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Gestern, heute - jetzt

Gestern, heute - jetzt

Titel: Gestern, heute - jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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Tüte mit gebratenem Hühnchen. „Ich weiß bloß nicht, was manchmal über mich kommt. Möchtest du einen Hühnerflügel?“
    „Nein.“ Wenn er ein wenig barsch klang, dann aus gutem Grund. Sich selbst die tiefsten Sehnsüchte zu versagen, kostete Kraft.
    „Oh, gut“, erwiderte sie fröhlich, griff sich den Hühnerflügel und biss herzhaft hinein.
    Danach ließ Simone ihn erst mal in Ruhe. Sie widmete sich ganz der angenehmen Aufgabe, ein ausgewogenes Mahl zu sich zu nehmen. Als das beendet war, fragte sie Rafael über seinen Status in diesem Land aus.
    „Was genau erwartet Etienne von dir?“, erkundigte sie sich.
    „Meine Anwesenheit bei bestimmten Staatsangelegenheiten. Manchmal auch bei sensiblen politischen Meetings.“
    „Und wie stellt er dich dann vor?“
    „Als seinen Sohn.“
    „Bittet er dich um deine Meinung?“
    „Ja.“
    „Und teilst du sie ihm mit?“
    „Manchmal.“
    Simone betrachtete ihn aufmerksam. Etienne verlangte ganz schön viel von seinem neu entdeckten Sohn.
    „Gibt er dir Zeit zur Entspannung?“
    „Die Restaurierung des Weinguts zu leiten ist entspannend.“
    „Das machst du auch noch? Zusätzlich dazu, dass du aus der Ferne die Geschäfte deines eigenen Weinguts steuerst?“
    „Ich habe in Angels Landing einen Manager eingesetzt.“ Sein unglücklicher Gesichtsausdruck machte deutlich, wie schwer ihm dieser Schritt gefallen war. Mehr als alles andere war Angels Landing sein Traum, für den er hart gearbeitet hatte. Es schien nicht richtig, dass er das jetzt aufgab, nur um den Wünschen anderer Leute gerecht zu werden.
    „Lebt Etienne auf dem Weingut?“, fragte sie.
    „Nein. Er wohnt in einem Palast in der Hauptstadt. Man hat dort offensichtlich eine ganze Suite für mich eingerichtet, aber ich bin lieber auf dem Weingut, was Etiennes Staatsmännern ganz recht zu sein scheint. Die haben offensichtlich sowieso schon Angst, ich könnte ihnen gefährlich werden. Du wirst mit mir auf dem Weingut leben“, fügte er hinzu. „Ich habe das Personal gebeten, ein Zimmer für dich zu richten. Hoffentlich schläfst du noch besser, sobald du dich dort erst einmal eingelebt hast.“
    „Nein.“
    „Wie bitte?“
    Simone seufzte schwer. Schon seit zwei Tagen versuchte sie, ihm zu zeigen, was sie von ihm wollte, doch er schien es einfach nicht zu verstehen. Es war an der Zeit, es laut und offen auszusprechen. „Nein. Kein separates Zimmer, kein getrenntes Bett. Und du wirst mich nicht wie eine Fremde behandeln. Ich habe dir einen anderen Vorschlag zu machen.“
    „Wenn du willst, dass ich dich heirate, dann tue ich das“, versetzte er knapp.
    Ja, das würde er. Simone seufzte erneut. Für einen intelligenten Mann war er erstaunlich schwer von Begriff. „Ich will keinen Antrag aus purem Pflichtbewusstsein. Also vergiss ihn lieber wieder ganz schnell“, erklärte sie ruhig. „Ich will dich nicht heiraten. Die Ehe erfordert Liebe und Intimität. Vertrauen. Und du und ich … wir teilen diese Dinge nicht miteinander.“ Noch nicht. „Nein, mein Vorschlag zielt darauf ab, unseren Aufenthalt in Maracey möglichst reibungslos zu gestalten, das ist alles.“ Und vielleicht ein paar dieser Dinge, die sie im Moment noch nicht füreinander empfanden, zu erzeugen.
    „Was hast du im Sinn?“, fragte er vorsichtig.
    „Eine wesentlich unkompliziertere Verbindung“, entgegnete sie. „Du gibst mir etwas, das ich haben will, und ich gebe dir etwas, was du haben willst.“
    „Was willst du von mir?“
    „Ein wenig deiner Zeit tagsüber.“ Sie warf ihm einen aufmerksamen Blick zu. „Und dein Bett jede Nacht. Es gefällt mir dort.“
    Rafe verdaute ihre offenen Worte mit erstaunlicher Gelassenheit. Er lehnte sich an den Stamm der nahe stehenden Eiche und rieb sich über den Nacken. „Nun …“, begann er langsam, „das ein oder andere davon klingt machbar.“ Sein Blick bohrte sich in ihren. „Was würdest du mir im Gegenzug anbieten?“
    „Ich kenne mich mit politischen Winkelzügen aus, Rafael. Ich weiß genau, wie dieses Spiel gespielt wird. Wenn du mich lässt, dann kann ich dir in Maracey mit seinen nervösen Staatsmännern von Nutzen sein. Ich werde die Augen offen halten und dir den Rücken stärken.“
    Er sagte nichts.
    Simone machte sich nicht die Mühe, ihm zu erklären, dass sie das ohnehin tun würde, ob er es nun wollte oder nicht – weil sie ihn liebte. Das würde er ihr nämlich nicht glauben.
    Nun ja, Rom war auch nicht an einem Tag erbaut worden, erinnerte sie sich

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