Geständnis
Sendern in Texas. Vielleicht
wäre es das Beste, wenn wir eine Pressekonferenz organisieren, hier
oder im Gericht, und dafür sorgen, dass Boyette den Leuten seine
Geschichte erzählen kann.“
„ Was soll das bringen?“
„ Die Leute sollen wissen, dass Texas den Falschen hinrichten
will. Hier ist der wahre Mörder, hört ihn an.“
„ Aber die Leute können die Hinrichtung nicht verhindern. Das
können nur die Gerichte oder der Gouverneur. Ich wäre da sehr
vorsichtig, Robbie. Die Lage ist sowieso schon angespannt, und wenn
Boyette jetzt im Fernsehen auftaucht und die Verantwortung für die
Tat übernimmt, könnte das das Pulverfass zum Explodieren
bringen.“
„ Es wird sowieso explodieren.“
„ Willst du es auf einen Rassenkrieg ankommen
lassen?“
„ Wenn sie Donte hinrichten - ja. Ich habe absolut nichts gegen
einen Rassenkrieg einzuwenden. Einen kleinen
Rassenkrieg.“
„ Robbie, du spielst hier mit Dynamit. Denk doch mal
strategisch, nicht emotional. Und vergiss nicht, dass der Kerl auch
lügen könnte. Es wäre nicht die erste Hinrichtung, vor der ein
Betrüger behauptet, er habe die Tat begangen. Die Presse springt
auf so etwas natürlich an. Der Spinner kommt ins Fernsehen. Und
plötzlich stehen alle dumm da.“
Robbie ging auf und ab, immer vier Schritte in die eine
Richtung, dann vier Schritte in die andere. Er war nervös und
aufgeregt, konnte jedoch nach wie vor klar denken. Er bewunderte
Richter Henry und war klug genug, um zu wissen, dass er jetzt einen
guten Ratgeber brauchte.
Es war still im Raum. Von draußen drangen aufgeregte Stimmen
herein. Telefone klingelten.
„ Ich gehe mal davon aus, dass es nicht möglich ist, nach der
Leiche zu suchen“, sagte Richter Henry.
Robbie schüttelte den Kopf und sah Keith an, der an seiner
Stelle antwortete: „Jetzt nicht mehr. Vor zwei Tagen, am Dienstag
war das, glaube ich ... es kommt mir so vor, als würde ich ihn
schon seit einem Jahr kennen ... Jedenfalls habe ich am Dienstag zu
ihm gesagt, dass man die Hinrichtung mit Sicherheit verhindern
kann, wenn die Leiche gefunden wird. Boyette meinte, das würde
schwierig werden. Er hat das Mädchen vor neun Jahren in einem
abgelegenen Gebiet vergraben, das dicht bewaldet ist. Und er sagte,
er sei mehrmals zurück, um sie zu >besuchen< - ich weiß
nicht, was er damit meinte, und ich wollte auch nicht nachfragen.
Dann habe ich den Kontakt zu ihm verloren. Ich habe ihn gesucht,
weil ich fest entschlossen war, ihn irgendwie in die Ecke zu
treiben und dafür zu sorgen, dass wir zur Polizei gehen, hier und
in Missouri, wenn er Nicole tatsächlich dort vergraben hat, aber er
wollte nicht. Dann habe ich wieder den Kontakt zu ihm verloren.
Boyette ist ein eigenartiger Mensch, sehr eigenartig. Gestern Nacht
hat er mich gegen Mitternacht angerufen. Ich war schon im Bett und
habe geschlafen. Er sagte, er wolle herkommen, alles erzählen, die
Hinrichtung verhindern. Irgendwie hatte ich keine Wahl. Ich habe so
etwas noch nie getan, das können Sie mir glauben. Ich weiß, dass es
falsch ist, einem auf Bewährung entlassenen Strafgefangenen bei so
etwas zu helfen, aber egal. Jedenfalls sind wir dann gegen ein Uhr
morgens in Topeka losgefahren, und ich habe noch einmal
vorgeschlagen, dass wir die Polizei verständigen, damit sie nach
der Leiche suchen kann. Er war dagegen.“
„ Es hätte sowieso nicht funktioniert“, sagte Robbie. „Die Ixute
hier sind unfähig. Sie hätten Sie nur ausgelacht. Die Polizei hat
einen Schuldigen, der Fall ist gelöst. Und so gut wie
abgeschlossen. In Missouri würde niemand einen Finger rühren, weil
es keine aktuellen Ermittlungen gibt. Sie können nicht einfach
einen Sheriff anrufen und vorschlagen, dass er mit seinen Jungs
zusammen in den Wald geht und irgendwo in der Nähe eines Bachs zu
graben anfängt. So funktioniert das nicht.“
„ Und wer soll dann nach der Leiche suchen?“, fragte
Reith.
„ Das werden wohl wir übernehmen müssen.“
„ Ich fahre jetzt nach Hause, Robbie. Meine Frau streitet nur
noch mit mir. Mein Freund, der Staatsanwalt ist, glaubt, dass ich
verrückt geworden bin. Das glaube ich inzwischen auch. Ich habe
mein Bestes getan. Boyette gehört Ihnen. Ich kann den Kerl nicht
mehr sehen.“
„ Ganz ruhig, Reith. Wir brauchen Sie noch.“
„ Wofür?“
„ Bleiben Sie einfach da, ja? Boyette vertraut Ihnen. Außerdem -
wann hatten Sie das letzte Mal die Chance, bei Rassenunruhen in der
ersten Reihe dabei zu sein?“
„ Das ist nicht
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