Gestaendnis unter suedlicher Sonne
Vaters.â Gepeinigt verzog SofÃa das Gesicht. âMeine Mutter sehnte sich nach Bewegungsfreiheit. Wir glaubten nicht, dass mein Vater sich ewig unversöhnlich zeigen würde. Aber das tat er. Als mein Bruder alt genug war, hat er einen Prozess angestrengt. Es kam zu Gewalt und Totschlag. Mein Vater hat meinen Bruder in den Palast eingeladen, um mit ihm zu reden. Er hat Ramón mitgenommen, denn er wollte, dass sein kleiner Sohn den GroÃvater kennenlernte. Während Ramón an diesem schrecklichen Ort schlief, fand sein Vater den Tod. Er war noch ein Kind und ganz allein.â
Ãberwältigt von den Schatten der Vergangenheit, schwieg SofÃa einen Moment, um sich wieder zu fangen. âWie heiÃt es doch? Uneingeschränkte Macht verdirbt einen Menschen uneingeschränkt. Mein Vater hat seinen eigenen Sohn umbringen lassen, nur weil er es wagte, sich ihm zu widersetzen. Wir vermuten ⦠möchten glauben, dass seine Handlanger zu weit gegangen sind. Dass sie lediglich den Befehl hatten, ihn einzuschüchtern, und dabei zu brutal gewesen sind. Aber mein Vater hat sie angeheuert. Er hätte wissen müssen, wohin das Ganze führen könnte. Dieser Palast ⦠der ganze Adelsstand ist durch diesen Mord beschmutzt. Und jetzt gibt es hier eine neue Gefahr durch Carlos, der den Thron geerbt hätte, wäre Ramón nicht zurückgekehrt. Dort drüben ist er.â
Sie deutete zu einem Tisch, an dem ein stattlicher Mann in Uniform saÃ, die über und über mit Orden geschmückt war. âEr stöÃt Drohungen aus, ist dabei allerdings so geschickt, dass wir ihm nichts nachweisen können. Er wartet darauf, dass Ramón etwas passiert. Ich kann den Palast verlassen, und Ramón besteht darauf. Doch er muss bleiben.â
Jenny schwirrte der Kopf. Was war hier Schreckliches geschehen! Aber sie konnte sich mit dem ganzen Drama noch nicht wirklich befassen, denn zunächst kämpfte sie sich durch den Familienstammbaum. âDer kürzlich verunglückte Fürst war also Ihr Bruder?â
âJa. Nicht, dass ich ihn je wiedergesehen hätte, nachdem wir aus dem Palast fortmussten. Und er hatte einen Sohn sowie einen fünfjährigen Enkel. Um den kleinen Philippe spielt sich nun eine neue Tragödie ab. Doch die betrifft Sie nichtâ, fügte sie sofort hinzu, als sie Jennys beunruhigten Blick bemerkte. âAuch sollte Ramón sie nicht zu seinem Problem machen. Aber er sorgt sich nun einmal um alles und jeden.â
SofÃa zögerte einen Moment. âEr hat mir übrigens von Ihnen erzählt und gemeint, Sie seien jemand Besonderes. Ich weià jetzt, warum. Ich habe Ramón beobachtet, als er mit Ihnen tanzte. Er hatte genau denselben Gesichtsausdruck, den ich bei meinem Bruder gesehen habe, als er mit Ramóns Mutter tanzte. Wenn Ramón bei Ihnen das gefunden hat â¦â
âEr kann sich unmöglich â¦â, begann Jenny verblüfft, doch SofÃa lieà sie nicht ausreden.
âNichts ist unmöglich, was bereits geschehen ist. Ich will Ihnen nur sagen, dass Sie nicht blaublütig sein müssen, um mit Ramón zusammen zu sein. Geben Sie der Liebe eine Chance.â
âWie könnte ich â¦â Jenny schwieg verwirrt.
âIndem Sie nicht im Palast bleiben. Indem Sie erst gar nicht darüber nachdenken. Ramón hat recht damit, dass eine solche Verbindung unmöglich, gefährlich und unpassend ist und er sich nicht von seiner Aufgabe ablenken lassen darf. Die bezaubernde Insel, unser wirkliches Zuhause, liegt keine fünfzehn Helikopterminuten von hier entfernt. Wenn Ramón Ihnen dort als seiner Geliebten ein Heim schaffen dürfte, hätte er eine Zuflucht.â
âEine Zuflucht?â
âEr könnte sich bei Ihnen eine Auszeit vom Fürstsein nehmen. Ramón muss seine Pflicht erfüllen, aber wenn Sie in relativer Nähe wären â¦â SofÃa legte eine Hand auf Jennys. âEs könnte ihm das Leben enorm erleichtern. Und er würde mit Sicherheit bestens für Sie sorgen. Sie würden alles bekommen, was Sie sich wünschen. Werden Sie Ramón anhören?â
âWenn er mich bittet ⦠seine Geliebte zu sein?â, stieà sie mühsam hervor.
âIch möchte Ihnen nur zu verstehen geben, dass seine Familie es gut finden würdeâ, antwortete SofÃa und lieà sich von Jennys Entsetzen nicht beirren. âBitte fühlen Sie
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