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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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dem
Gamble-Antrag gearbeitet, den beiden Geschenken, die in letzter
Minute vom Himmel gefallen waren und zunächst so vielversprechend
ausgesehen hatten. Aber der TCCA hatte Boyette abgewiesen und
Gamble buchstäblich die Tür vor der Nase zugeschlagen. Jetzt war
Donte tot.
    Sammie Thomas hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und weinte
leise. Carlos und Bonnie starrten auf den Fernseher, als hofften
sie doch noch auf ein Happy End. Travis Boyette saß nach vorn
gebeugt auf seinem Stuhl und rieb sich den Kopf, während Fred Pryor
ihn nicht aus den Augen ließ. Alle sorgten sich um
Robbie.
    Boyette stand plötzlich auf. „Das verstehe ich nicht. Wie
konnte das passieren? Wieso wollten die nicht auf mich hören? Ich
sage die Wahrheit!“
    „ Sie waren zu spät, Boyette“, fuhr Carlos ihn an.
    „ Neun Jahre zu spät“, sagte Sammie. „Sie tun neun Jahre lang
nichts, scheren sich nicht darum, dass ein anderer für Sie im
Gefängnis sitzt, und dann platzen Sie fünf Stunden vor der
Hinrichtung hier rein und erwarten, dass Ihnen jeder
zuhört.“
    Carlos ging mit ausgestrecktem Finger auf Boyette zu.
„Vierundzwanzig Stunden, mehr hätten wir nicht gebraucht. Wenn Sie
gestern aufgetaucht wären, hätten wir nach der Leiche suchen
können. Hätten wir die Leiche gefunden, hätte es keine Hinrichtung
gegeben. Keine Hinrichtung, weil sie den Falschen hatten. Den
Falschen hatten sie, weil sie blöd sind, aber auch, weil Sie zu
feige waren, um sich zu melden. Donte ist tot, Boyette, und das ist
Ihre Schuld.“
    Boyette lief knallrot an und griff nach seinem
Stock.
    Fred Pryor war schneller. Er packte Boyettes Hand und sah
Carlos an. „Nicht so hastig. Jetzt beruhigt euch alle erst
einmal.“
    Sammies Handy summte. „Robbie“, sagte sie nach einem kurzen
Blick.
    Carlos wandte sich ab, und Boyette setzte sich wieder. Pryor
blieb in seiner Nähe. Sammie hörte ein paar Minuten zu, dann legte
sie das Telefon weg.
    Sie wischte sich eine Träne ab. „Ausnahmsweise ist die Presse
richtig informiert. Er ist tot. Robbie sagt, Donte hat sich bis zum
bitteren Ende gut gehalten und seine Unschuld beteuert. Sehr
überzeugend übrigens. Robbie kommt gerade aus dem Gefängnis. Sie
fliegen jetzt zurück und werden so gegen acht hier sein. Er möchte,
dass wir auf ihn warten.“ Sie stockte und fuhr sich erneut über das
Gesicht.
     
    Die Nationalgarde war gerade in den Straßen um den Civitan
Park im weißen Teil der Stadt und den Washington Park im schwarzen
Teil ausgeschwärmt, als bekanntwurde, dass Donte hingerichtet
worden war. Die Menge im Civitan Park war im Laufe des Nachmittags
immer größer und lauter geworden und drängte sofort auf die
Soldaten zu. Sie wurden verhöhnt, verflucht, beleidigt, ein paar
Steine flogen, aber die Gewalt, die unter der Oberfläche brodelte,
blieb unterschwellig. Es war fast dunkel, und niemand bezweifelte
ernsthaft, dass sich die Lage in der Nacht zuspitzen würde. Die im
Washington Park Versammelten waren älter und stammten in erster
Linie aus der Nachbarschaft. Die Jüngeren, die Krawallmacher,
strömten ins Stadtzentrum, wo eher mit Unruhen zu rechnen
war.
    Die Haustüren wurden versperrt, auf den Veranden vor den
Häusern postierten sich Wachen, und die Waffen wurden griffbereit
gehalten. Die Patrouillen um die Kirchen von Slone wurden
verstärkt.
    Sechzehn Kilometer südlich der Stadt, in der Hütte, war die
Stimmung deutlich besser. Mit frischen Drinks in der Hand saßen sie
vor dem Fernseher und grinsten selbstzufrieden, als der Tod Dontes
bestätigt wurde. Paul Roffee stieß auf Drew Rerber an, dann hob
Drew Rerber sein Glas auf Paul Roffee. Die Gläser klirrten. Der
nagende Zweifel, den sie wegen der Boyette-Geschichte, gespürt
hatten, war schnell vergessen. Zumindest für den
Augenblick.
    Endlich war der Gerechtigkeit Genüge getan.
     
    Jeter brachte Robbie und Reith zurück zum Ausgang, schüttelte
ihnen die Hand und verabschiedete sich. Robbie bedankte sich bei
ihm für seine Rücksichtnahme. Reith wusste nicht recht, ob er sich
bedanken oder Jeter beschimpfen sollte - die Zulassung als Zeuge in
letzter Sekunde hatte ihm ein entsetzliches Erlebnis beschert. Aber
er blieb liebenswürdig, wie es seine Art war. Als sie aus dem
Haupteingang kamen, sahen sie, woher der Lärm rührte. Dreihundert
Meter rechts von ihnen hielt eine Polizeikette Studenten zurück,
die lautstark rufend selbst gemachte Plakate und Transparente
schwenkten. Sie standen zusammengedrängt in der Mitte

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