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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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minder
verheerend. Polizei und Staatsanwaltschaft griffen tief in die
Trickkiste und ließen einen Häftling namens Ricky Stone als Zeugen
aussagen. Stone saß wegen Drogendelikten ein und war gern bereit,
mit Detective Kerber und der Polizei von Slone zu kooperieren. Er
wurde vier Tage lang zu Donte Drumm in die Zelle gesperrt, der ihn
danach erst im Prozess wiedersah. Stone bezeugte, dass Donte offen
über die Vergewaltigung und den Mord an Nicole gesprochen habe. Er
sei ausgerastet, als sie mit ihm Schluss gemacht habe. Sie hätten
sich mehrere Monate lang heimlich getroffen, sie seien verliebt
gewesen, aber sie hätte Angst bekommen und gefürchtet, dass ihr
reicher Vater ihr kein Geld mehr gebe, wenn er erführe, dass sie
mit einem Schwarzen zusammen sei. Stone sagte aus, dass ihm der
Staatsanwalt für seinen Auftritt vor Gericht keine Gegenleistung
versprochen habe. Zwei Monate nachdem Donte verurteilt worden war,
erklärte sich Stone eines leichten Vergehens für schuldig und
verließ das Gefängnis als freier Mann.
    Stone hatte ein langes Strafregister und war alles andere als
glaubwürdig. Er hatte kein Problem damit, für eine Strafminderung
gegen einen Mithäftling falsch auszusagen. Und Richterin Grale
hatte kein Problem damit, ihn als Zeugen zuzulassen.
    Stone widerrief seine Aussage später mit der Begründung,
Detective Kerber und Staatsanwalt Koffee hätten ihn zum Lügen
gezwungen.
    Richterin Grale ließ auch Zeugenaussagen zu, die in anderen
Instanzen bereits mehrfach angezweifelt worden waren. Während der
Suche nach Nicole hatte die Polizei Spürhunde eingesetzt. Die Tiere
hatten Gerüche aus Nicoles Auto und einiger darin befindlicher
Gegenstände als Fährte bekommen und waren dann losgelassen worden.
Die Spuren hatten nirgendwohin geführt, jedenfalls so lange nicht,
bis Donte verhaftet wurde. Dann ließ die Polizei die Hunde den
grünen Ford der Drumms durchsuchen. Dem Hundeführer zufolge wurden
die Tiere im Wagen sehr aufgeregt, ganz so, als hätten sie Nicoles
Geruch erschnüffelt. Diese kaum nachprüfbare Aussage war erstmals
in einer Anhörung vor Beginn des Hauptverfahrens gemacht worden.
Dontes Verteidiger waren fassungslos und fragten, wie sie einen
Spürhund ins Kreuzverhör nehmen sollten. Robbie Flak war so außer
sich, dass er einen der Hunde, einen Spürhund namens Yogi, „blödes
Arschloch“ nannte. Richterin Grale verurteilte ihn wegen
ungebührlichen Verhaltens vor Gericht zu einer Ordnungsstrafe von
hundert Dollar. Erstaunlicherweise durfte der Hundeführer weiter
aussagen. Den Geschworenen erklärte er, dass er nach dreißig Jahren
Erfahrung mit Spürhunden „absolut sicher“ sei, dass Yogi im Ford
Nicoles Geruch aufgenommen habe. Im Kreuzverhör bescherte Robbie
Flak dem Hundeführer eine ungemütliche Zeit. Zu guter Letzt
forderte er sogar, den Hund in den Gerichtssaal zu holen, ihm den
Eid abzunehmen und in den Zeugenstand zu setzen.
    Richterin Grale zeigte sich den Verteidigern gegenüber
unverhohlen feindselig, insbesondere Robbie Flak. Paul Koffee
dagegen behandelte sie ausgesprochen zuvorkommend.
    Und das war auch nicht verwunderlich. Sechs Jahre nach dem
Prozess wurde bekannt, dass Richterin und Staatsanwalt eine
langjährige Affäre miteinander gehabt hatten. Ans Licht kam die
Liaison, als eine wütende ehemalige Sekretärin aus Mr. Koffees
Kanzlei ihren Exchef wegen sexueller Belästigung verklagte. Dabei
kamen E-Mails, Telefonverbindungsnachweise und sogar Mitschnitte
von Telefonaten zum Vorschein, die seine Beziehung zu der Richterin
eindeutig bewiesen.
    Richterin Grale trat unehrenhaft zurück und verließ Slone,
noch ehe ihre Scheidung rechtskräftig war. Paul Koffee wurde 2006
mangels Gegenkandidat wiedergewählt, musste allerdings versprechen,
nach Ablauf der Amtszeit zurückzutreten.
    Dontes Verteidiger reichten Klage wegen der offensichtlichen
Befangenheit von Richterin und Staatsanwalt ein. Der Texas Court of
Criminal Appeals beschied von höchster Stelle, dass die Affäre zwar
„unglückselig“ sei und „möglicherweise auf ein Fehlverhalten“
hindeute, dass sie aber keineswegs das Recht des Angeklagten auf
einen fairen Prozess beeinträchtige. Die Klagen bei den
Bundesgerichten brachten ebenso schwammige Ergebnisse.
    2005 strengte Paul Koffee eine Verleumdungsklage gegen Robbie
Flak an, wegen Bemerkungen, die Flak in einem Interview über
Koffees intime Beziehung mit der Verhandlungsrichterin gemacht
hatte. Flak verklagte Koffee daraufhin wegen

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