Gestaendnis unter suedlicher Sonne
Ramón â¦â
âUnd in der kleineren Küche hängt keine Ãberwachungskameraâ, fuhr er fort, und brennendes Verlangen drohte Jenny zu überwältigen, als sie in seine Augen blickte. âKommst du mit?â
âJa.â Alles war ihr egal. Sie würde nehmen, was sie kriegen konnte.
âZieh dir erst Schuhe und Morgenmantel an.â
âWie bitte?â
âDamit der Bedienstete beruhigt ist.â Er lächelte sie an. âBinde den Gürtel besonders fest. Ich liebe Herausforderungen.â
Mit unbewegter Miene beobachtete der Bedienstete, wie Ramón und Jenny die Treppe hinunterschritten. Als sie zur Küche gelangten, erschien ein weiterer Mann in Livree, öffnete ihnen die Tür und geleitete sie hinein.
âMöchten Sie, dass ich die Tür schlieÃe?â, fragte er respektvoll, und Ramón nickte.
âUnbedingt.
âUnd lassen Sie uns einfach etwas Privatsphäre. Wie wäre es mit fünfzig Schritt von der Tür entfernt?â
Der Bedienstete lächelte ansatzweise. Im nächsten Moment wurde sein Gesichtsausdruck wieder maskenhaft starr. Er hielt den Atem an, als wäre ihm bewusst geworden, dass er etwas Verbotenes getan hatte. Dann schlug er die Hacken zusammen und ging davon.
Ramón schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich dagegen. âJetzt bin ich schon zehn Wochen hier, und man behandelt mich immer noch wie einen Prinzen.â
âDu bist ein Prinz, beziehungsweise Fürst.â
âNicht hier, und nicht jetzt. Ich bin ich, und du bist du, und die Küchentür ist zu. Und deshalb â¦â
Er umarmte sie so heftig, dass Jenny kaum mehr atmen konnte. Fast kam er ihr wie ein Ertrinkender vor, der sich an eine Rettungsleine klammerte. Er hielt sie so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Ramón küsste sie nicht. Sein Kopf ruhte auf ihrem Haar. Er presste sie einfach an sich, bis ihr Herz im Takt mit seinem schlug. Bis sie meinte, ihre beiden Körper wären eins. Bis sie das Gefühl hatte, dass sie aufrichtig geliebt wurde â und zu Hause war. Hier in seinen Armen.
Es war eine Illusion, was er vermutlich genauso wusste wie sie. Deshalb hielt er sie wohl auch so lange fest, ohne etwas zu sagen oder sich zu regen. Nichts sollte den Moment zerstören. Als könnte Ramón, indem er sie mit ganzer Kraft an sich drückte, die Realität bestmöglich aussperren.
SchlieÃlich küsste er sie mit demselben brennenden Verlangen, das sie empfand. Sie gab sich seinem Kuss hin und erwiderte ihn, als würde Ramón tatsächlich zu ihr gehören. Wie sehr sie diesen Mann liebte. Vielleicht hatten SofÃa und Perpetua unrecht?
Eine Katze, die bei einem alten Holzofen geschlafen hatte, wachte auf und verlieà das Körbchen. Sie reckte und streckte sich und ging dann zu ihrem Fressnapf. Die Bewegung schreckte Jenny und Ramón aus ihrer Selbstvergessenheit und holte sie ein wenig in die Wirklichkeit zurück.
âSie interessiert sich nur für ihr Fressenâ, meinte sie leise. âNicht für uns.â
âIch kann es ihr nicht verübeln. Ich habe ebenfalls Hunger. Während des Diners bin ich kaum zum Essen gekommen.â Seine Stimme war rau vor Leidenschaft. Er lächelte sie begehrlich an, und in seinen Augen schienen tausend Teufelchen zu tanzen.
âWorauf?â
âIch würde dich gleich hier auf dem Küchentisch vernaschen, traue jedoch den Bediensteten nicht so ganz.â
âUnd wir würden die Katze schockierenâ, erwiderte Jenny kaum hörbar, und er lachte.
âGenau.â
Sie würde alles tun, was er wollte, und ihn sicher nicht zurückweisen. Momentan versuchte er offenbar, eine gewisse Normalität herzustellen. Wenn er es konnte, war es ihr vielleicht auch möglich.
âIch könnte etwas kochen.â Abschätzend lieà sie den Blick über den alten Herd schweifen und die Pfannen und Töpfe, die an der Wand hingen.
âDie Speisekammer ist von beiden Küchen aus zugänglich. Bestimmt gibt es dort Eier und Speck.â
âBist du tatsächlich hungrig?â
âBeim Bankett saÃen zwei Königinnen und mehrere Premierminister in meiner Nähe. Sie alle haben mich angesprochen. Zu essen, während ein Staatsoberhaupt das Wort an dich richtet, ist unhöflich. Meine Tante SofÃa hat mich beobachtet. Hätte ich gegessen, hätte ich etwas auf die Finger
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