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Geständnisse eines graumelierten Herren

Geständnisse eines graumelierten Herren

Titel: Geständnisse eines graumelierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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gekauft hatte.
    „Vergelt’s Gott, Herr Mountdorn!“
    Hier gab er seine ursprüngliche Absicht auf, den Maxi zu bitten, die Mountdorn-Vergangenheit nicht herumzuerzählen. Als die Gäste nach Adressentausch mit Colin vergnügt und zufrieden weiterfuhren, hatte Lukas eine Frage: Woher konnte der Maxi Englisch?
    Vielleicht war das zu aufdringlich. Merkwürdig sah der ihn an. „Mei, Mountdorn, des is a lange G’schicht!“ Und er erzählte sie ihm nicht.
    Vom Unterwirt strebten sie mit ihren Gummistiefeln in verschiedene Richtungen.
    Am Waldrand lag die Hinterlassenschaft der Sonntagsausflügler und am Bühlhof stimmte irgendetwas nicht. Die Fenstergardinen fehlten. Im Briefkasten fand sich eine Rechnung vom Malermeister für die Arbeiten in seiner Wohnung, aus der Zeitung rutschte ein Werbeprospekt mit polierten Möbeln zur Volksverbildung, und unter Post für Renate oder Daniela war ein Brief der beiden aus Brasilien.
    Instinktiv völlig richtig, begannen sie mit Einstimmungssätzen, wie sie auch bei kürzeren Entfernungen schon nötig sind. Schön sei es, aufregend, interessant und sie würden es oft bedauern, ihn nicht dabeizuhaben, weil das sicher auch für ihn amüsant wäre, und weil es immer noch unnötig Kraft koste, sich durchzusetzen, ohne Mann. Andererseits beruhige es, ihn auf dem Hof zu wissen, wenngleich sie gerade deswegen ein schlechtes Gewissen hätten, sonnige Sonntage betreffend, vor allem. In der Eile und Aufregung wären sie nicht mehr dazugekommen, sämtliche Freunde und Bekannte zu verständigen, hätten viele nicht erreicht, andere einfach vergessen. Aber vielleicht freue ihn die Abwechslung. Wenn sie Georgia hieße, zum Beispiel. Für Martina entschuldigten sie sich grundsätzlich. Die sei ihnen zugelaufen, spiele gern Tochter im Haus und müsse ihm, Danielas astrologischen Berechnungen zufolge auf die Nerven gehen. Doch möge er Geduld üben, sie keinesfalls kochen lassen — einen Küchenbrand habe sie bereits bewerkstelligt — und bei Frau Schmidhuber in Schutz nehmen. Das möge ihm etwas viel verlangt erscheinen, doch er habe ja einen „Weiberladen“ übernommen. Unter der Woche sei es meist ruhig und wenn er sich nützlich machen wolle, fände er auf dem Hof genug Gelegenheit für seine Bastlerhände — eine Eigenschaft, die sie an ihm neu entdeckt hätten. Und bei Problemen, wie schon gesagt, sei Alois der richtige Mann. Er kenne sich mit allem aus. Jetzt müßten sie Schluß machen, gleich würden sie abgeholt zu einem Rundflug in die Berge mit einer kleinen Maschine. Ob gemietet oder eingeladen, erwähnten sie nicht. Reisebekanntschaften soll’s ja geben. Daß sie ausgerechnet Georgia erwähnten, belustigte Lukas. Nun sehen einen Menschen, die man sehr lang kennt, vorzugsweise wie früher. Das macht sie selber jünger. Am meisten freute ihn ihr Wink mit den handwerklichen Fähigkeiten.
    Sie haben die Gedankenwellen meiner Arbeit im Zu-Haus empfangen!
    Nach Jahren in Schottland, mit Vorahnungen, Geistern, Inkarnationsüberschneidungen, war seine mitteleuropäische Kleingläubigkeit überwunden. Es gab Schwingungskorrespondenzen. Wie zur Bestätigung knatterte am Nachmittag ein Traktor mit Anhänger vor den Hof — der Maxi.
    „Von meim Umbau is was übrig’blieben. Ich hab’ ma denkt, vielleicht kannst du’s brauchen, bevor’s hin wird. Wär ja schad.“
    Nach kommentarloser Besichtigung der Kleinstbaustelle trugen sie gemeinsam die Säcke herein, Maxi kippte den Sand davor und meinte, als Lukas mit ihm abrechnen wollte: „Jetzt schaust erst amal was d’brauchst, Mountdorn! Und morgen schick dir den Luggi. Des wird sonst nix.“
    Der letzte Satz, nach regionaler Art eine Absicherung, falls man vorher allzu freundlich gewesen sein sollte, tat dem schwankenden Bauherrn wohl. Durch Gewittererfahrung und Brief bestärkt, schien ihm, bei fachmännischer Ausführung, das Hochziehen des Kamins gerade noch vertretbar.
    Abends in der Stube zeichnete er, unter Martinas intensiven Blicken, seine Vorstellung von durchgehendem Kachelofen und offenem Kamin für den Luggi auf. Nicht einmal ihr ständiges Lächeln störte ihn. Es kam über den Bildschirm, ohne Ton. Diese Methode hatte er in einem englischen Zeichentrickfilm sein Männchen erfinden lassen. Sie garantierte wahren Fernsehgenuß, da mit Abschalten des Tons automatisch die Phantasie eingeschaltet werde, was das Niveau ruckartig anhebe. Man sehe mehr als unter Geräuschberieselung, könne frei assoziieren und selbst über

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