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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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in Texas ihren Lauf
nehmen.“
    „ Nein, das macht mir schon Sorgen. Ich weiß nur nicht, was ich
tun soll.“
    „ Was, wenn man die Leiche finden würde? Sie sagen mir, wo Sie
sie vergraben haben, und ich versuche, mit den richtigen Leuten
Kontakt aufzunehmen.“
    „ Sind Sie sicher, dass Sie sich einmischen wollen?“
    „ Nein, aber ich kann mich auch nicht heraushalten.“
    Boyette beugte sich vor und fing wieder an, seinen Kopf zu
betasten. „Jemand anders kann sie unmöglich finden“, sagte er mit
vor Schmerz brechender Stimme. Ein paar Augenblicke verstrichen,
ehe er wieder zu sprechen in der Lage war. „Ich bin nicht sicher,
ob ich sie noch finden würde. Es ist so lange her.“
    „ Neun Jahre.“
    „ Eigentlich gar nicht so lange. Ich war nach ihrem Tod noch ein
paarmal bei ihr.“
    Keith hob beide Handflächen und sagte: „Das will ich nicht
hören. Ich werde wohl Drumms Anwalt anrufen und ihm von der Leiche
erzählen. Ich werde Ihren Namen nicht nennen, aber wenigstens kennt
dann jemand die Wahrheit.“
    „ Und dann?“
    „ Ich weiß es nicht. Ich bin kein Anwalt. Vielleicht kann ich
jemanden überzeugen. Ich werde es auf jeden Fall
versuchen.“
    „ Der Einzige, der sie finden kann, bin ich, und ich darf den
Staat Kansas nicht verlassen. Ich darf nicht über die Grenze, sonst
verknacken sie mich wegen Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen
und schicken mich wieder in den Knast. Und ich gehe nicht in den
Knast zurück.“
    „ Aber was macht das noch für einen Unterschied, Travis? Sie
werden ohnehin in wenigen Monaten sterben, das haben Sie selbst
gesagt.“
    Boyette wurde sehr ruhig und fing an, die Fingerspitzen
aneinanderzutippen. Er fixierte Keith mit harten, trockenen Augen,
ohne zu zwinkern. Leise, aber bestimmt sagte er: „Reverend, ich
kann keinen Mord gestehen.“
    „ Warum nicht? Sie wurden mindestens viermal wegen schwerer
Verbrechen verurteilt, die alle mit sexueller Nötigung zu tun
hatten. Sie haben den größten Teil Ihres erwachsenen Lebens hinter
Gittern verbracht. Sie haben einen inoperablen Gehirntumor. Sie
haben den Mord begangen. Also, warum bringen Sie nicht den Mut auf,
ihn zu gestehen und einem Unschuldigen das Leben zu
retten?“
    „ Meine Mutter lebt noch.“
    „ Wo?“
    „ In Joplin, Missouri.“
    „ Wie heißt sie?“
    „ Werden Sie sie anrufen, Reverend?“
    „ Nein. Ich werde sie nicht behelligen. Wie heißt
sie?“
    „ Susan Boyette.“
    „ Sie wohnte in der Trotter Street, richtig?“
    „ Woher ...?“
    „ Ihre Mutter ist vor drei Jahren gestorben, Travis.“
    „ Wie ...?“
    „ Google. Hat ungefähr zehn Minuten gedauert.“
    „ Was ist Google?“
    „ Eine Internetsuchmaschine. Was war sonst noch gelogen, Travis?
Wie viele Lügen haben Sie mir heute aufgetischt?“
    „ Wenn ich lüge, warum sind Sie dann hier?“
    „ Ich weiß nicht. Das ist eine berechtigte Frage. Sie erzählen
eine gute Geschichte, und Sie haben eine schlimme Vergangenheit.
Aber Sie können nichts beweisen.“
    Boyette zuckte die Achseln, als wäre ihm das egal, doch seine
Wangen röteten sich, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Ich muss nichts beweisen. Ich bin zur Abwechslung mal nicht
angeklagt.“
    „ Nicoles Fitnessklubkarte und ihr Schülerausweis wurden auf
einer Sandbank im Red River gefunden. Wie passt das in Ihre
Geschichte?“
    „ Sie hatte ein Telefon in der Handtasche. Ich hatte sie kaum
überwältigt, da fing das Ding an zu klingeln und wollte nicht mehr
aufhören. Am Ende bin ich ausgerastet und habe die Tasche von der
Brücke geworfen. Das Mädchen habe ich behalten. Ich habe sie
gebraucht. Ihre Frau erinnert mich an sie. Sehr süß.“
    „ Halten Sie die Schnauze, Travis“, rutschte es Keith
unwillkürlich heraus. Er atmete tief durch und fügte dann
beherrscht hinzu: „Lassen Sie bitte meine Frau aus dem
Spiel.“
    „ Entschuldigen Sie, Reverend.“ Boyette nahm sich eine dünne
Kette vom Hals. „Sie wollen Beweise? Dann sehen Sie sich das an.“
Ein goldener Klassenring mit einem blauen Stein baumelte an dem
Kettchen. Boyette öffnete den Verschluss und reichte Keith den
Ring. Er war klein und schmal, ganz offensichtlich für eine Frau
bestimmt. „Auf der einen Seite steht >ANY<„, sagte Boyette
mit einem Lächeln. „Alicia Nicole Yarber. Auf der
anderen steht >SHS 1998<. Die gute alte Slone
High.“
    Keith hielt den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger und
starrte ihn ungläubig an.
    „ Zeigen Sie ihn ihrer Mutter, sie wird

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