Gestern, heute - jetzt
eine gute Brautjungfer zu sein und den Tag so gut es geht zu überstehen. Aber jetzt, wo du schon mal hier bist, such ein Gedeck aus – egal welches. So lange es eins von den beiden auf dem Tisch ist.“
Rafael begutachtete das Porzellan, allerdings nicht besonders lang. „Die Teller mit dem roten Dekor.“
„Das kam sehr bestimmt“, bemerkte Gabrielle.
„Ja, nicht wahr?“, pflichtete Simone ihr bei, zumal seine Meinung mit ihrer übereinstimmte.
„Wolltet ihr nicht genau das?“, fragte Rafael.
„Es ist auf jeden Fall das, was ich wollte“, flötete Inigo mit einem anzüglichen Blick auf Rafe.
Rafael wirkte belustigt. „Inigo, du weißt doch, dass ich nicht lange fackele.“
„Oh, ich weiß, ich weiß.“ Inigo lächelte unbekümmert. „Es ist nur so selten, dass man diesem autoritären Zug auch bei den Ladys begegnet.“
„Gib ihm Zeit“, wisperte Gabrielle Simone ins Ohr. „Er hat dich gerade erst kennengelernt. Er wird es schon noch merken.“
„Nun, während er das tut, sag du mir doch, welches Gedeck du bevorzugst“, versetzte Simone. „Das rote ist die gewagtere Wahl, aber du bist ja auch kein Mauerblümchen, und ich muss dich vermutlich nicht daran erinnern, dass Luc es auch nicht ist.“
Gabrielle zeigte das Lächeln einer sehr zufriedenen Frau. „Das rote Geschirr ist fantastisch.“
„Inigo, wenn ich kurz die Flirterei unterbrechen dürfte, wir haben eine Porzellanwahl getroffen“, erklärte Simone zuckersüß. Zu ihrer Befriedigung verengten sich Rafes Augen warnend. Sie hatte noch nie erlebt, wie ein Mann versuchte, mit Rafe zu flirten. Es war eine Augenweide.
„Bleib hier“, hörte sie Gabrielle irgendwo von der Seite murmeln.
„Verdammt, Gabrielle, dafür bist du mir wirklich etwas schuldig“, raunte Rafael, und seine Worte entlockten Simone ein breites Lächeln.
„Sind tausend Danke schön genug?“
„Nein.“
„Dann werde ich dein Haus putzen“, versprach Gabrielle als Nächstes. „Zweimal.“
„Wen interessiert das?“
„Bitte, Rafael.“
Diese Bitte war sein Verderben. Wenn Rafael liebte, dann ganz oder gar nicht. Es war seine größte Schwäche und seine sympathischste Stärke. Noch bevor er sprach, wusste Simone, dass er gegen Gabrielles Flehen keine Chance hatte.
„Was willst du?“, knurrte er.
„Dich, hier“, antwortete Gabrielle.
Die ruhigen Worte spiegelten Simones tiefste Sehnsüchte. „Inigo, wir nehmen das linke Gedeck“, erklärte sie mit einem müden Lächeln, während sie nur mühsam das Bedürfnis unterdrückte, die Hand auszustrecken und einen Teil von Rafes Zärtlichkeit für sich selbst einzufangen. Doch selbst wenn er sie ihr gestattet hätte, so hätte sie nicht gewusst, was sie damit anfangen sollte – und das war die reine Wahrheit. „Was nun?“
„Das Menü“, erwiderte Inigo, der ihrem Gedankengang mühelos gefolgt war. „Es sei denn, Sie wollen lieber erst den Wein auswählen und danach entscheiden, welches Essen es dazu geben soll? Ich würde es dem Chefkoch nicht verraten.“
„Ich bin dafür, erst den Wein auszuwählen“, gab Simone zurück. „Gaby?“
„Wir brauchen nur noch den Weißwein“, versetzte sie, während Inigo eine ledergebundene Karte vor ihr auf dem Tisch ablegte. „Den Cabernet Sauvignon und den Champagner haben wir bereits.“
„Allerdings“, stimmte der Maitre zu. „Der Chefkoch schleicht sich immer wieder in den Kühlraum, um den Champagner zu betrachten und in Ehrfurcht zu erstarren. Möchten Sie, dass ich eine Flasche zum Probieren heraufbringe?“
„Ja“, antworteten Simone und Gabrielle wie aus einem Munde, auch wenn in Simones Zimmer bereits eine halb geleerte Flasche Weißwein stand.
„Und als Rotwein haben wir den Angels Tears vorgesehen“, fügte Inigo bereits im Hinausgehen hinzu. „Davon werde ich auch eine Flasche mitbringen.“
„Ich dachte, euer Wein würde Angels Landing heißen“, bemerkte Simone.
„Ja, die meisten Sorten schon“, erwiderte Gabrielle. „Aber hierbei handelt es sich um einen Privatvorrat. Rafe und ich haben ihn vor Jahren abgefüllt, kurz nachdem ich plötzlich vor seiner Tür stand. Er hat mir erlaubt, den Wein zu benennen.“
„Was für ein Name.“ Simone suchte Rafes Blick. Er starrte sie teilnahmslos an, ganz so als wolle er ihr keine Waffe in die Hand geben. Keine Worte. Keine Emotionen. Nichts. Himmel, irgendetwas konnte er ihr doch geben. Es musste ja keine Zärtlichkeit sein. Höflichkeit wäre ja schon genug.
„Es kann
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