehrentafel aus mit dem gebührenden Respekt lauschte. Sie übersetzte sie für Gordon und war froh, etwas zu tun haben. So dachte sie nicht pausenlos an Ramón, der wie der geborene Fürst aussah.
    Gen Ende des Diners erschien der Adjutant erneut an ihrer Seite und beugte sich zu ihr. „Madam, ich wurde angewiesen, mich zu erkundigen, ob Sie Walzer tanzen können.“
    â€žOb ich …“
    â€žSeine Hoheit wünscht, mit Ihnen zu tanzen. Er möchte Sie aber nicht in Verlegenheit bringen. Wenn es also ein Problem gibt …“
    Am liebsten hätte sie sich verweigert. Sie schaute zur Ehrentafel hin und bemerkte, dass Ramón sie beobachtete. Sein Blick war sehr beredt: Wag es bloß nicht … „Ich kann Walzer tanzen“, hörte sie sich antworten,

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