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Gestern fängt das Leben an

Gestern fängt das Leben an

Titel: Gestern fängt das Leben an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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immer so eng, dass er meine Gefühle sicher überhaupt nicht nachvollziehen kann. Henry hätte mich verstanden. Henry verstand, wie sehr sie mich verletzt hatte – und hörte trotzdem nicht auf, mich zu bedrängen.
    Jack dagegen ist so unendlich weit von all dem Schmerz entfernt, dass er mich vor den Qualen bewahrt, die Schatten meiner Vergangenheit aufarbeiten zu müssen.
    Doch ehe ich weiter darüber nachdenken kann, hält das Taxi vor dem
Cipriani,
und Jack nimmt versöhnlich meine Hand. Und ohne die komplexeren Schichten des anderen zu verstehen, gehen wir hinein.
    ***
    Ein Kellner begrüßt uns mit Getränken (Cola Rum!) und hält uns die große, vergoldete Tür auf. Der gewölbte Raum, in den sicher eintausend Menschen passen würden, ist in eine Art botanischen Garten verwandelt worden. Von den Leuchtern hängen Hunderte aufgefädelte Rosenblätter, und es sieht aus wie ein Traumgarten von Salvador Dalí: Blühende Stängel und Zweige ergießen sich von der Decke und ranken zu uns herunter, beleuchtet von blinkenden weißen Lichtern, die durch die Zweige blitzen wie Sterne.Über jedem Cocktailtisch ragt eine Statue aus Früchten auf – Ananas, Pfirsiche, Birnen und Orangen. Die Farbtupfer in Verbindung mit den tieforangeroten Tischtüchern stehen in Kontrast zu den zarten Rosenblüten, und ich habe das Gefühl, mitten im Garten Eden gelandet zu sein.
    «Wen kennst du denn hier?», ruft Jack mir in dem Versuch ins Ohr, den Lärm der Band am Ende des Saals und das Stimmengewirr zu übertönen.
    «Eigentlich niemanden», rufe ich zurück und zucke die Achseln.
    Wir betrachten beide stumm das wogende Partyvolk, bis ich auf einmal wie durch ein Wunder Josie entdecke. Ich nehme Jack bei der Hand und schiebe mich durch Parfumwolken und Gesprächsfetzen.
    «Oh, Jillian! Perfektes Timing!», sagt sie. «Die Coke-Leute stehen gleich da drüben, und ich würde dich gern vorstellen.»
    «Äh, ich bin an der Bar», sagt Jack augenzwinkernd und grinst mich an. Bis er was zu trinken in der Hand hält, wird er sich schon mit mehr Leuten angefreundet haben als ich in meinem ganzen Leben. Ich kenne ihn.
    Josie fasst mich am Ellbogen und zieht mich zu einer Gruppe Mittvierziger, die irgendwie alle gleich aussehen: dunkelblaue Nadelstreifenanzüge und frischrasierte Wangen mit einem Hauch Sommerbräune von den Hamptons, dazu joviales Gelächter, das darauf hinweist, dass gerade jemand einen absolut unpassenden Witz erzählt hat.
    «Ich bitte um Verzeihung. Meine Herren?», sagt Josie. «Ich würde Ihnen gern den Kopf hinter Ihrer neuen Anzeigenkampagne vorstellen. Jillian, dies sind die Herren, für die du jede Menge Geld machen wirst.»
    Sie lächelt, und mir fällt auf, wie hübsch sie heute Abend aussieht. Weniger abgespannt, mit exakt dem richtigen Hauch Rouge, um ihre Wangenknochen zur Geltung zu bringen, und nur wenig Lippenstift, der ihren Schmollmund betont. Die Haare, die sonst zu einem nachlässigen Knoten geschlungen sind, fallen luftig bis über die Schultern und über das ausgestellte, rote Kleid. Sie sieht seriös genug für eine Geschäftsführerin aus, aber gleichzeitig auffällig genug für eine Frau unter vierzig, die es genießt, die Blicke auf sich zu ziehen.
    Ich strecke meine Hand aus und erwidere das kräftige Händeschütteln der leitenden Coke-Manager. Anschließend erfreue ich sie noch mit meinen Ideen und sprühendem Smalltalk und fülle die Gesprächspausen mit amüsanten Bemerkungen.
    Irgendwann schieben sie einen Vorwand vor, um endlich die Bar zu stürmen, und Josie und ich sehen ihnen nach.
    «Ist dir Bart aufgefallen, der mit der violetten Krawatte?», fragt sie mich. «Ich war auf dem College mal mit ihm zusammen. Aber wir haben uns getrennt, als er nach dem Abschluss nach San Francisco gegangen ist.»
    «Oh!», seufze ich, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Dann füge ich hinzu: «Er ist niedlich.»
    «Ja, finde ich auch.» In ihrer Stimme liegt zu viel Wehmut für eine Frau, die nichts bereut.
    «Wo ist dein Mann eigentlich? Bei den Kindern?», frage ich.
    «Nein». Sie schüttelt den Kopf. «Art musste kurzfristig nach San José. Pah!» Sie schnaubt belustigt, aber die Verärgerung ist deutlich herauszuhören. «Irgendein Notfall mit einem Opernbühnenbild.»
    Ich hebe fragend die Augenbrauen.
    «Nein, wirklich», sagt sie. «Du weißt schon: aufsässige Kronleuchter und Samtvorhänge, die sich einfach nicht benehmen wollen.» Sie fängt an zu lachen, und ich stimme mit ein, bis wir

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