Geständnis
Spektakel
verursachen. Reporter und Fernsehleute werden Sie mit offenen Armen
empfangen, da bin ich sicher. Wer weiß, vielleicht wird auch ein
Richter oder der Gouverneur aufmerksam. Ich kenne mich in diesen
Dingen nicht so gut aus, Travis, aber ich könnte mir vorstellen,
dass es schwierig wird, Donte Drumm hinzurichten, während Sie im
Fernsehen verkünden, Sie hätten Nicole umgebracht.“
„ Ich habe kein Auto.“
„ Mieten Sie eines.“
„ Ich habe seit zehn Jahren keinen Führerschein
mehr.“
„ Dann nehmen Sie den Bus.“
„ Ich habe kein Geld für eine Busfahrkarte,
Reverend.“
„ Dann leihe ich Ihnen das Geld. Nein, ich schenke Ihnen ein
Ticket für eine einfache Fahrt nach Slone.“
„ Und was, wenn ich im Bus einen Anfall bekomme oder einen
Blackout? Die würden mich doch glatt in Podunk, Oklahoma,
rausschmeißen.“
„ Lassen Sie die Spielchen, Travis.“
„ Sie müssen mich hinfahren, Reverend. Wir fahren zusammen, nur
Sie und ich. Wenn Sie mich runterfahren, sage ich denen, was
wirklich passiert ist. Ich werde sie zu der Leiche fuhren. Wir
können die Hinrichtung aufhalten, aber Sie müssen
mitkommen.“
„ Warum ich?“
„ Mir fällt sonst niemand ein, Reverend.“
„ Ich habe eine bessere Idee. Morgen früh gehen wir hier zur
Staatsanwaltschaft. Ein Freund von mir arbeitet da. Sie erzählen
ihm die Geschichte. Vielleicht können wir ihn überzeugen, in Slone
anzurufen, beim Staatsanwalt, beim Polizeichef oder beim
Verteidiger, ja, möglicherweise sogar bei irgendeinem Richter. Die
werden ihm eher zuhören als einem Lutheranerpfarrer, der keine
Ahnung von der Juristerei hat. Wir können Ihre Aussage auf Video
aufnehmen und sofort an die Behörden in Texas schicken, ebenso wie
an die Presse. Wie wäre das, Travis? Sie würden Ihre
Bewährungsauflagen nicht verletzen. Und ich würde keinen Ärger
bekommen, weil ich Ihnen geholfen habe.“
Dana nickte zustimmend.
Fünf Sekunden vergingen. Zehn Sekunden. Schließlich sagte
Travis: „Vielleicht funktioniert das, Reverend. Vielleicht können
wir so die Hinrichtung aufhalten. Aber die Leiche finden die nie.
Da muss ich dabei sein.“
„ Konzentrieren wir uns auf die Hinrichtung.“
„ Morgen um neun werde ich entlassen.“
„ Ich werde da sein, Travis. Das Büro des Staatsanwalts ist ganz
in der Nähe.“
Fünf Sekunden vergingen. Zehn Sekunden. „Gut, Reverend. Machen
wir es so.“
Um ein Uhr holte Dana die Schlaftabletten, doch eine Stunde
später waren sie immer noch wach. Die Fahrt nach Texas beschäftigte
sie. Sie hatten schon einmal kurz darüber gesprochen, aber die
Vorstellung allein war so beängstigend, dass sie das Thema nicht
weiterverfolgt hatten. Es war grotesk - Keith, der mit einem
notorischen Sexualstraftäter zweifelhafter Glaubwürdigkeit nach
Slone führ, um dort irgendwelche Menschen von einer bizarren
Geschichte zu überzeugen, während der Countdown für Donte Drumms
Hinrichtung lief. Das ungleiche Pärchen würde ausgelacht oder gar
mit Gewalt bedroht werden. Und wenn er nach Kansas zurückkehrte,
würde Reverend Keith Schroeder möglicherweise für ein Verbrechen
angeklagt, für das es keine Rechtfertigung gab. Seine Arbeit und
seine Karriere standen auf dem Spiel. Und das alles wegen eines
zwielichtigen Typ wie Travis Boyette.
Chapter
12
Mittwochmorgen. Sechs Stunden nachdem Robbie die Kanzlei
verlassen hatte - es war kurz nach Mitternacht gewesen -, saß er
wieder im Besprechungsraum und bereitete einen neuen hektischen Tag
vor. Seine Nacht war nicht gut gewesen. Das Treffen Fred Pryors mit
Joey Gamble hatte nichts gebracht außer dem Eingeständnis von
Gamble, dass Mr. Koffee ihn tatsächlich angerufen und an das
Strafmaß für Meineid erinnert habe. Robbie hatte das gesamte
Gespräch mitgehört. Pryor, der seine Abhörmethoden im Laufe der
Jahre immer weiter perfektioniert hatte, hatte wieder sein
Kuli-Mikrofon benutzt und die Aufnahme über sein Handy
weitergeleitet. Die Tonqualität war erstaunlich gut gewesen. Robbie
hatte sich in seinem Büro ein paar Drinks genehmigt, zusammen mit
Martha Handler, die Bourbon trank, während Assistent Carlos beim
Bier blieb und das Telefon überwachte. Es war fast entspannend
gewesen, dieses kleine Stelldichein mit Joey und Fred, die in einer
Kneipe irgendwo außerhalb von Houston saßen, während sie im alten
Bahnhof von Slone in aller Ruhe lauschten. Nach zwei Stunden
freilich hatte Joey genug - sogar vom Biertrinken - und erklärte,
er habe
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