Gestern, heute - jetzt
an Rafael. „Und was deine zukünftige Vaterschaft angeht“, fügte sie mit einem scharfen Blick hinzu, „die solltest du wirklich nicht einfach so hinausposaunen. Weiß Etienne davon?“
Ups …
Seine Miene sagte alles. „Auch wenn ich sicher bin, dass Rosa diskret ist – es gibt immer Klatsch und Tratsch, Rafael. Darf ich mir dein Handy ausleihen?“
Wortlos reichte er ihr das Telefon und beobachtete, wie sie sein Adressbuch durchging, bis sie die Nummer gefunden hatte, die sie suchte.
„Euer Hoheit? Hier ist Simone Duvalier. Ja, wir sind eben angekommen. Ja, die Fahrt war sehr angenehm und entspannend. Wir haben etliche Male angehalten, um die Aussicht zu bewundern.“ Simone hatte einen Notizblock aus ihrer Handtasche gefischt und kritzelte hektisch etwas darauf, während sie das Handy zwischen Wange und Schulter einklemmte. Ein paar Sekunden später hielt sie den Notizblock hoch, damit Rosa und Rafael ihn lesen konnten. Dort stand: Dinner für drei um acht?
Rosa nickte heftig.
Rafael zuckte gleichgültig die Achseln. Auch wenn er Etienne als Regent bewunderte – als Vater ließ seine Königliche Hoheit einiges zu wünschen übrig. Er gab sich ja durchaus Mühe, das musste Rafael ihm lassen, aber er tat es eher aus Gründen der Staatsräson denn aus echter Zuneigung. Etienne würde begeistert sein, wenn er hörte, dass eine neue Generation königlicher Kinder auf dem Weg war, die den Fortbestand seiner Dynastie sichern würde.
Kinder, registrierte Rafe ganz unvermittelt. Plural. Er dachte nicht nur an eines, sondern an mehrere, und das war die Gefahr, die daraus erwuchs, Simone an seiner Seite zu haben. Er wollte dieses Kind, ihr gemeinsames Kind, mit einer Heftigkeit, die ihn atemlos machte. Er wollte mehr.
„Etienne, möchten Sie sich zum Dinner zu uns gesellen?“, hörte er sie fragen. „Sagen wir so gegen acht? Ich bin schwanger, Rafe ist der Vater, und wir wollen feiern.“
Rosa schnaubte. Simone grinste, und Rafael verschränkte die Arme über der Brust und hob eine Augenbraue. Typisch Simone, eine solche Nachricht auf diese Art und Weise zu verkünden. Beinahe hätte er gelächelt.
„Sie kommen?“, fuhr sie fort. „Wunderbar. Aber natürlich. Adios. Bon soir. Bis dahin.“
Sie beendete das Gespräch, klappte das Handy zu und reichte es ihm mit einem Lächeln, das er nur zu gut aus ihrer Kindheit kannte. „Das dürfte seine Staatsmänner ganz schön in Aufruhr versetzen. Rosa, jetzt können Sie es der ganzen Welt erzählen.“
Die Haushälterin lächelte breit. „Wie Mademoiselle wünschen.“
Simone erwiderte das Lächeln. Sie war ganz die clevere, eigensinnige Prinzessin. „Weißt du was?“, sagte sie, während sie sich bei Rafael einhakte und sich neugierig im Foyer umblickte. „Ich glaube, es wird mir hier gefallen.“
9. KAPITEL
Etienne kam exakt viertel vor acht an diesem Abend an und brachte zwei kleine Geschenke mit. Eine dünne, ledergebundene Ausgabe von Tennysons Gedichten, die er Rafael überreichte, und einen Strauß Veilchen für Simone.
„Liebesgedichte“, las Simone anerkennend mit einem Blick auf das Buch in Rafaels Händen. „Sogar Tennyson. Dieser Mann hätte auch Franzose sein können, so gut versteht er das menschliche Herz.“
„In diesem Band befindet sich irgendwo einen Heiratsantrag“, bemerkte Etienne. „Falls jemand ihn benötigen sollte.“
„Tatsächlich?“ Simone warf dem König ein charmantes Lächeln zu. Ein Lächeln, vor dem sich Rafael seit ihrer Kindheit zu hüten wusste. Etienne musste noch lernen, wie gefährlich es sein konnte, Simone zu unterschätzen. Insgeheim freute er sich schon auf die Show, die er sicherlich gleich miterleben durfte.
„Wir leben in einer modernen Welt, Euer Hoheit“, bemerkte Simone leichthin. „Auch wenn ich verstehe, dass Sie sich dafür interessieren, welche Absichten Rafael mir gegenüber hegt, oder ich für ihn, so muss ich doch eines absolut klarstellen: Ich werde nicht dulden, dass sich jemand in unsere Beziehung einmischt oder sogar versucht, Druck auszuüben.“
Mit natürlicher Grazie nahm Simone Rafael das Buch aus der Hand und legte es auf einem nahe stehenden Tisch ab, ehe sie sich wieder umdrehte und Etienne ein weiteres Lächeln schenkte – diesmal lag allerdings Stahl darin. „Ich bin sicher, dass gerade Sie verstehen, wie wichtig es ist, sich aus freiem Willen zu einer Heirat zu entschließen und nicht aus Gründen der Staatsräson.“
„Gut gesprochen“, fügte Rafe hinzu und
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