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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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Bestattungsinstitut auf die Ankunft der Familie Drumm.
Sie gab dem Bürgermeister eine Handynummer, unter der er Reverend
Canty schließlich erreichte.
    „ Guten Abend, Bürgermeister“, sagte Canty leise mit seiner
vollen Predigerstimme. „Wie sieht es heute Abend aus?“
    „ Im Augenblick ziemlich aufregend, Reverend. Wie geht es
Ihnen?“
    „ Ging mir schon besser. Wir sind hier im Beerdigungsinstitut
und warten, dass die Familie mit der Leiche kommt, also geht es mir
nicht so besonders. Was kann ich für Sie tun?“
    „ Sie hatten recht mit den Unruhen, Reverend. Ich habe Ihnen
nicht geglaubt, und das tut mir leid. Ich hätte auf Sie hören
sollen. Aber die Lage scheint immer weiter zu eskalieren. Wir
hatten acht Brände, soweit mir bekannt ist, ein Dutzend
Verhaftungen, ein halbes Dutzend Verletzte, und es gibt keinen
Grund zu der Annahme, dass diese Zahlen nicht weiter steigen. Die
Menge im Civitan Park ist aufgelöst, aber im Washington Park werden
es jede Minute mehr Menschen. Es würde mich nicht wundern, wenn es
bald Tote gibt.“
    „ Es hat schon einen Toten gegeben, Bürgermeister. Ich warte auf
seine Leiche.“
    „ Tut mir leid.“
    „ Warum rufen Sie an, Bürgermeister?“
    „ Sie sind in Ihrer Gemeinschaft eine angesehene Persönlichkeit.
Sie sind der Pastor der Drumms. Ich bitte Sie, zum Washington Park
zu fahren und die Leute zur Ruhe aufzufordern. Auf Sie wird man
hören. Gewalt und Unruhen bringen nichts.“
    „ Ich habe eine Frage an Sie, Bürgermeister. Haben Ihre
Polizeibeamten Tränengas gegen die jungen Leute im Civitan Park
eingesetzt? Ich habe vor ein paar Minuten so ein Gerücht
gehört.“
    „ Ja. Das wurde für notwendig gehalten.“
    „ Es war aber nicht notwendig, und es war ein gewaltiger Fehler.
Durch den Einsatz von Gas gegen unsere jungen Leute hat die Polizei
eine schlimme Situation noch verschlechtert. Erwarten Sie nicht von
mir, dass ich Ihre Fehler ausbügle. Gute Nacht.“
    Die Leitung war tot.
     
    Flankiert von Aaron Rey und Fred Pryor, trat Robbie vor
Mikrofone und Rameras und beantwortete Fragen. Er erklärte, Travis
Boyette halte sich noch im Gebäude auf, wolle aber mit niemandem
sprechen. Ein Reporter erkundigte sich, ob er hineingehen und
Boyette interviewen könne. Nur wenn er festgenommen und
möglicherweise erschossen werden wolle, lautete Robbies scharfe
Erwiderung. Er solle sich von dem Gebäude fernhalten. Sie
erkundigten sich nach Dontes Henkersmahlzeit, nach seinen letzten
Worten und so weiter. Wer waren die Zeugen? Gab es Rontakt mit der
Familie des Opfers? Überflüssige Fragen, fand Robbie, aber im
Augenblick kam ihm die ganze Welt sinnlos vor.
    Nach zwanzig Minuten bedankte er sich bei den Journalisten,
und sie bedankten sich bei ihm. Er forderte sie auf, das Gelände zu
verlassen und nicht zurückzukommen. Falls Boyette es sich anders
überlegte und reden wollte, würde Robbie ihm ein Telefon und die
entsprechende Nummer zur Verfügung stellen.
    Reith verfolgte die Pressekonferenz von einer dunklen Ecke des
Bahnsteigs aus, vor dem Büro, aber unter der Veranda. Er
telefonierte gerade mit Dana und schilderte ihr die Ereignisse des
Tages, wobei er große Mühe hatte, wach zu bleiben, als sie
plötzlich sagte, Robbie Flak sei im Fernsehen. Sie sah die
Kabelnachrichten, und da war er, live aus Slone, Texas.
    „ Ich stehe etwa fünfzehn Meter hinter ihm in der Dunkelheit“,
erwiderte Reith mit gesenkter Stimme.
    „ Er sieht müde aus“, stellte sie fest. „Müde und vielleicht ein
bisschen verrückt.“
    „ Beides. Die Erschöpfung kommt und geht, aber ich vermute, er
ist immer ein bisschen verrückt.“
    „ Er wirkt ziemlich ausgeflippt.“
    „ Das kann ich nur unterschreiben, aber hinter dieser Fassade
verbirgt sich ein guter Mensch.“
    „ Wo ist Boyette?“
    „ Der sitzt drinnen in einem Zimmer mit einem Fernseher und
Essen. Er will nicht vor die Tür gehen, was ich sehr vernünftig
finde. Die Leute hier kannten und mochten Donte. Boyette hat in
dieser Gegend keine Freunde.“
    „ Vor ein paar Minuten wurden die Brände gezeigt, und der
Bürgermeister wurde interviewt. Der schien mir ziemlich nervös.
Bist du in Sicherheit, Keith?“
    „ Ganz bestimmt. Ich kann in der Ferne Sirenen hören, aber nicht
hier in der Nähe.“
    „ Bitte sei vorsichtig.“
    „ Keine Sorge. Mir geht es gut.“
    „ Dir geht es nicht gut. Du bist völlig am Ende, das höre ich
doch. Sieh zu, dass du ein bisschen Schlaf bekommst. Wann kommst du
nach

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