Geständnis
Motel, in dem er schon einmal übernachtet hatte, allein.
Er zahlte bar für ein Zimmer und brachte sie mit vorgehaltener
Waffe hinein, ohne von jemandem gesehen zu werden. Wieder benutzte
er das Klebeband für Handgelenke, Knöchel und Mund. Er befahl ihr
zu schlafen. Er schlief ein paar Stunden, wusste aber nicht, ob sie
ebenfalls schlief. Sie blieben den ganzen Tag über im Motel. Er
redete ihr ein, dass er sie gehen lasse, wenn sie kooperiere, wenn
sie tue, was er wolle. Doch er wusste schon, was kommen würde. Als
es dunkel war, führen sie weiter, Richtung Norden. Am Sonntag bei
Tagesanbruch waren sie südlich von Joplin in einer dicht
bewaldeten, entlegenen Gegend. Sie flehte ihn an, doch er tötete
sie trotzdem. Es war nicht einfach; sie wehrte sich verzweifelt,
kratzte ihn, bis er blutete. Er stopfte ihre Leiche in eine große
Werkzeugkiste und vergrub sie. Niemand würde sie je finden. Er führ
nach Slone zurück und betrank sich.
Robbie machte sich Notizen. Die Finger der Gerichtsstenografin
huschten über die Tasten ihrer Stenografiermaschine. Die anderen
rührten sich nicht. Niemand schien auch nur zu atmen.
Boyette schwieg, nachdem er erzählt hatte. Seine distanziert
wirkende Schilderung und die Tatsache, dass er sich noch so genau
an die Details erinnern konnte, waren erschreckend. Martha Handler
sollte später schreiben: „Während Boyette über seine Verbrechen
redete, genügte ein Blick auf seine Augen und sein Gesicht, um zu
wissen, dass man es hier mit einem skrupellosen Mörder zu tun
hatte. Wir werden niemals wissen und vielleicht auch gar nicht
wissen wollen, welche Qualen dieses arme Mädchen in ihren letzten
Stunden erleiden musste.“
Robbie, der völlig ruhig war, aber die Aussage zu ihrem Ende
bringen wollte, fragte: „Wann ungefähr am Sonntag haben Sie sie
getötet?“
„ Die Sonne war gerade aufgegangen. Ich wartete eine Weile, bis
ich etwas erkennen konnte, bis ich wusste, wo ich war, und den
besten Platz finden würde, um sie zu vergraben.“
„ Und das war am Sonntag, dem 6. Dezember 1998?“
„ Wenn Sie das sagen. Ja.“
„ Dann ging die Sonne etwa um 6.30 Uhr auf?“
„ Das dürfte hinkommen.“
„ Als Sie wieder in Slone waren, wohin sind Sie da
gegangen?“
„ Auf mein Zimmer im Rebel Motor Inn, nachdem ich mit dem Geld,
das ich Nicole abgenommen hatte, ein Sixpack Bier gekauft
hatte.“
„ Im Rebel Motor Inn haben Sie sich betrunken?“
„ Ja.“
„ Wie lange haben Sie nach dem Mord noch in Slone
gewohnt?“
„ Ich weiß nicht genau, vielleicht anderthalb Monate oder so. Im
Januar wurde ich verhaftet, die Unterlagen darüber haben Sie ja.
Als ich aus dem Gefängnis kam, habe ich die Stadt
verlassen.“
„ Nachdem Sie sie getötet hatten, wann haben Sie da von der
Verhaftung Donte Drumms gehört?“
„ Weiß ich nicht genau. Ich habe es im Fernsehen gesehen. Ich
habe gesehen, wie Sie in die Kameras brüllten.“
„ Was haben Sie gedacht, als Donte verhaftet wurde?“
Boyette schüttelte den Kopf. „Ich dachte, was für ein Haufen
Idioten. Der Junge hatte doch nichts damit zu tun. Sie haben den
Falschen verhaftet.“
Es war die perfekte Stelle, um aufzuhören. „Das wäre alles“,
sagte Robbie. Carlos stellte die Videokamera ab.
„ Wie lange brauchen Sie für die Abschrift?“
„ Zehn Minuten.“
„ Gut. Beeilen Sie sich.“ Robbie setzte sich mit den übrigen
Mitarbeitern seiner Kanzlei an den Konferenztisch, und alle redeten
wild durcheinander. Boyette war für einen Moment vergessen, doch
Fred Pryor behielt ihn im Auge. Boyette fragte nach Wasser, und
Pryor drückte ihm eine Flasche in die Hand. Keith verließ den Raum,
um mit Dana und Matthew Burns zu telefonieren und frische Luft zu
schnappen, doch die Luft, in der Rauch und nervöse Spannung lagen,
war alles andere als erfrischend.
Plötzlich ertönte ein lauter Knall, gefolgt von einem Schrei.
Boyette war vom Stuhl gekippt und auf den Boden gefallen. Er hielt
sich mit beiden Händen den Kopf, zog die Knie an die Brust und
begann zu zucken, während er von einem Anfall gepeinigt wurde. Fred
Pryor und Aaron Rey beugten sich über ihn, wussten aber nicht, was
sie tun sollten. Robbie und die anderen scharten sich um die drei
und verfolgten entsetzt den Anfall, der so heftig war, dass der
alte Holzboden zu zittern schien. Der Mann tat ihnen sogar leid.
Reith bekam die Aufregung mit und eilte hinein.
„ Er braucht einen Arzt“, sagte Sammie Thomas.
„ Er hat doch sicher
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