Gestaendnis unter suedlicher Sonne
gefehlt.â Er zog sie näher an sich. Die Vernunft gebot, sie gehen zu lassen. Doch erst nach diesem Tanz. âIch bin Lehrling der Krone gewesen. Und ich habe meine Walzerkünste mit meiner Tante SofÃa aufpolieren müssen. Also schauen wir mal, ob wir deinem Papà und meiner GroÃmutter Ehre einlegen können.â
Er fühlt sich nicht wie ein Fürst an, dachte Jenny, während sie übers Parkett schwebten. Wenn sie die Augen schloss, fühlte er sich einfach nur wie Ramón an. Wie der Mann, der ihr Herz gestohlen hatte.
Du und ich, das ist unmöglich, hatte er in Auckland zu ihr gesagt. Und daran hatte sich in der Zwischenzeit nichts geändert. Reià dich zusammen und gib dich heiter, ermahnte sie sich. Die Blicke aller ruhten auf ihnen.
âAlso hast du dich im Redenschreiben und Tanzen geübt, während wir uns das Kap Hoorn vorgenommen haben.â
âUnd ich habe mir Gamaschen verpassen lassenâ, flüsterte er ihr ins Ohr. âEs sind schreckliche Dinger. Fast würde ich das Kap Hoorn vorziehen.â
âAber Gamaschen sind so sexy.â
âSexy ist etwas anderes.â Er sah sie an, und sie las in seinen Augen, woran er dachte.
âNein, nicht.â Sie spürte, wie sie errötete.
âIch habe dich unendlich vermisst.â Jede Leichtigkeit war aus seiner Stimme verschwunden. Er klang, als wäre er kurz davor, die Kontrolle über sich zu verlieren.
âRamón, wir hatten zwei Wochen. Es war nicht von Bedeutung.â
Unvermittelt blieb er stehen. Andere Paare hatten sich mittlerweile seitlich auf die Tanzfläche gewagt. Die Mitte war allerdings weiterhin dem Fürsten vorbehalten. âSoll das heiÃen, was wir hatten, war für dich belanglos?â, fragte er ruhig, fast schon reserviert.
âNatürlich nicht. Zu der Zeit.â Sicher hatte sie einen feuerroten Kopf. âKönnen wir bitte weitertanzen? Ich gehöre nicht hierher.â
âIch genauso wenigâ, antwortete er grimmig, zog sie wieder an sich und drehte sich mit ihr im Takt der Musik. âIch sollte jetzt unterwegs nach Bangladesch sein. Zum ersten Mal seit Jahren ist mein Team ohne mich geflogen.â
âReden sind wichtig.â
âJa, das sind sie.â Er klang resigniert. âGlaub, was du willst, doch Cepheus braucht mich. Mein GroÃvater und mein Onkel haben dieses Land heruntergewirtschaftet. Wenn ich ihm den Rücken kehre, wird es von einer korrupten, unfähigen Regierung endgültig ruiniert. Es geht nicht bloà darum, Bänder zu durchschneiden.â
âEs ist dein Leben. Du wurdest als Prinz geboren. Und du solltest nicht mit mir tanzen.â
âIch sollte vieles nicht. AuÃerdem lasse ich mir von niemandem vorschreiben, mit wem ich heute tanze. Mir ist klar, dass es nur für jetzt ist. Aber heute Abend werde ich mit dir tanzen .â
Die alte Walzermelodie neigte sich dem Ende zu. Die gekrönten Häupter Europas warteten auf ihn. Und Jenny fühlte sich von den hochherrschaftlichen Gästen beäugt, als würden sie wissen, dass sie nicht zu ihnen gehörte.
âDu hast mit mir getanztâ, sagte sie leise und befreite sich aus seinem Griff, bevor Ramón erkannte, was sie beabsichtigte. âIch danke dir für die Ehre.â
âDu musst mir für nichts danken.â
âO doch. Für das Kleid. Für diesen Moment. Für dich. Ich werde mich mein Leben lang daran erinnern.â
Sie sah ihn an und konnte nur mit groÃer Mühe den Drang unterdrücken, ihn kurz zu umarmen und zu küssen. Wie gern hätte sie ihn noch ein letztes Mal geschmeckt, um auch diese Erinnerung für immer in ihrem Herzen zu bewahren. Aber die Blicke aller ruhten auf ihnen.
âIch glaube, es gibt Frauen, die darauf warten, mit dem Fürsten von Cepheus zu tanzen. Wir müssen beide nach vorne schauen. Vielen Dank für alles, Ramón. Vielen Dank für das Märchen.â
âVielen Dank, Gianetta.â Flüchtig strich er ihr über die Wange. âEs ist mir eine Ehre gewesen. Wir sehen uns später noch.â
âGlaubst du â¦â
âDass es klug ist? Natürlich ist es das nicht. Aber heute ist es mir egal. Ab morgen muss ich mein restliches Leben lang klug sein.â
âDann sollte das Morgen vielleicht jetzt beginnenâ, erwiderte sie mit bebender Stimme. Sie rang sich ein Lächeln ab, wandte sich um und ging
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