Gestaendnis unter suedlicher Sonne
freut sich sehr, dass Sie zu seiner Inthronisation hier sind, und lädt Sie zu der Zeremonie am Nachmittag und dem Ball am Abend ein.â
Jenny drehte sich zu Gordon um. Er sah sie genauso überrascht an wie sie ihn, fand jedoch als Erster die Sprache wieder. âIch glaube, wir passen nicht ganz in den Rahmen. Es dürften nicht viele Leute auf der Gästeliste stehen, die Ãlzeug tragen.â
âDeshalb sind wir hierâ, erwiderte der Offizier. âJorge wird sich jetzt um die Marquita kümmern und Dalila sowie Rudi um Sie. Wenn Sie einverstanden sind, eskortieren wir Sie zum Palast, wo man Sie dem Anlass entsprechend einkleiden wird. Eure Hoheit bittet Sie, bei den Feierlichkeiten seine Ehrengäste zu sein.â
Jenny schwirrte der Kopf, und sie rang nach Atem. Ramón als Fürst zu erleben â¦
âDas können wir nichtâ, sagte Gordon leise, und sie blickte ihn an.
In seinem Gesicht spiegelten sich ihre eigenen gemischten Gefühle wider. Gordon war mit Leib und Seele Seemann. Doch kannte sie ihn inzwischen gut genug, um ebenfalls zu wissen, dass er auf den langen Fahrten von den Erlebnissen an Land zehrte.
In seinen Augen las sie einen Ausdruck von Ehrfurcht und Angst, aber auch gespanntem Interesse. Wenn sie der Einladung nicht folgte, würde er es genauso wenig tun. Du könntest Ramón noch ein letztes Mal sehen, lockte eine innere Stimme.
Einst war er ihr Skipper gewesen â und ihr Geliebter. Nun war er der zukünftige Fürst von Cepheus. Ja, sie würde ihn heute noch einmal treffen und danach schnellstens verschwinden.
Eigentlich hatte Ramón beschlossen, sich bei Jenny entschuldigen zu lassen. Er hatte jemanden zur Marquita schicken wollen, der Jenny groÃzügig entlohnte, zum Flughafen brachte und ihr ein Erster-Klasse-Ticket nach Australien besorgte.
Dann aber hatte er festgestellt, dass die Jacht am Tag seiner Inthronisation in den Hafen einlaufen würde. Spontan hatte er sich umentschieden und entsprechende Befehle erteilt.
Vielleicht solltest du es als Omen betrachten, überlegte er jetzt, während man ihn zu der prächtigen Kutsche geleitete. Möglicherweise hatte das Schicksal es gewollt, dass Jenny in seiner Nähe war und ihm Kraft gab, diesen letzten Schritt zu gehen.
Es gab weder Applaus noch Jubelrufe. Die Cepheser hielten nichts von den Mitgliedern des Fürstenhauses. Sein GroÃvater und sein Onkel hatten den Ruf gründlich ruiniert.
Lange hatte Ramón überlegt, ob Philippe bei der Zeremonie anwesend sein sollte, und sich dann dagegen entschieden. Der Fünfjährige wirkte allmählich nicht mehr so unglücklich. Diese Entwicklung wollte er nicht gefährden.
Der Kleine vermisste den Palast noch immer. Aber ihn zurückzuholen schien Ramón nach wie vor nicht angeraten. Nicht zuletzt deshalb nicht, weil er ihn keiner Gefahr aussetzen wollte. Ob diese nun real existierte oder nicht.
Aus der Ferne konnte er den Jungen beschützen. Jenny war nur heute hier, und SofÃa reiste in Kürze ab. Dann würde er allein sein und sich völlig auf die gewaltige Aufgabe konzentrieren können, die er mit dem heutigen Tag offiziell übernahm.
Fanfaren erklangen in der Kathedrale und kündigten den Beginn der Zeremonie an. Reglos saà Jenny neben Gordon in einer Kirchenbank. Sie wusste noch immer nicht, wie ihr geschah. Vermutlich hatte sich Aschenputtel ähnlich gefühlt, nachdem die gute Fee den Zauberstab geschwungen hatte.
Schon der Anblick des Palasts, der majestätisch auf einer Klippe über dem Meer thronte, hatte ihr den Atem geraubt. Dann war sie zu einem prächtigen Apartment geführt worden, das so groà war wie ein kleines Haus. Dalila hatte die Reisetasche abgestellt und das Dienstmädchen angewiesen, sie auszupacken.
âDas ist nicht nötigâ, hatte sie leise protestiert. âIch bin nur kurz hier.â
âZumindest bis morgen. Der Ball wird lange dauern. Seine Hoheit verlangt, dass Sie bleiben.â
Wie hätte sie sich einem solchen Befehl widersetzen können? Was ihr dann noch unmöglicher erschienen war, als man ihr ein märchenhaft schönes Kleid brachte. âIch kann es nicht tragen.â
âDoch, das können Sie. Würden Sie bitte einen Moment stillhalten, damit Dolores Ihre MaÃe nehmen kann? Sie ist Schneiderin. Sollte etwas geändert werden müssen, wird sie es im Nu erledigt haben.â
Und so saÃ
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