Gestaendnis unter suedlicher Sonne
würde wie seine Verwandten.
Doch Ramón wusste, dass er als Fürst vieles für die Cepheser verbessern konnte. Deshalb würde er seine Unfreiheit sowie die Zwänge innerhalb und auÃerhalb des Palasts ertragen. Genauso wenig würde er sich von den Drohungen des noch immer wütenden Carlos unterkriegen lassen. AuÃerdem würde er das heimtückische Gefühl zu ignorieren lernen, dass ebensolche Drohungen zum Tod seines Vaters geführt hatten.
Er würde es schaffen. Allein. Philippe war bei Consuela und Ernesto bestens aufgehoben. Sie würden dafür sorgen, dass er ein fröhlicher, unbeschwerter Junge wurde. Und Jenny würde als Muffin-Bäckerin glücklich werden.
Warum hatte er gewollt, dass sie herkam? Es wäre für sie beide leichter gewesen, hätte er sie gehen lassen. Sie ist Jenny und nicht Gianetta, musste er sich täglich mehrfach zur Vernunft rufen. Sie war frei und konnte machen, was sie wollte.
Fast wie ein Besessener verfolgte er die Fahrt der Marquita. Wenn Jenny in Cepheus eintraf, würde er sie ein letztes Mal sehen. Nicht, dass es klug war. Aber er musste sie einfach wiedersehen â bevor er dann ein einsames Leben im Palast führte.
Nach neun Wochen und drei Tagen lief die Marquita in den Hafen von Cepheus ein. Dort herrschte reger Betrieb, und jedes noch so kleine Boot war in den Farben Rot, Gold und Blau geschmückt. An jedem Mast wehte die Landesfahne, und das Hafenviertel war ein einziges Fahnenmeer. Es wimmelte von Leuten, und jedes Restaurant oder Café am Wasser schien zum Bersten voll zu sein.
âGlaubst du, man will uns so willkommen heiÃen?â, rief Gordon, der hinterm Steuer stand.
Jenny kümmerte sich gerade um die Leinen fürs Anlegen. Kurz schaute sie zu ihm hin und lächelte. Sie mochte Gordon sehr. Als sie in Auckland auf die Jacht zurückgekehrt war, hatte sie eigentlich nicht mit ihm segeln wollen. Nur sein scheues Lächeln sowie die Annahme, dass sie mit von der Partie sein würde, hatten sie dazu bewogen, an Bord zu bleiben. AuÃerdem hatte er sie an ihren Vater erinnert, was sehr hilfreich gewesen war.
Sie hatten keine Probleme miteinander gehabt. Gordon war ein recht schweigsamer, zurückhaltender Mann und hatte sie einfach gewähren lassen. Und allmählich hatte sie das Gefühl, dass sie wieder halbwegs sie selbst war und sich gefangen hatte.
Trotzdem war sie heute etwas angespannt. Möglicherweise konnte sie auf einem anderen Boot anheuern. Gordon würde ihr bestimmt ein gutes Zeugnis ausstellen. Sie konnte weiter um die Welt segeln, während Ramón â¦
Nein, das ist eine verbotene Gedankenrichtung, rief sie sich sogleich zur Vernunft. Ihre Zukunft und Ramón hatten nichts miteinander zu tun. Sie beide hatten lediglich eine kurze Affäre gehabt.
âWas wird hier gefeiert?â, wandte sich Gordon an die Leute in dem Boot, an dem sie gerade vorbeikamen.
Offenbar verstanden sie kein Englisch, und Jenny versuchte es auf Spanisch. âWeshalb das ganze Fahnenmeer?â
âSeid ihr von einem anderen Stern? Jeder weiÃ, was heute los ist!â, rief ein junger Mann in einer Mischung aus Französisch und Spanisch.
âWir sind aus Australien und haben keine Ahnung.â
âDann kommt ihr gerade rechtzeitig. Heute wird Prinz Ramón Cavellero als Fürst von Cepheus inthronisiert.â
Jenny krallte die Finger unwillkürlich um die Leine in ihren Händen und zwang sich dann, weiterzuarbeiten. Ramón würde sich also nicht mit ihr treffen. Hatte sie je daran geglaubt? Er war ein Prinz und sie â¦
âAnscheinend hat man uns ein Empfangskomitee geschicktâ, sagte Gordon und riss sie aus ihren Gedanken.
Sie blickte zum Kai. Dort standen drei Männer und eine Frau in prächtigen Uniformen, die den Farben der Fahnen entsprachen. Da die Marquita dem zukünftigen Fürsten gehörte, wurden sie offenbar von einer Abordnung der Krone erwartet.
âOb jemand von ihnen wohl eine Leine fangen kann?â
Jenny rang sich ein Lächeln ab. âWir werden es gleich feststellen.â
Die Leute konnten nicht nur eine Leine fangen, sondern übernahmen auch höflich das Festmachen.
âWillkommen in Cepheusâ, begrüÃte der ranghöchste Offizier sie auf Englisch. âSie sind absolut pünktlich.â
âSie haben uns erwartet?â
âSeine Hoheit hat Ihren Kurs seit Auckland verfolgt. Er
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