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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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der
Liege. Ihm fiel auf, dass der Boden glänzte, die Bettwäsche sauber
und die Temperatur in der Zelle angenehm war. Auf der anderen Seite
der Gitterstäbe, im Korridor, standen mehrere Gefängnisbeamte.
Einer von ihnen trat ans Gitter und sagte: „Ich bin Ben Jeter, der
Direktor von Huntsville.“
    Donte nickte, erhob sich aber nicht. Er starrte auf den
Boden.
    „ Unser Kaplan ist Tommy Powell. Er ist hier und wird den ganzen
Nachmittag bleiben.“
    „ Ich brauche keinen Kaplan“, sagte Donte, ohne
aufzusehen.
    „ Wie Sie wollen. Aber hören Sie mir jetzt bitte zu. Ich möchte
Sie darüber informieren, wie das hier abläuft.“
    „ Ich glaube, ich weiß, wie es abläuft.“
    „ Ich erkläre es Ihnen trotzdem.“
     
    Nach einigen Reden, deren Ton immer schärfer wurde, verlor die
Demonstration etwas an Schwung. Vor dem Gerichtsgebäude hatte sich
eine Menschenmenge aus Schwarzen gebildet, die bis auf die
gesperrte Main Street reichte. Als niemand mehr das Megafon
übernehmen wollte, griff der Trommlerzug wieder zu den Schlägeln.
Die Menschen folgten dem Zug auf die Main Street und bewegten sich
dann weiter in Richtung Westen, während sie Sprechchöre anstimmten,
Transparente schwangen und „We Shall Overcome“ sangen. Trey Glover
nahm wieder seine Rolle als Anführer der Parade ein und steuerte
den SUV vor die Trommler. Der Rap beschallte die Geschäfte und
Cafes im Stadtzentrum, wo Ladenbesitzer, Angestellte und Kunden an
den Fenstern und in den Türen standen. Warum regten sich die
Schwarzen so auf? Der Junge hatte doch gestanden. Er hatte Nicole
getötet; er hatte gesagt, dass er es war. Auge um Auge.
    Es gab keinen Ärger, doch die Stadt stand kurz davor, zu
explodieren.
    Als Trey und die Trommler auf die Sisk Avenue kamen, bogen sie
nicht nach links, sondern nach rechts ab. Hätten sie sich links
gehalten, wären sie in Richtung Süden marschiert und irgendwann
wieder dort gelandet, wo die Demonstration begonnen hatte. Der
Schwenk nach rechts bedeutete, dass sie in den Teil der Stadt
zogen, in dem die Weißen wohnten. Bis jetzt hatte noch niemand
etwas geworfen, und es waren noch keine Drohungen ausgestoßen
worden. In gebührender Entfernung folgten mehrere Streifenwagen,
während einige andere Polizeifahrzeuge den Zug auf Parallelstraßen
begleiteten.
    Zwei Häuserblocks nördlich der Main Street gelangten die
Demonstranten in ein Wohngebiet. Der Lärm ließ die Menschen aus
ihren Häusern kommen, doch als sie sahen, was los war, gingen sie
gleich wieder hinein und öffneten ihre Waffenschränke. Dann griffen
sie zum Telefon, um den Bürgermeister und den Polizeichef
anzurufen. Das war eindeutig Ruhestörung. Warum regten sich diese
Leute so auf? Der Junge hat gestanden. Unternehmt was.
    Als der Zug den Civitan Park erreichte, eine große, aus
Baseball- und Softballfeldern bestehende Anlage an der Sisk Avenue,
fünf Häuserblocks nördlich der Main Street, war Trey Glover der
Meinung, dass sie weit genug gekommen waren. Die Trommeln wurden
zur Seite gelegt, der Marsch war zu Ende. Jetzt war eine Kundgebung
daraus geworden, eine gefährliche Mischung aus Jugendlichen mit
sehr viel Wut und dem Umstand, dass die meisten von ihnen am
Nachmittag und am Abend nichts Besseres zu tun hatten. Ein Captain
der Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf
tausendzweihundert, so gut wie alle unter dreißig. Fast alle
älteren Schwarzen hatten den Zug unterwegs verlassen und waren nach
Hause gegangen. Nachdem einige Demonstranten zu ihren Handys
gegriffen hatten, machten sich ganze Wagenladungen weiterer junger
Schwarzer auf den Weg zum Civitan Park.
    Am anderen Ende der Stadt sahen wütende Schwarze zu, wie die
Feuerwehr das rettete, was von der Kirche der Mount Sinai Church of
God in Christ noch übrig war. Da die Feuerwehr so schnell am
Brandort gewesen war, war der Schaden nicht ganz so groß wie bei
der First-Baptist-Kirche, doch der Altarraum war fast völlig
zerstört. Die Flammen waren gelöscht, aber aus den Fenstern drang
immer noch Rauch. Weil kein Wind ging, legte er sich wie eine
dunkle Decke über die Stadt und ließ die nervöse Spannung weiter
steigen.
     
    Als Reeva nach Huntsville aufbrach, wurde das natürlich
gefilmt. Sie lud einige Familienangehörige und Freunde ein, von
denen sie sich vor den Kameras verabschieden wollte, und wie auf
Kommando heulten alle gleichzeitig los. Sean Fordyce, der aus
Florida einflog und noch in seinem Jet saß, wollte in Huntsville zu
ihnen stoßen, um das

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