Geständnis
die Journalistin am Hinterkopf, wo sofort eine
breite Platzwunde klaffte, und schlug sie k.o. Weitere
Beifallsrufe, noch mehr Obszönitäten. Jede Menge Blut. Der
Kameramann schleifte die Frau in Sicherheit, während die Polizei
einen Krankenwagen rief. Um die Sache zu beleben, wurden Polizisten
und Soldaten mit Rauchbomben beworfen, woraufhin diese Tränengas
einsetzten. Die Menge geriet in Panik. Sie begann, sich aufzulösen,
die Menschen liefen davon und verteilten sich in der Nachbarschaft.
In den Straßen rund um den Civitan Park hatten sich Männer auf den
Veranden vor ihren Häusern postiert, horchten auf das nahe Chaos
und hielten nach einer Bewegung oder Anzeichen von Gefahr Ausschau.
Während sich Frauen und Kinder im Hausinneren in Sicherheit
gebracht hatten, hielten sie mit Schrotflinten und Gewehren
bewaffnet Wache und warteten nur darauf, dass sich ein schwarzes
Gesicht blickenließ. Als Herman Grist aus der 1485 Benton Street
drei junge Schwarze mitten auf der Straße gehen sah, schoss er von
seiner Veranda aus zweimal mit seiner Schrotflinte in die Luft und
brüllte den Jungen zu, sie sollten sich in ihren Teil der Stadt
zurückscheren. Die Jungen liefen davon. Die Schüsse hallten durch
die Nacht, ein gefährliches Signal dafür, dass Vigilanten in den
Konflikt eingetreten waren. Glücklicherweise feuerte Grist nicht
noch einmal.
Die Demonstration löste sich weiter auf, wobei einige
Teilnehmer noch ein paar Steine warfen, während sie sich
zurückzogen. Bis neun Uhr abends war der Park unter Kontrolle, und
Polizisten und Soldaten stapften durch ein Trümmerfeld aus leeren
Dosen und Flaschen, Fastfoodbehältern, Zigarettenkippen und
Feuerwerksverpackungen - genug Müll für eine ganze Deponie. Von den
beiden Spielerbänken waren nur noch die Metallsitze übrig. In den
Kiosk war eingebrochen worden, aber dort gab es nichts zu stehlen.
Nach der Tränengasattacke waren mehrere Fahrzeuge im Stich gelassen
worden, unter anderem Trey Glovers SUV. Trey und ein Dutzend andere
saßen bereits im Gefängnis. Vier hatten sich freiwillig gestellt,
die anderen waren gefasst worden. Außer der Journalistin waren drei
Polizisten verletzt worden.
Beißender Gasgeruch waberte durch den Park. Eine graue Wolke,
die die Rauchbomben hinterlassen hatten, hing tief über den
Ballspielfeldern. Der Park sah aus wie ein Schlachtfeld ohne
Gefallene.
Nachdem die Party zu Ende war, trieben sich um die tausend
aufgebrachte Schwarze in Slone herum, die nicht die geringste
Absicht hatten, nach Hause zu gehen oder irgendetwas Sinnvolles zu
tun. Der Einsatz von Tränengas hatte sie auf die Palme gebracht.
Sie waren mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen aufgewachsen, die zeigten, wie
in Selma Hunde, in Birmingham Wasserwerfer und in Watts Tränengas
gegen Schwarze eingesetzt worden waren.
Der heldenhafte Kampf war Teil ihres Erbguts, ihrer DNA, ein
ruhmreiches Kapitel ihrer Geschichte, und plötzlich standen sie
selbst protestierend auf der Straße, waren Teil dieses Kampfes und
wurden wie ihre Vorfahren mit Gas malträtiert. Sie hatten nicht die
geringste Motivation, aufzugeben. Wenn die Cops Krieg wollten,
sollten sie ihn haben.
Harris Rooney, der Bürgermeister, sah vom Polizeipräsidium,
das zur Kommandozentrale geworden war, aus zu, wie seine kleine
Stadt außer Kontrolle geriet. Er hatte gemeinsam mit Joe Radford,
dem Polizeichef, die Entscheidung getroffen, die Menge im Civitan
Park zu zerstreuen und der Versammlung ein Ende zu setzen, und sie
waren sich beide über den Einsatz von Tränengas einig gewesen.
Jetzt gingen über Funk und Handy massenweise Berichte über
Demonstranten ein, die sich zu Horden zusammenrotteten,
Fensterscheiben einschlugen, vorbeifahrenden Autos Drohungen
nachriefen, Steine und Trümmer warfen und auf andere Weise
randalierten.
Um 21.15 Uhr rief er Reverend Johnny Canty an, den Pastor der
Bethel-African-Methodist-Kirche. Die beiden hatten sich am Dienstag
getroffen, als Reverend Canty den Bürgermeister angefleht hatte,
sich beim Gouverneur für einen Aufschub einzusetzen. Der
Bürgermeister hatte sich geweigert. Er kenne den Gouverneur nicht,
habe keinerlei Einfluss auf ihn, und außerdem verschwende jeder,
der Gill Newton um Gnade anbettele, seine Zeit. Canty hatte Rooney
vor Unruhen gewarnt, falls Donte tatsächlich hingerichtet würde.
Der Bürgermeister war skeptisch gewesen.
Jegliche Skepsis war nun der Angst gewichen.
Mrs. Canty nahm ab und erklärte, ihr Mann sei nicht zu Hause.
Er warte im
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