Gestern, heute - jetzt
und untermauerte noch mal ihre Position. „Ich bin nicht den ganzen Weg mit dir hierhergekommen, Rafael, um jetzt wie eine Porzellanprinzessin behandelt zu werden. Ich schwöre dir, ich werde verrückt, wenn du das weiterhin tust.“
„Mein Fehler.“ Er lächelte angespannt – ein kleiner Streifen Sonnenschein an einem wolkenverhangenen Tag. „Was für eine Prinzessin möchtest du denn sein?“
Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Deine.“
Kurz nach vier erreichten sie das Weingut. Die Sonne brannte noch hoch vom Himmel herab, doch später würde sie hinter den Hügeln versinken, während die Schatten über das Tal krochen.
Rafael hoffte, dass es Simone hier gefiel. Sie hatten noch keine längerfristigen Pläne gefasst, was hauptsächlich daran lag, dass er selbst noch nicht wusste, was die Zukunft bringen würde – ob er vielleicht sogar für immer in Maracey blieb, um irgendwann den Thron zu besteigen. Auf jeden Fall musste er jetzt auch Simones Gedanken und Wünsche in seine Überlegungen mit einbeziehen.
Immerhin war sie hier. Das war die Hauptsache. Auf sein Flehen hin – das durfte er nicht vergessen. Sie liebte ihn nicht; sie wollte ihn nicht heiraten; sie wollte nur mit ihm ins Bett.
Der Himmel stehe ihnen bei!
Rafael fuhr durch das schmiedeeiserne Tor, das sich lautlos öffnete und auch wieder schloss.
„Es ist trostloser, als ich es in Erinnerung hatte“, murmelte Simone.
Natürlich. Sie war ja als Kind oft hier gewesen. „Innen drin ist es nicht trostlos“, versicherte Rafe und warf ihr einen raschen Seitenblick zu, während er den Wagen vor dem Eingangsportal parkte und den Motor abstellte.
„Dir gefällt es hier“, bemerkte sie leicht vorwurfsvoll. „Die Einsamkeit, der festungsartige Bau, die brennende Sonne.“
„Vielleicht. Es könnte sein, dass ich süchtig geworden bin nach dem Sonnenaufgang, den ich von meinem Balkon aus dort drüben beobachten kann“, erwiderte er und deutete auf das schmiedeeiserne Geländer vor seinem Schlafzimmer.
Simone öffnete die Wagentür und ließ Ruby als Erste hinauspurzeln. Sie selbst stieg wesentlich eleganter aus, richtete ihren Blick erst auf den Balkon, dann auf das Tal, das sich vor ihr ausbreitete. „Ich verstehe, warum“, sagte sie sanft.
Das große Eingangsportal öffnete sich, und eine rundliche, ältere Frau mit zurückgebundenen Haaren trat heraus. „Das ist Rosa, die Haushälterin“, stellte Rafe sie vor. „Sie spricht Französisch, Englisch, Spanisch und den lokalen Dialekt. Sie verzweifelt an mir, weil ich mich nicht wie ein Prinz bedienen lassen will. Sie ist sehr stolz darauf, aus Maracey zu stammen, und sie kann manchmal etwas hochmütig sein.“ Rafael verstummte abrupt, denn in diesem Moment fiel ihm ein, dass Simone es gewohnt war, mit Josien umzugehen. Im Vergleich zu seiner Mutter war Rosa ein Schatz.
Die Haushälterin nickte und scheuchte sie nach drinnen, aus der Hitze des Tages hinein in die angenehme Kühle des Hauses. Sie schlug vor, ihnen in einer Viertelstunde, sobald sie den Staub der Reise abgewaschen hatten, ein paar Erfrischungen zu servieren. Simone nickte begeistert.
Daraufhin wollte Rosa ihr das für sie hergerichtete Zimmer zeigen.
Simone lächelte jedoch und erklärte der Haushälterin, dass das Zimmer bereitstehen könne für den Fall, dass sie Rafael irgendwann aus seinem Bett werfen würde und er einen Platz zum Schlafen brauchte, doch bis dahin werde sie in seinem Zimmer bei ihm schlafen.
Auf Rosas strengem Gesicht drückte sich Überraschung aus, gefolgt von einem kurzen Lächeln, das tatsächlich wie Zustimmung aussah.
Rafael entspannte sich und konnte sich nur mit Mühe selbst ein Lächeln verkneifen. Doch dann erinnerte er sich an die Verantwortung, die er nun trug. „Simone ist schwanger“, teilte er der Haushälterin ungeniert mit. „Können Sie den Speiseplan entsprechend anpassen?“
Rosas Blick richtete sich auf Simones immer noch sehr schlanke Figur. „Natürlich können wir den Speiseplan verändern. Es gibt Dinge, die sie essen muss und andere, die sie nicht zu sich nehmen darf.“
„Oh, oh, passen Sie bloß auf mit dem, was ich nicht essen darf“, warnte Simone. „Sobald Sie verkünden, dass ich etwas nicht darf, scheine ich es mir nur umso mehr zu wünschen.“
Die ältere Haushälterin nickte weise. „Kommen Sie am besten zu mir in die Küche, dann können wir uns über Ihre Vorlieben unterhalten.“
„Gut.“ Simone nickte zustimmend, dann wandte sie sich
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