Geständnis
Gerichte, ausnahmslos alle, haben das Urteil
bestätigt!
Geh auf Nummer sicher, verlangte Wayne. Nur dreißig Tage, dann
wissen wir vielleicht etwas Neues über den Fall.
Aber das geht jetzt schon seit neun Jahren so, stöhnte Barry.
Irgendwann reicht es.
„ Stehen draußen Reporter?“, fragte Newton.
„ Natürlich“, erwiderte Barry. „Die sind schon den ganzen Tag
da.“
„ Sag ihnen, dass ich komme.“
Der letzte Gang war kurz, nur etwa zehn Meter von der Zelle
bis in die Todeskammer. Die gesamte Strecke war mit Wärtern
gesäumt, von denen einige aus den Augenwinkeln heraus versuchten,
das Gesicht des Todgeweihten zu sehen. Andere wiederum starrten auf
den Boden, als wären sie Posten, die ein einsames Tor bewachten.
Von dem Verurteilten war eine von drei Mimiken zu erwarten. Am
häufigsten war ein heftiges Stirnrunzeln in Kombination mit weit
aufgerissenen Augen, das für Angst und Unglaube stand. Der
zweithäufigste Ausdruck war passive Kapitulation - halb
geschlossene Augen, als würden die Chemikalien schon wirken. Am
seltensten war das wütende Gesicht eines Mannes, der jeden Wärter
in seiner Nähe töten würde, wenn er eine Waffe hätte. Donte Drumm
wehrte sich nicht; das kommt nur selten vor. Während er links und
rechts von einem Wärter am Ellbogen festgehalten wurde, ging er den
Gang entlang, mit gefasster Miene, den Blick starr auf den Boden
gerichtet. Er wollte nicht, dass die Wärter seine Angst sahen, er
wollte nicht einmal von ihrer Anwesenheit Notiz nehmen.
Die Todeskammer von Texas ist zwar weltbekannt, aber
bemerkenswert klein, ein fast quadratischer Raum, der nicht einmal
vier auf vier Meter misst, mit einer niedrigen Decke und einer
Bahre aus Metall in der Mitte, die mit sauberer weißer Bettwäsche
bezogen ist. Die Bahre füllt den Raum fast völlig aus.
Donte konnte nicht fassen, wie eng es war. Er setzte sich auf
den Rand der Bahre, schon packten ihn vier Wärter. Sie schwangen
seine Beine auf die Bahre, legten ihn der Länge nach hin und
schnallten seinen Körper mit fünf breiten Ledergurten fest, je
einer um Brust, Bauch, Unterleib, Oberschenkel und Waden. Seine
Arme wurden in einem Winkel von fünfündvierzig Grad zu seinem
Körper auf zwei an der Bahre angebrachte Verlängerungen gelegt und
mit weiteren Ledergurten festgeschnallt. Währenddessen schloss er
die Augen. Er hörte und spürte, was um ihn herum geschah. Es wurden
einige Worte gewechselt, doch die Männer wussten, was sie zu tun
hatten. Dies war der letzte Stopp auf dem Fließband des Systems,
und die Arbeiter an diesem Fließband hatten viel
Erfahrung.
Als alle Gurte festgezogen waren, verließen die Wärter den
Raum. Ein medizinisch ausgebildeter Angestellter des Gefängnisses,
der nach Desinfektionsmitteln roch, beugte sich über ihn und sagte:
„Ich werde jetzt eine Vene suchen und eine Kanüle legen, zuerst am
linken Arm, dann am rechten. Haben Sie das verstanden?“
„ Tun Sie sich keinen Zwang an“, sagte Donte und öffnete die
Augen. Der Mann rieb seinen Arm mit Alkohol ein. Um eine Infektion
zu verhindern? Wie rücksichtsvoll. Hinter ihm befand sich ein
Fenster, an dem eine Jalousie heruntergelassen war, darunter ragten
aus einer kleinen Öffnung zwei Schläuche heraus, die bis zur Bahre
reichten. Rechts von ihm stand der Gefängnisdirektor, der alles
überwachte. Hinter dem Direktor konnte er zwei gleich große Fenster
erkennen - die Räume für die Zeugen -, die mit Vorhängen verdeckt
waren. Wenn er gewollt hätte und wenn die verdammten Ledergurte
nicht gewesen wären, hätte Donte die Hand ausstrecken und das
Fenster, das ihm am nächsten war, berühren können.
Die Injektionsschläuche waren gelegt, einer an jedem Arm,
obwohl nur einer benutzt werden würde. Der zweite war ein
Ersatzschlauch, für den Fall, dass etwas schiefging.
Um 17.59 Uhr trat Gouverneur Gill Newton vor drei Kameras, die
im Korridor vor seinem Büro auf ihn warteten, und sagte, ohne dabei
Notizen zu Hilfe zu nehmen: „Ich lehne einen Aufschub der
Hinrichtung nach wie vor ab. Donte Drumm hat dieses abscheuliche
Verbrechen gestanden und dafür die Todesstrafe verdient. Er hat vor
acht Jahren einen fairen Prozess bekommen und ist von einer Jury
aus seinen Mitbürgern verurteilt worden. Sein Fall wurde von fünf
verschiedenen Gerichten und Dutzenden Richtern geprüft, und alle
haben das Urteil bestätigt. Seine Behauptung, unschuldig zu sein,
ist genauso wenig glaubhaft wie diese in letzter Minute von
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